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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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Sedhia erzählt. Gerüchten zufolge arbeiteten sogar menschliche Sklaven Tag und Nacht in den Maschinenräumen. Ray hielt das für ein Schauermärchen, aber undenkbar war es nicht. Er schüttelte abfällig den Kopf. In Varyen gab es nur einen kleinen zentralen Kessel, der die Türmechanismen speiste.
    Der Trainingsraum war ein großer, beinahe leerer Saal, in dem jedes Wort mehrfach von den Wänden widerhallte. Im vorderen Teil übten die Krieger den Umgang mit Schwertern und Säbeln, der hintere Teil des länglichen Raumes wurde ausschließlich für Schussübungen verwendet. Zahlreiche Zielscheiben in verschiedenen Formen bewegten sich dort entlang der Wand. Ray ging zielstrebig zum Schießstand herüber. Das wäre jetzt genau das Richtige, um sich die Wut aus dem leib zu brennen. Seine eigene Waffe trug er immer im Halfter, aber Ray verlangte es nun nach einem größeren Kaliber. Er öffnete den Waffenschrank, der sich nur mit einem Geheimcode öffnen ließ. Geräuschvoll sprang die Maschine an, die die riesige Wand, hinter der die Waffen lagerten, zur Seite schwingen ließ. Die meisten von ihnen waren gewöhnliche Selbstladepistolen wie auch die von Ray, wieder einmal eine Innovation der Menschen. Neben diesen herkömmlichen Schusswaffen bot das Arsenal der Vartyden noch eine Reihe von Snods, die auf den ersten Blick an Armbrüste erinnerten, jedoch wesentlich höher entwickelt waren als jene der Menschen.
    Ray nahm die B320 aus dem Schrank. Dabei handelte es sich um ein einzigartges Gewehr, das mit beiden Händen gehalten werden musste und dessen gewaltige Zerstörungskraft immensen Schaden anrichten konnte. Ray konnte sich jedoch nicht daran erinnern, dass das Gewehr seit seiner Entwicklung je im Einsatz gewesen wäre. Die Vartyden setzten auf Heimlichkeit, außerdem wollten sie ihre Existenz vor den Menschen geheim halten. Im Grunde war die B320 nichts anderes als eine Demonstration von Macht. Lesward liebte derlei Dinge, die sein ohnehin mächtiges Ego streichelten.
    Die Waffe wog schwer in Rays Armen. Das kühle Metall fühlte sich unsagbar gut an. Mit einem Knopfdruck verschloss Ray den Waffenschrank wieder. Im Schießstand hingen noch die Schießscheiben vom Vortag. Zu Rays Verwunderung war die B320 bereits geladen und entsichert. Wer auch immer dafür verantwortlich sein mochte, handelte grob fahrlässig. Ray war es egal. Er zuckte nur die Achseln und legte sich das Gewehr an die Schulter.
    Der Schuss war ohrenbetäubend laut, der Rückstoß gewaltig. Die komplette Zielscheibe lag in Fetzen. Ray lachte hämisch. Es tat gut, seinem Ärger auf diese Weise Luft zu machen. Er legte die B320 an die Seite und feuerte noch einige Male mit seiner eigenen Pistole auf die Schießscheiben. Es war ihm vollkommen egal, ob er sein Ziel traf oder nicht. Aggressionen kochten in ihm auf, eine geballte Ladung Hass und Zerstörungswut entlud sich mit jedem seiner Schüsse.
    Plötzlich öffnete sich die Tür zum Trainingsraum. Ray steckte die Pistole zurück in ihre Halterung und wandte sich um. Lesward kam mit festen Schritten auf ihn zu.
    »Ray, was machst du hier?« Sein Blick fiel auf die B320. »Hast du den Verstand verloren?«
    Ray zuckte die Achseln. Er hatte ohnehin keine Lust mehr, weitere Munition zu verschießen. Lieber wollte er sie in den Leibern der Sedharym stecken sehen.
    »Ich übe, das siehst du doch«, knurrte er.
    »Mit der B320? Planst du eine groß angelegte Razzia?« Leswards Lachen hallte durch den Saal. Dann musterte er Ray mit strengen Blicken, seine raubtierhaften Augen zuckten hin und her.
    »Ray, du bist erschöpft. Du brauchst Nahrung.«
    »Wenn mir nur ein einziger Vartyd heute noch sagt, ich bräuchte Nahrung, dann raste ich aus!« Seine Stimme klang eisiger als beabsichtigt. Ray ging zum Waffenschrank zurück, öffnete den Mechanismus und legte die B320 zurück an ihren Platz. Er spürte Leswards Hand auf seiner Schulter.
    »Ray, weshalb quälst du dich bloß immer selbst so sehr? Du müsstest das nicht tun.«
    »Fass mich nicht an«, fuhr Ray ihn an und schlug seine Hand beiseite. »Ich brauche deine Energie jetzt nicht.«
    Ein Ausdruck von Mitleid huschte über Leswards Gesicht. Mit Wut oder Abscheu hätte Ray gut leben können, aber Mitleid versetzte Ray eine Wunde, die mehr schmerzte als der Nahrungsmangel.
    »Ray, du brauchst das Licht, wir alle brauchen das Licht. Es ist nun einmal so.« Leswards Mundwinkel zuckten und deuteten ein Lächeln an. »Es sei denn, du machst es wie die

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