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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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seinem Gesicht breit. »Keine Sorge, du wirst nicht die Putzfrau des Teufels werden. Du kannst ganz beruhigt für uns putzen, so ganz ohne schlechtes Gewissen. Wir sind die Engel in diesem Spiel.«
    Jil hätte ihm am liebsten das Grinsen aus dem Gesicht gewischt, beherrschte sich dann aber doch. Das war die Antwort, die sie zwar erwartet, jedoch nicht erhofft hatte. Sie wünschte sich, dass Ray ihr einen Grund geben würde, ihn und seine abgewrackten Vartyden zu hassen. Ein letzter Funken Hoffnung glühte noch in ihr, dass sie sich am Ende doch noch ein schönes Leben mit Cryson machen konnte. Denn in einem Punkt hatte Ray Unrecht: sie war nicht gänzlich ohne Gewissen. Putzfrau des Teufels? Das konnte selbst Jil nicht verantworten.
    Jil kam noch einen Schritt näher, sie standen sich nun direkt gegenüber. Angestrengt forschte sie in Rays Gesicht nach einem Anzeichen von Lüge, doch er sah sie nur ausdruckslos an, als unterhielten sie sich über das Wetter.
    »Sagst du mir die Wahrheit?«, fragte sie.
    »Ich schwöre es bei meinem Vater und meiner Mutter«, sagte er. Sein Atem roch nach Whisky. Es verstörte Jil, dass sie seine vom Alkohol hervorgerufene lockere Art als anziehend empfand.
    Säufermund tut Wahrheit kund , sagte man landläufig.
    »Es gibt etwas, das ich mich schon seit Tagen frage«, sagte sie mit leiser Stimme. Ihre Augen fixierten ihn, doch sein Blick hielt stand.
    »Und das wäre?« Seine Stimme klang rau und sinnlich. Plötzlich funkelte etwas in seinen Augen auf, das Jil verriet, dass er ihr heute alles erzählen würde, was sie wissen wollte.
    »Bekriegen sich die Sedharym nur in Haven? Oder gibt es noch mehr von euch in England? Oder sogar auf der ganzen Welt? Es wundert mich, dass ihr der Sonne ein Spektrum gestohlen habt, es aber scheinbar nur innerhalb dieser Stadt von Belang zu sein scheint.«
    Ray zog eine Augenbraue hoch und zögerte, als müsse er über ihre Worte erst nachdenken. Plötzlich verzog sich sein vernarbtes Gesicht zu einem schiefen Grinsen, schließlich lachte er leise. »Ach Jil. Ich sehne mich seit Jahrhunderten nach diesem Augenblick, in dem ein Mensch sich danach erkundigt.« Sein Blick irrte umher, als hätte er den Faden verloren. »Ich möchte endlich einmal einem Menschen die Wahrheit sagen.« Er kam noch dichter heran und senkte die Stimme, bis sie wenig mehr als ein Flüstern und über dem Plätschern des Wassers kaum hörbar war. »Es gibt uns nur in Haven. Nicht in Frankreich, nicht in Italien und auch sonst nirgendwo. Deine ganze kleine Welt ist nur ein künstlich erbautes Kartenhaus. Die Sedharym sind ein uraltes Volk, niemand weiß, wie sie auf diese Erde gelangt sind. Nun ja, Lesward wird es wissen. Aber er schweigt eisern darüber. Ich denke, wir sind nichts als eine Laune der Natur. In jedem Fall waren die Sedharym ein feiges Volk. Feige, aber außerordentlich magisch. Zumindest damals. Und was macht ein feiges magisches Volk?« Er legte Jil eine Hand auf die Schulter. Sie wich unmerklich vor ihm zurück. Dennoch hielt sie seinem Blick stand und hörte ihm gebannt zu.
    »Ein feiges magisches Volk errichtet sich eine Festung«, fuhr er fort. »Und es nennt sie Haven. Haven existiert überhaupt nicht wirklich.« Er kicherte wie ein Kind. »Die Realität zieht an dir vorüber. An dir und an mir. An allen Einwohnern dieser gottverdammten Stadt. Die Sedharym hatten Angst vor den Menschen. Sie wollten nicht entdeckt werden. Trotzdem war ihr Machthunger so groß, dass sie sich kurzerhand ein eigenes Königreich erschufen. Eine Stadt konnten sie unterwerfen - dafür reichte ihre Zahl - nicht aber die ganze Welt. Haven existiert auf keiner Karte der Welt. Die Bücher in euren Buchläden sind gefälscht. Jeder, der in Haven geboren wurde, ist automatisch Leibeigener der Sedharym, jedenfalls war das bis vor ein paar Jahrhunderten ennoch so. Die Einwohner können die Stadt verlassen und fortgehen, und sie können auch wiederkehren. Aber kein Außenstehender ist in der Lage dazu, die Stadt zu sehen und zu betreten. Deine Tante dritten Grades aus London würde hier nichts sehen als ein schroffes Stück Land. Oft ist es schon passiert, dass man einen Havener in eine Nervenheilanstalt gesperrt hat, weil er von einer nicht existenten Stadt gesprochen hat. Trotzdem sind eure Leben genauso wertvoll wie die aller Menschen, und wir kämpfen zumindest für die Aufrechterhaltung eurer Illusion. Das war nicht immer so. Früher waren die Havener tatsächlich Sklaven. Bis heute

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