Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
mögen unsere Feinde das Feuer – als Waffe.«
Die anderen Männer gaben ein paar unverbindliche Laute von sich, und der Erzherzog sagte: »Von dem Feuer habe ich gehört. Malachi hält mich über die aktuellen Ermittlungen auf dem Laufenden.« Er überlegte kurz, dann neigte er sich ihr zu. »Ein gut gemeinter Rat, Prinzessin Telmaine: Es wird wohl das Beste sein, wenn Sie Ihre Komplizen mit in Ihre Erzählung einbeziehen. Unter den gegebenen Umständen wird es ihnen deshalb nicht allzu schlecht ergehen, genauso wenig wie Ihnen.«
Was er damit andeuten wollte, wurde Telmaine erst nach kurzer Verwirrung klar. Er glaubte anscheinend, sie hätte jemanden beauftragt, das Feuer zu legen, als Ablenkungsmanöver. Sie schluckte, und er sagte in demselben ruhig ermahnenden Ton: »Mir wurde berichtet, dass im Hafenviertel einige Ihrer persönlichen Gegenstände in fremden Händen sichergestellt wurden.«
Während ihrer Rettungsaktion hatte sie ihr Ridikül und ihren Schmuck verloren, unter anderem auch diesen ausgefallenen Liebesknoten aus Silber, ein Geschenk von Bal aus der Zeit, als er sie umworben hatte. Gingen der Erzherzog und seine Agenten etwa davon aus, sie habe mit diesen Sachen jemanden bestochen? Bei dem Gedanken daran, dass die öffentlichen Agenten mit den Leuten vom Unterhafen gesprochen hatten, bekam sie einen furchtbar trockenen Mund. Sie glaubte zwar nicht, dass ein Ultraschallruf sie inmitten der Flammen hätte peilen können, weil das Chaos und die Turbulenzen des Feuers viel zu groß gewesen waren, aber angenommen …
Falls sie den Unglauben ihrer Zuhörer an alles Magische und Fremde erschütterte, würde sie zugleich ihren wirksamsten Schutz untergraben.
»Ich will gern mit dem Superintendenten sprechen, sollten … sollten seine Ermittlungen zu keinem befriedigenden Ergebnis gelangen. Aber im Grunde weiß ich … nicht mehr, als das, was ich Ihnen bereits erzählt habe.« Sollte sie die hohen Herren im Namen ihres Geschlechts und Standes um Schutz ersuchen? Sie wusste es nicht.
Aufgewühlt und stockend fuhr sie mit ihrem Bericht fort, der zum krönenden Abschluss hin immer abwegiger wurde. Telmaine schilderte, wie die Nachricht von Ishmaels angeblichem Tod sie erreicht hatte. Davon, wie ihr Ehemann sie überzeugte, gemeinsam mit dem Tageszug zum Sommerhaus zu fahren, weil er von Ishmaels Unschuld und Vladimers Bedeutsamkeit überzeugt war und in früheren Jahren selbst ein wenig Erfahrung als Agent gesammelt hatte.
»Aber warum hat Balthasar Sie denn überhaupt mitgenommen, Telmaine?«, fragte Claudius besorgt. Er war ein guter Freund ihres Vaters gewesen, und sie wusste, dass er sie nur beschützen wollte.
Sie faltete die Hände. »Fürst Claudius, zweifellos haben Sie bereits davon gehört, dass mein Gatte ein miserabler Schütze ist. Irgendjemand musste ihn begleiten.«
Leicht missbilligend runzelte er die Stirn. »Und was fanden Sie vor, als Sie das Sommerhaus erreichten?«
Vladimer verzog keine Miene, daher beeilte sich Telmaine, ohne seine Unterstützung fortzufahren, wobei sie den Beitrag ihrer Magie einmal mehr unerwähnt ließ. Demnach hatten sie und Balthasar an Vladimers Bett einen Mann vorgefunden, der Balthasars entfremdetem und seit über einem Jahrzehnt verschwundenem Bruder zum Verwechseln ähnelte. Derweil rings um sie herum der gesamte Hofstaat bewusstlos am Boden lag, bedrohte der Eindringling sowohl Balthasar als auch Vladimer. Ihr war es gelungen, ihn mit einer geborgten Waffe zu verwunden, Balthasar bekämpfte ihn mit vollem Körpereinsatz. Und während der Schattengeborene mit ihnen beschäftigt war, kam Ishmael di Studier zur Tür herein und feuerte den tödlichen Schuss ab. Tot sah der Auftragsmörder allerdings ganz anders aus als noch zu Lebzeiten.
»Inwiefern anders , Prinzessin Telmaine?«
Bei der Erinnerung daran musste sie zunächst die aufkommende Übelkeit ersticken. »Es war ein … ein scheußlicher Anblick, Euer Gnaden. Baron Strumhellers Schuss hatte ihm … den halben Schädel weggerissen … über den Brauen. Doch sein Gesicht war unversehrt und erinnerte nicht im Mindesten an Lysander Hearne.«
»Prinzessin Telmaine«, sagte der Erzherzog langsam, »sollte ich Sie auffordern, diesbezüglich einen Eid abzulegen, Ihre Ausführungen – wie vor einem Gericht – zu beschwören, würden Sie auch dann noch bei Ihrer Aussage bleiben?«
In diesem Punkt konnte sie das durchaus. »Ohne zu zögern, Euer Gnaden.«
Hatte sie sich den Seufzer des Erzherzogs
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