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Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg

Titel: Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuehnemann Nadine
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anziehen. Jil vergewisserte sich, ob es tatsächlich Bademäntel in den steinernen Regalfächern gab und atmete beruhigt auf, als sie einen zwischen den Handtüchern fand. Er war ihr viel zu groß und auf den massigen Körperbau eines Vartyden zugeschnitten, aber ihr war alles lieber als die stinkende Bluse, die sie zuvor getragen hatte.
    Jil näherte sich dem Wasserbecken und tauchte ihre Fußspitze hinein. Das Wasser war angenehm warm. Sofort lief Jil ein wohliger Schauer über den Rücken. Sie setzte sich an den Beckenrand, die Beine bis zu den Knien im Wasser baumelnd. Eine Ewigkeit lang hatte sie nicht mehr heiß gebadet. Als sie noch im Haus ihres Vaters gelebt hatte, war sie meistens zu faul gewesen, das Feuer unter der Zinkwanne zu schüren.
    Jil ließ sich ins Wasser gleiten. Es war nicht so tief wie befürchtet, es reichte ihr gerade bis zur Brust. Sie ließ den Kopf nach hinten sinken und tränkte ihr langes schwarzes Haar, bis es sich voll gesogen hatte. Dann schwamm sie bis zur Mitte des Beckens, wo das warme Quellwasser aus dem Boden sprudelte. Die Luftblasen kitzelten auf ihrer Haut. Jil entspannte sich und verdrängte all ihre Sorgen. Wenigstens für die Dauer dieses herrlichen Augenblicks wollte sie nicht mehr darüber nachdenken, was sie in der Zukunft erwartete. Sie wollte vergessen, was Nola ihr erzählt hatte und dass es überhaupt eine Nola gab. Auch wollte sie nichts mehr davon wissen, dass ihre Schwester und ihr Vater in Armut lebten und nichts davon ahnten, dass es eine Zivilisation jenseits ihrer Vorstellungskraft gab. Alle Last fiel von Jil ab, ihr Atem und Herzschlag gingen ruhig und regelmäßig.
    Plötzlich wurde Jil durch einen Schatten, der zwischen den Dampfschwaden auftauchte, aus ihren Gedanken gerissen. Sie hatte sich so sehr erschreckt, dass ihre Beine für einen kurzen Moment unter ihr nachgegeben hatten und sie Wasser einatmete. Sie hustete.
    »Na sieh einer an. Die furchtlose Jil hat sich erschreckt.« Ray tauchte wie aus dem Nichts neben ihr auf. Das sprudelnde Wasser reichte bis über seine Hüften. »Du brauchst dich nicht zu schämen, ich habe dich bereits nackt gesehen.«
    Jil wusste nicht, ob sie Erleichterung oder Empörung empfinden sollte. »Ich dachte, du wärest mit den anderen auf Streife gegangen und würdest dich jetzt ausruhen«, sagte sie. Sie richtete sich im Wasser auf, um ihm zu demonstrieren, dass sie sich ganz und gar nicht für ihre Nacktheit schämte.
    »Nein, ich war nicht mit den anderen unterwegs. Ich gehe ohnehin lieber allein jagen.«
    Selbst über die Distanz von fast zwei Yards roch Jil, dass Ray Alkohol getrunken hatte. Er watete an ihr vorbei, ließ sich bis zum Hals ins Wasser sinken und schwamm bis ans andere Ende des Beckens, bevor er wendete und erneut an Jil vorbei zog. Er schien sich nicht an ihrer Anwesenheit zu stören. Dann tauchte er für einen kurzen Moment unter Wasser, kam prustend wieder an die Oberfläche und schüttelte sein durchnässtes Haar.
    »Hat man schon entschieden, was mit dir geschehen soll?«, fragte er beiläufig. »Tod oder Sklaverei?« Um seine Augen herum blitzte ein neckischer Ausdruck auf.
    Jil presste die Lippen aufeinander und verengte die Augen. Nie hatte sie ein Mann derart provoziert. Abgesehen natürlich von ihrem Vater.
    »Entweder, ihr benötigt hier unten noch eine Putzfrau oder euer Anführer ist nicht Manns genug, mich zu töten. Jedenfalls bleibe ich vorerst hier.«
    Ray richtete sich drohend vor ihr auf. »Lesward ist ein anständiger Kerl. Er würde sein Leben geben, um dem Orden zu dienen. Einen unschuldigen Menschen zu töten gehört nicht zu seinen Aufgaben.« Ray war eindeutig angetrunken. Vielleicht war er auch bloß redefreudig?
    »Nola hat mir etwas sehr Interessantes erzählt«, sagte Jil in der Hoffnung, eine Diskussion vom Zaun brechen zu können. Sie warf ihm einen erwartungsvollen Blick zu, um sicherzustellen, seine Aufmerksamkeit erregt zu haben. Die Taktik schien zu funktionieren.
    »So, was denn?«, erkundigte sich Ray.
    Jil entging nicht, wie Ray sie mit glänzenden Augen musterte. Jil kam einen Schritt näher an ihn heran.
    »Sie hat mir erzählt, dass ihr für die Freiheit der Menschen kämpft, die ohne euch noch immer die Sklaven der Sedharym wären.«
    »Unsere Nola, eine wahrlich ehrliche Haut. Sie muss dich wirklich mögen, wenn sie so offen mit dir plaudert. Aber sie hat vollkommen Recht. Das wolltest du doch von mir hören, oder?« Ein verschlagenes Grinsen machte sich auf

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