Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren
möchte ich Ihnen sagen, dass der Tod meines Vaters nicht mein Werk war.«
Geradliniger, als sie erwartet hatte. Und als erfahrener Höfling reagierte sie gleichermaßen direkt: »War es das Werk Ihrer Mutter?«
»Ich weiß es nicht. Sie sagt nein. Und Sie«, erinnerte er Floria, »stehen in meinen Diensten.« Hinter dieser Aussage steckte jedoch auch gleichzeitig eine Frage.
»Ich bin Mitglied der Leibgarde des Prinzen«, sagte sie. »Mit allem, was dazu gehört.«
»Wieviel Zeit bleibt mir, mich zu beweisen?« Wem gegenüber, führte er nicht an.
»Als Erbe einer rechtswidrigen Absetzung«, sagte sie leise, »bleibt Ihnen nur sehr wenig Zeit.«
Fejelis schloss für einen kurzen Moment die Augen, obwohl sie ihm nicht mehr gesagt hatte als das, was er ohnehin schon wusste. »Ich habe Isidore nicht getötet. Ich habe mich auch nicht gegen ihn verschworen. Ich bin noch nicht so weit, und das weiß ich auch.« Er gab keinerlei Beteuerungen ab, dass er sich niemals gegen seinen Vater verschworen oder ihm den Tod gewünscht hätte. Orlanjis hingegen wäre in einer solchen Lage sehr wohl auf diesen Zug aufgesprungen – und er hätte es sich sogar selbst geglaubt. Fejelis sagte: »Geben Sie mir Gelegenheit, Sie davon zu überzeugen, dass ich nicht so dumm bin, etwas Derartiges zu tun?«
»Ich stehe Eurer Prächtigkeit zu Diensten«, erwiderte sie. Fürs Erste blieb unausgesprochen.
»Von allen Leibgardisten waren Sie diejenige, die er stets in seiner Nähe haben wollte.«
»Das«, erklärte sie, »lag an den Vergiftungsversuchen Ihrer Mutter.«
Floria musste ihm zugute halten, dass er sich der logischen Schlussfolgerung weder entzog, noch vor ihr zurückschreckte. »Wenn dies das Werk von Helenja oder den Südländern ist, warum haben sie dann nicht so lange gewartet, bis Orlanjis mündig wird?«
Sie teilte es ihm mit, ohne Umschweife. »Damit sie Ihnen die Schuld an Isidores Tod geben können, damit sich der Zorn aller auf Sie richtet und zu Ihrer eigenen Verdunkelung führt. Dann stünde Ihrem Bruder nichts mehr im Wege.«
Seine Selbstbeherrschung war einer derart unverhohlenen Einschätzung kaum gewachsen. Beeindruckenderweise war sein Wanken jedoch nur von kurzer Dauer. »Bis und falls ich rechtmäßig des Amtes enthoben werden sollte, werden Sie mir weiterhin zu Diensten sein, so wie bisher meinem Vater?«
»Unter einer Bedingung«, sagte sie. »Bitte gehen Sie sparsam mit den Gewürzen um.«
Er lächelte. »Mit Vergnügen. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie viele Male ich den Tisch meiner Eltern bereits mit Magengrimmen verlassen habe. Doch nun« – das Lächeln fiel von ihm ab – »erzählen Sie mir alles, was Sie über den Tod meines Vaters wissen.«
»Der Prinz … « Er reagierte nicht auf diese kleine Ungehörigkeit. »Ihr Vater«, räumte sie ein, »hat sich gestern Abend wie gewohnt in seine Gemächer zurückgezogen. In allen Zimmern wurden die Kontrollen der magischen Lampen durchgeführt und so auch die üblichen Inspektionen. Dann brachten wir ihm Wein, Wasser und Speisen, die ich selbst gekostet hatte.
Aber irgendetwas haben wir dabei übersehen«, sagte sie, obwohl sie bezweifelte, dass er auf diesem Eingeständnis bestanden hätte. »Soweit wir bisher sagen können, haben die Lampen versagt, kurz nachdem er sich zurückgezogen hatte.«
Er blickte zu den strahlenden Lampenreihen an der silberweißen Decke. »Wie konnte das passieren?«, fragte er mit belegter Stimme.
»Meine bisherigen Überlegungen dazu stellen sich folgendermaßen dar«, hob sie an. »Die Lampen sind mit einem Zauber belegt, um das Tageslicht aufzunehmen und es während der Nacht wieder abzugeben. Ohne eine erneute Ladung halten sie normalerweise zwei bis drei Tage, und eine nahezu entladene Lampe verändert ihre Farbe – unübersehbar. Das hätte also jeder Anwesende bemerkt.
Dann die Magie. Ihr Zauber verliert seine Wirkung, sobald der Magier stirbt. Aus diesem Grund werden Qualitätslampen auch von wenigstens zwei Magiern verzaubert. Für die des Prinzen wurden mindestens vier Magier eingesetzt. Und in den seltenen Fällen, in denen der Zauber selbst fehlerhaft ist, erlischt das Licht innerhalb von Minuten nach der ersten Inbetriebnahme.
Die Magie wurde also weder auf natürliche Weise aufgehoben noch war sie fehlerhaft. Demnach muss ihre Wirkung annulliert worden sein. Aufgrund der besonderen Umstände, unter denen der Prinz gestorben ist, wurden umgehend Nachforschungen darüber angestellt, ob es
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