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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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nur eingebildet? »Fahren Sie fort.«
    »Und dann ist Fürst Vladimer aufgewacht«, sagte sie, ließ dessen erste reflexartige Reaktion, Ishmael einen Revolver an den Kopf zu halten, jedoch unerwähnt. »Wir informierten ihn über die jüngsten Geschehnisse und erklärten unsere Anwesenheit. Daraufhin entsandte er meinen Ehemann und Baron Strumheller in die Grenzlande, um alles Nötige gegen eine drohende Invasion vorzubereiten, und ich bat Fürst Vladimer, ihn auf seiner Rückreise nach Minhorne begleiten zu dürfen, um meine Kinder wiederzusehen.«
    »Wie konnte Strumheller aus dem Gefängnis entkommen?«
    »Unter Mitwirkung des Gefängnisapothekers«, sagte Vladimer, »der ihn für tot erklärt hat.«
    Leicht missbilligend verzog der Erzherzog das Gesicht. Telmaine konnte ihm jedoch unmöglich erzählen, wie nah Ishmael dem Tod tatsächlich gewesen war, nachdem er zu viel seiner Magie eingesetzt hatte, um sie aus dem Feuer zu retten. »Im Gefängnis hat es zwei Anschläge auf sein Leben gegeben«, sagte sie stattdessen.
    Das half, wie sie feststellen musste, rein gar nichts. »Und du bist dir wirklich sicher, dass er der echte Strumheller war?«, fragte der Erzherzog seinen Bruder.
    Vladimer lächelte knapp. »So kühn wie Strumheller war er jedenfalls.« Mehr sagte er dazu nicht.
    »Was geschah am Bahnhof?«, fragte der Erzherzog, nachdem er seinem Bruder einen kurzen Peilruf zugeworfen hatte.
    Telmaine berichtete von den Ereignissen aus ihrer Sicht, wieder einmal ohne ihren magischen Anteil zu erwähnen. Da Sejanus sich der Fähigkeiten seines Bruders bewusst war, würde er gewiss davon ausgehen, dass Vladimer beide Angreifer erledigt hatte. Möglicherweise konnte er sogar davon überzeugt werden, dass sich der Schattengeborene in der Aufregung wohl überschätzt hatte.
    »Du pflichtest dem bei, Vladimer?«, fragte der Erzherzog.
    Die folgende Stille war lang genug, dass Telmaine sich bereits überlegte, was sie tun würde, falls Vladimer sie verriet – ob sie die Flucht ergreifen oder sich erhobenen Hauptes dem Erzherzog und ihrem gesellschaftlichen Untergang stellen sollte.
    »Vladimer?«, hakte der Erzherzog nach und peilte ihn ungeduldig.
    »Ja«, sagte der Meisterspion und riss sich damit aus seinen Gedanken. »Es existiert eine Bedrohung, davon bin ich überzeugt. Janus, ich werde diese Schattengeborenen mit all meinen Kräften und mir zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgen, aber die Grenzlande müssen zudem in der Lage sein, sich selbst anständig zu verteidigen. Darum habe ich Strumheller zugesichert, eine herzogliche Anordnung beizubringen, die ihm erlaubt, Kampftruppen aufzustellen. Ich bitte dich hiermit, den Beschluss 6/29 auszusetzen.«
    Selbst jede noch so miserabel unterrichtete Dame hatte Kenntnis über den Aufstand der Grenzlande und den darauf folgenden Bürgerkrieg und auch über diesen herzoglichen Erlass, der mit dem Frieden einherging. Der Beschluss 6/29 begrenzte die Größe der stehenden Truppen, die von den Adeligen – insbesondere der Grenzbaronien – unterhalten werden durften, um einen erneuten Aufstand zu verhindern.
    »Du hast Strumheller die Aussetzung von 6/29 zugesichert?«, sagte der Erzherzog in einem Tonfall, der so unnachgiebig klang, dass er Schlimmes ahnen ließ. Zu Telmaines Überraschung und ebensolcher Beunruhigung schien Vladimer sich seiner Fehleinschätzung gar nicht bewusst zu sein. Ein flüchtiger Peilruf zeigte ihn mit gesenktem Kopf und auf die Armlehne gestützt in seinem Sessel. Von Erschöpfung übermannt, fürchtete sie. So es dem Erzherzog ebenfalls aufgefallen sein sollte, ging er – entweder aus Rücksicht auf Vladimers Stolz oder aus Verärgerung – nicht darauf ein. »Ich verlasse mich auf dein Wort, dass Strumheller tatsächlich derjenige ist, der er zu sein vorgibt«, sagte er knapp. »Wie ich einräumen muss, hat er dir und der Baronie Strumheller stets gute Dienste erwiesen, aber du weißt, dass ich dein Vertrauen in ihn noch nie geteilt habe. Der Mann ist ein Magier. Ich bin davon überzeugt, dass er seinen Fluchthelfer beeinflusst hat – und davon wirst du mich auch nicht abbringen können. Ihm eine herzogliche Anordnung zur Aufstellung einer Streitmacht zu erteilen, wäre … «
    Telmaine biss sich auf die Fingerspitze ihres Handschuhs und unterdrückte so den Drang, dem Erzherzog gründlich ihre Meinung zu sagen. Was katastrophale Folgen gehabt hätte, da sie fast alles, was sie über Ishmael di Studier wusste – insbesondere über

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