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Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
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vorgesehen, Ihnen von Superintendent Plantageter schildern zu lassen, wie die Ermittlungen bezüglich des Flussmark-Infernos vorankommen, zwischenzeitlich habe ich jedoch beschlossen, diesen Bericht zu verschieben. Nur soviel in Kürze: Das Feuer brach an zahlreichen Stellen gleichzeitig aus und wütete außergewöhnlich heftig. Da der Brand tagsüber gelegt wurde, haben wir die Lichtgeborenen um Klärung gebeten. Demnach gab es in der Nähe von zwei der betreffenden Brandherde verdächtige Aktivitäten, die sich jedoch als gewöhnliche kriminelle Machenschaften herausstellten. Somit gibt es also keinerlei Hinweise auf eine politisch motivierte Brandstiftung.«
    »Das behaupten die natürlich«, sagte Kalamay.
    »Bei einem zweiten vergleichbaren Vorfall war ein Lagerhaus im Unterhafen betroffen, diesmal des Nachts. Das Lagerhaus stand bereits seit einiger Zeit leer und wurde nur noch von Kriminellen für zwielichtige Geschäfte genutzt. Und auch hier ist das Feuer offenbar an mehreren Stellen gleichzeitig ausgebrochen und hat ebenfalls außergewöhnlich heftig gewütet.
    Ein dritter ganz ähnlicher Vorfall ereignete sich heute Nacht in einem Zug, nachdem dieser in den Bolingbroke-Bahnhof eingefahren war.« Offenkundig wollte er nicht erwähnen, um wessen Zug es sich dabei gehandelt hatte. »Glücklicherweise konnten die Brände eingedämmt werden, ehe sie größeren Schaden anrichteten oder jemanden verletzten.«
    Langsam, fast zögerlich sagte Claudius: »Janus, gehen die Lichtgeborenen davon aus, dass die Brände keine natürliche Ursache hatten?«
    Es folgte angespannte Stille. »Ich weiß«, sagte der Erzherzog, »Ihnen ist allein die bloße Erwähnung von Magie zuwider. Sie glauben nicht, dass sie existiert. Magie beleidigt Ihre Pietät und Ihren Sinn für eine höhere Ordnung. Magie scheint nichts weiter als Wunscherfüllung zu sein, die einem Mann allzu leicht Dinge beschert, die er nur durch harte Arbeit erreichen dürfte oder gar nicht. Förmlich eine Aufforderung zur Korruption und nicht mehr als eine kindische Befriedigung persönlicher Launen.«
    Telmaine erkannte, dass sie im Grunde Sejanus’ eigenen Überzeugungen lauschte. Auf sie – deren Magie ihr so leicht von der Hand ging – hätten seine Vorwürfe ja vielleicht zutreffen können, doch Ishmael di Studiers Magie hatte ihm alles genommen, was er besaß. »Nichtsdestoweniger gibt es noch einen anderen Aspekt der Magie, einen entscheidenden Punkt, den wir uns jedoch nicht so gern eingestehen wollen: Sie kann sehr gefährlich sein. Ein Mordanschlag … zwei Mordanschläge wurden auf meinen Bruder bereits verübt. Und erst vor kurzem hat Vladimer die Nachricht erhalten, dass es auf den Prinzen der Lichtgeborenen ebenfalls einen Mordanschlag gegeben hat, und zudem erfolgreich. Isidore ist tot.«
    Niemand sagte ein Wort. Lichtgeborener oder nicht, der Prinz war ein Herrscher gewesen, und Herrscher hatten als solche ihre ganz eigene Brüderlichkeit. Ein Angriff auf einen von ihresgleichen war ein Angriff auf alle. Sejanus schien der ruhigste Mann im Raum zu sein, gemeinsam mit Vladimer, dessen Knöchel sich ihrem Sonar nur noch als Knochen darstellten, da er den Griff seines Gehstocks dermaßen fest umschlossen hielt. Vladimers an seinen Bruder gewandte Miene zeigte keinerlei Regung.
    »Wie?«, fragte Kalamay.
    »Mitten in der Nacht sind in seinen Gemächern alle Lampen ausgefallen. Die Zersetzung trat, wie bei uns das Verbrennen, unmittelbar ein. Und da diese Lampen verzaubert worden waren, um Licht zu erzeugen, ist es höchst unwahrscheinlich, dass deren Versagen auf eine zufällige oder gar natürliche Ursache zurückzuführen ist.«
    »Damit übernimmt dann der Sohn dieser südländischen Hure seinen Platz«, knurrte Baron Rutgegard verbittert, und keiner der Männer rügte ihn für seine anzügliche Ausdrucksweise in Gegenwart einer Dame. Der Urgroßvater des neuen Prinzen wurde in den historischen Darstellungen der Nachtgeborenen nur Odon der Brecher genannt, weil er sich seinerzeit aufgemacht hatte, sein Land von allen Nachtgeborenen zu befreien. Insbesondere die Grenzländer hatten diese anderthalb Jahre des völkermordenden Schlachtens nie vergessen, geschweige denn verziehen. »Am Ende haben sie also doch gewonnen.«
    »Barbaren«, bemerkte Kalamay. Nachdem ihm der Tod seines älteren Bruders die religiöse Berufung vereitelt hatte, stritt Xerxes Kalamay sogar mit den Anhängern seiner eigenen Kirche über die Auslegung von Glaubenssätzen,

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