Lichtfaenger 2 - Bruderkrieg
kontrollieren die Sedharym alle Im- und Exporte, weil Fremde gar nicht in die Stadt kommen könnten. Hast du dich nie gefragt, weshalb es hier keine Ausländer gibt?«
Jil wusste nicht, ob sich Ray im Suff ein Märchen ausgedacht hatte oder ob diese haarsträubende Geschichte tatsächlich der Wahrheit entsprach. Sie schluckte den Knoten herunter, der ihre Kehle zuschnürte.
»Und weshalb hast du darauf gewartet, dass ein Mensch die die Frage nach der Wahrheit stellt?«
Ray sah sie eindringlich an und zuckte dann die Achseln. »Ich weiß es nicht genau. Aber vielleicht habe ich einfach das Bedürfnis, diese Geheimnistuerei zu beenden, selbst wenn es letztlich die Vernichtung meiner Rasse bedeutet. Aber du wirst dieses Geheimnis nie verraten. Lesward wird niemals zulassen, dass du Varyen je wieder verlässt.«
Jil spürte, wie ihr trotz des heißen Wassers auf ihrer Haut ein Schauer über den Rücken lief, der sich beinahe bis zur Übelkeit steigerte. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Ray schnitt ihr das Wort ab.
»Im Übrigen glaube ich, dass du trotz einiger Schwächen ein Gewissen hast«, sagte er. »Ja, du bist eine Nervensäge. Ja, du bist eine Diebin. Ja, du wärest bis vor kurzem noch für Geld über Leichen gegangen, weil du egoistisch bist. Aber das war nur eine Fassade. Ich habe den Blick in deinen Augen nicht vergessen, als du mich geküsst hast. Und ich hasse mich selbst dafür, dass ich dich je mit hierher genommen habe. Und noch mehr hasse ich mich dafür, dass mein gottverdammter Schwanz schon wieder seinen Willen durchsetzen will.«
Jil warf ihm einen verwirrten Blick zu. Niemals hätte sie dem verschwiegenen und mürrischen Ray eine derart lockere Zunge zugetraut. Noch während sie darüber nachdachte, was sie als nächstes tun wollte, war Ray bereits bei ihr und schlang seine Arme um ihren Körper. Er strich mit den Fingerspitzen über die Wölbung ihres Rückens, sah ihr für die Dauer eines Lidschlags in die Augen und presste dann seinen Mund auf ihren. Was bildete er sich bloß ein? Sie erst mit seiner Geschichte zu schockieren, um sie dann gefügig zu machen? Männer waren doch alle gleich. Besonders, wenn sie betrunken waren.
Rays Zunge zwängte sich zwischen ihre Lippen. Er schmeckte nach Whisky. Jil stemmte ihre Handflächen gegen seine Brust und drückte ihn mit aller Kraft von sich weg, doch gegen einen fast zwei Meter großen durchtrainierten Sedhar blieb sie chancenlos. Dann löste er seinen Mund abrupt von ihr, sein heißer Atem strich über ihre Wange.
»Ach Jil, mir ist es scheißegal, wie dumm das hier ist. Ich bin es satt, Rücksicht zu nehmen. Ich hasse Regeln. Wir dürfen keine Menschenfrauen haben, es sei denn, um Nachwuchs zu zeugen. Und selbst dann dürfen sie nicht bei uns bleiben.« Er lallte leicht. »Meiner Mutter haben sie das Kind einfach weggenommen und mich hier unten aufgezogen. Ich habe sie nie kennen gelernt. Niemals wollte ich den gleichen Fehler machen wie mein Vater.« Er drückte Jils Körper fester gegen seinen. Jil starrte ihn aus großen Augen an, wehrte sich jedoch nicht mehr.
»Aber ich bin ein elender Schwächling«, fuhr Ray mit schwerer Zunge fort. »Ich hab mich immer fern gehalten von den Weibern, aber du drängst dich mir geradezu auf, du hinterhältiges Biest.« Gerade wollte Jil einen Protestlaut von sich geben, als Ray den Versuch mit einem erneuten Kuss vereitelte. Obwohl sie genau wusste, dass der Whisky einen nicht unerheblichen Beitrag zu seiner enthemmten Art beitrug, empfand sie seine Berührung trotzdem als angenehm. Zum Teufel mit ihren Vorsätzen! Ray hatte sich seit ihrer ersten Begegnung zunehmend in ihr Leben gedrängt, und ob sie es sich nun eingestehen wollte oder nicht: Er hatte ihr von Anfang an imponiert. Er war genau der Mann, den sie zu finden nie gehofft hatte. Cryson war ein zuvorkommender Schleimer gewesen, und im Grunde hatte sie sich doch eh nie viel aus teuren Kleidern gemacht.
Jil umschlang Rays massigen Körper mit ihren Armen und krallte sich in seine Schulterblätter. Ihr plötzliches Entgegenkommen schien Ray in seinem Vorhaben zu bestärken, denn seine Hände glitten hinab und griffen fest in ihre Pobacken. Gleichzeitig drängte er sich gegen sie. Jil spürte seine Erektion an ihrem Bauch. Er musste seinen Nacken aufgrund ihrer unterschiedlichen Körpergröße stark beugen, um sie zu küssen. Jil hatte den Kopf nach hinten sinken lassen, ihre langen Haare schwammen auf der Wasseroberfläche wie ein
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