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Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte

Titel: Lichtfaenger 01 - Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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wagen…?!
    Tatsächlich brachte er Jil bis auf den Gipfel des Hügels, doch anstatt in den Tempel zu gehen, bog er nach rechts ab. Hinter einer mächtigen Eiche gab es eine von Moos und Laub bedeckte Treppe, die Jil übersehen hätte, wäre der Fremde nicht geradewegs darauf zugelaufen. Ein paar Stufen führten abwärts. Die Erkenntnis traf Jil wie ein Blitz.
    Vartyden.
     
    *****
     
    Es grenzte an ein Wunder, dass bislang noch keiner der Pilger die kleine Treppe entdeckt hatte, die auf der Rückseite des Tempels hinab führte. Die Tür an ihrem Ende war zwar mit einem Zauber vor ungebetenen Blicken geschützt, doch scheinbar waren die Menschen bislang nicht einmal auf den Trampelpfad gestoßen, der um den Tempel herum führte. Der Wind hatte einen Haufen altes Laub in die kleine Nische geweht, auch die Treppe selbst war mittlerweile vollständig mit Moos und Blättern bedeckt.
    Besser so. Tarnung ist die beste Verteidigung.
    Ray tastete nach dem kleinen rostigen Schlüssel in seiner Jackentasche und steckte ihn in ein unscheinbares Loch in der Mitte der Tür. Es dauerte einige Augenblicke, bis er das vertraute Klicken und das darauf folgende Zischen vernahm. Vermutlich war der Mechanismus schon eingerostet. Die junge Frau, die über seiner Schulter lag und keinerlei Anstalten machte, sich zu wehren, beobachtete das Geschehen mit einer abgeklärten Gleichgültigkeit, die Ray verwunderte. Die Mädchen, die Lesward regelmäßig mit nach Varyen brachte, waren mit ihren Lautäußerungen zumeist großzügiger. Ray bereute bereits, Mitleid empfunden und die junge Dame vom Waldboden aufgelesen zu haben. Was ging es ihn schon an, wenn sie verletzt war? Ray schnaubte. Jetzt war es zu spät für derartige Überlegungen. Niemand durfte mit dem geheimen Wissen über ihre Existenz das Unterreich wieder verlassen. Glücklicherweise verfügten die Angehörigen seiner Art über die äußerst nützliche Fähigkeit, den Menschen die Erinnerungen zu nehmen, andernfalls könnte auch Lesward nicht ständig über die Strenge schlagen. Die Konsequenzen seiner Eskapaden blieben somit überschaubar.
    Ray betrat den schmalen Gang hinter der Tür, die sich hinter ihm langsam wieder schloss. Auch jetzt zeigte die junge Frau keinerlei Gefühlsregung.
    Es roch muffig. Dieser Gang war lange Zeit nicht benutzt worden. Die Deckenbeleuchtung flackerte. Ray würde Cole darum bitten, die Leuchtmittel auszutauschen, wenn er ihn das nächste Mal sah.
    »Mir wäre es bedeutend lieber, wenn Sie mich herunter ließen«, sagte die Frau auf seiner Schulter. Ihr Tonfall verriet keinerlei Anzeichen von Angst oder Verwunderung.
    »Du brauchst mich nicht zu siezen. Ich bin das nicht gewohnt«, murmelte Ray. Unbeirrt setzte er seinen Weg durch das Höhlensystem fort.
    »Ich habe dich um etwas gebeten«, sagte sie harsch.
    »Du kannst nicht laufen, schon vergessen?«
    »Du könntest mich stützen. Ich komme mir kindisch vor, wie ein Spielzeug herumgeschleppt zu werden.«
    Ray setzte sie unsanft zurück auf ihre Füße. Die Frau sog geräuschvoll die Luft ein und verzerrte das Gesicht vor Schmerz, als sie den verstauchten Fuß belastete. Als Ray ihr seinen Arm anbot, nahm sie das Angebot nur widerwillig an. Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. Langsam humpelte sie neben ihm her.
    »Wir wären schneller gewesen, wenn ich dich getragen hätte«, sagte er.
    Sie überging seinen Kommentar. »Wohin bringst du mich überhaupt?« Ein Ausdruck von Skepsis huschte über ihr Gesicht, aber Ray konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Dame ihre Verwunderung nur vorspielte. Wer war sie?
    »Du kannst hier bleiben, bis dein Fuß verheilt ist. Da draußen wärest du entweder Opfer eines wilden Tieres oder der Stadtwache geworden, was in meinen Augen dasselbe ist.«
    Die Frau nickte stumm und ließ sich weiter den Gang hinab führen. Ray musterte das dunkelhaarige Weibsbild, das es scheinbar faustdick hinter den Ohren hatte. Ihre Kleidung, eine einfache Bluse und eine dünne Stoffhose, waren schmutzig und verschwitzt. Einige Strähnen ihres vollen schwarzen Haares klebten in ihrem Gesicht. Ihre blauen Augen funkelten ihn mit festen, furchtlosen Blicken an. Sie war eine illegale Besucherin der Insel, dessen war sich Ray sicher. Jedoch sah sie nicht wie eine Pilgerin aus. Sicherlich war sie eine Diebin, die ihr Glück bei denen versuchen wollte, die mehr als ein oder zwei Pennies bei sich trugen. Man musste schon sehr abgebrüht sein, auf Falcon’s Eye Diebstahl zu

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