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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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unverbesserlicher Narr, der er ist«, sagte der Apotheker und schüttelte den Kopf. »Schätze, er hat wohl keine andere Wahl. So, da wären wir. Jetzt sind Sie dran, werte Prinzessin.«
    In der Tat, jetzt war sie an der Reihe. Schnell noch einmal den Schleier zurechtgerückt, die Haare darunter gesteckt, Kragen und Mieder kontrolliert, Handschuhe und Röcke glattgestrichen. Telmaine straffte die Schultern, hob das Kinn und segelte aufrecht in das Sonar der beiden Lakaien vor der Tür. »Fürst Vladimer erwartet mich«, verkündete sie und betonte dabei seinen Namen.
    Telmaine hörte laute Stimmen hinter der verschlossenen Tür, zunächst nur gedämpft durch deren Dicke, doch dann entnervend laut, als die Doppeltür aufschwang. Noch auf der Schwelle hätte sie beinahe der Mut verlassen, doch ein gebündelter Ultraschallstrahl hielt sie fest wie einen zu Forschungszwecken aufgespießten Käfer. Und plötzlich verstummten die Stimmen – die Männer hatten sie offenbar nicht erwartet.
    »Prinzessin Telmaine!«, sagte Claudius. Allgemeines Geraschel kam auf, als die Männer sich von ihren Sitzen erhoben. Das gemeinsame Aufstehen wirkte auf sie seltsam unheilverkündend – so, als schlössen sich die Reihen. Festen Schrittes trat sie vor, verzweifelt darum bemüht, Haltung zu bewahren. »Fürst Vladimer hatte um meine Anwesenheit gebeten, Euer Gnaden.«
    »Vielen Dank, Prinzessin Telmaine«, sagte Vladimer. »Das habe ich in der Tat.«
    Es folgte ein kurzer, gedämpfter Wortwechsel, und obgleich sie nicht verstehen konnte, was gesagt wurde, konnte sie sich den Inhalt sehr wohl denken. Dann befahl Sejanus Plantageter: »Bringen Sie der Dame einen Sessel. Dort hin.
    Dort hieß der freie Platz an Vladimers Seite; Sejanus ließ ihm allem Anschein nach ein wenig Unbill zuteil werden. Sie wagte einen leichten Peilruf und betrachtete die in einem Sessel sitzende Gestalt, die sich nicht erhoben hatte. Vladimer war in voller Hoftracht gekleidet, wenn er es auch ein wenig übertrieben hatte, denn sein offizieller Mantel schien eher für den Winter geeignet als für den Sommer. Schützte er sich gegen die Welt? Oder war ihm tatsächlich kalt? Seine linke Hand ruhte in vertrauter Pose auf seinem Gehstock – dem sie in Zukunft mit sehr viel Respekt begegnen würde – , und seinen rechten Arm hatte er geflissentlich auf die Armlehne gebettet. Sein Gesicht war abgespannt, die Lippen trocken, aber seine Miene wach, sein Ultraschallsinn geschärft. Zu wach und zu geschärft für einen Mann mit einer solchen Verletzung. Telmaine erkannte gewisse Anzeichen, die zu erkennen sie von Balthasar gelernt hatte, der sich auch mit der Behandlung von Suchterkrankungen befasste. Und auf einmal wurde ihr bewusst, dass sich die Bemerkung des Apothekers »Narr, der er ist« nicht nur darauf bezogen hatte, dass Vladimer schon wieder auf den Beinen war. Stimulanzien konnten die Auswirkungen einer Verletzung oder eines hohen Blutverlustes kaschieren – für eine Weile jedenfalls.
    »Gehe ich recht in der Annahme«, sagte der Erzherzog trocken, »dass wir nun fortfahren können?«
    »Ja, Sejanus, ich entschuldige mich in aller Form.« Vladimer versuchte, freundlich zu sein, doch es klang sarkastisch.
    »Nun denn, meine Herren, ich war gerade dabei, Ihnen zu erklären, warum ich – auf Vladimers Gesuch hin – herzogliche Anordnungen unterzeichnet und in die Grenzlande verschickt habe, die es den fünf Baronien gestatten, über das in dem Beschluss 6/29 festgelegte Kontingent hinaus Kampftruppen auszuheben.«
    »Und ich sagte gerade«, knurrte Sachevar Mycene, »dass dies das lächerlichste Verwirrspiel ist, von dem ich je gehört habe.« Erneut redeten alle wild durcheinander.
    Telmaine zuckte zusammen, als eine Hand nach ihrem Ärmel griff; es war Vladimer. Er beugte sich zu ihr und zischelte ihr unter dem Stimmengewirr zu: »Sie sind alle sie selbst, nehme ich an.«
    »Ja«, raunte sie.
    »Zu schade«, sagte Vladimer und richtete sich vorsichtig wieder auf, überließ es ihr, hinter seinen verqueren Humor zu kommen. Bei welchem der Männer hätte er es vorgezogen, dass dieser ein Schattengeborener gewesen oder zumindest von der Magie eines solchen berührt worden wäre? Sachevar Mycene, der politische Rivale des Erzherzogs? Xerxes Kalamay, ein frommer Jünger des Einzigen Gottes und erbitterter Gegner der letzten Übereinkunft mit den Lichtgeborenen?
    »Was ist geschehen?«, wagte sie zu flüstern.
    »Warten Sie.«
    Obwohl sie diesen Männern oft

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