Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
das Gespräch mit dem Prinzen und machte schließlich den Tempel auf Tam aufmerksam.«
    Ohne Isidores Schirmherrschaft hätten die Hohen Meister vermutlich entschieden, Tams Magie aus ihm herauszubrennen, als Strafe für seine früheren Delikte – einschließlich dieser Unverfrorenheit, außerhalb ihrer sorgsam gehüteten Stammbäume mit magischen Kräften geboren worden zu sein. »Tam ist ein Magier, der seine Trauerkleidung nicht nur trägt, sondern es auch ernst damit meint.«
    Fejelis blinzelte, doch ansonsten verriet seine Miene nichts. »Welcher Rang?«
    Sollte er sich tatsächlich erinnern ? Ein neunjähriger Junge, vergiftet, mit unkontrollierten Muskelkrämpfen, dessen Gesicht sich bereits schiefergrau gefärbt hatte, weil er zu ersticken drohte. Der Zufall – in Form einer harmlosen Liebelei – wollte es, dass Floria und Tam sich im Obstgarten aufgehalten hatten und etwas vernahmen, das sie zunächst für ein in Not geratenes Tier hielten. Tam handelte sofort, ohne dass einer von ihnen einen Gedanken an den Pakt oder das Gesetz verschwendet hätte, und auch nicht an die vertraglich gebundenen Magier, die sie eigentlich hätten rufen sollen. Sogar die Rettung eines Kindes stellte eine gravierende Vertragsverletzung dar.
    »Fünfter, den Einschätzungen des Tempels zufolge. Wäre er kein Wildschlag, hätte er vermutlich einen höheren Rang.« Selbst nachdem Tams Magie fünf Jahre lang gebannt worden war, hatte ihm der Tempel noch immer nicht verziehen.
    »Fragen Sie ihn«, sagte der Prinz, diesmal ohne zu zögern – die Worte waren förmlich aus ihm herausgeplatzt. »Lassen Sie ihn zum Ende meiner üblichen Trainingszeiten in den salle kommen.«
    »Und darf ich ihm sagen, warum?«
    Fejelis nickte bedächtig, Licht glitt über sein Haar. »Ja«, antwortete er schließlich. »Sagen Sie ihm, warum.«
    Floria
    Im Gegensatz zu den meisten hochrangigen Magiern, die im Tempel oder in dessen unmittelbarer Nähe lebten, wohnte Tammorn in der Neustadt von Minhorne auf der anderen Seite des Flusses, also fernab vom Palast, dem Tempel und im Grunde allen anderen Stätten und Stellen, die in irgendeiner Form von Belang waren. Was bedeutete, dass der frische Magierwind, der die Flussmark vom hartnäckigen Brandgeruch befreien sollte, diesen in Richtung Neustadt trug. Während Floria die Brücke überquerte, hatte sie somit permanent den Gestank kalter Asche in der Nase.
    Als sie jedoch das andere Ufer fast erreicht hatte, änderte die Brise abrupt die Richtung, und Blätter, Abfälle und verbrannte Papierfetzen wirbelten plötzlich himmelwärts. Der Wind zerrte an Florias Uniformrock und riss an ihren Haaren. Doch nur zehn Meter weiter war die Luft wieder frisch und friedlich, strömte sanft gen Süden, wie die vorbeiziehenden Wolken erkennen ließen. Offensichtlich lag dieser Ort jemandem sehr am Herzen, der die Macht besaß, Winde zu lenken. Und Floria ahnte bereits, wer dieser Jemand war.
    Die Neustadt bot all jenen Künstlern, Händlern und Kunsthandwerkern ein Zuhause, denen es – aus Mangel an Glück, Umtriebigkeit oder Geschick – nicht gelungen war, sich in der Stadt einen festen Kundenkreis aufzubauen. Zudem fanden hier die Versammlungen einer ungestümen Gruppe selbsternannter Revolutionäre und Idealisten statt, die die Befreiung aus der Abhängigkeit von der Magie predigten und voller Enthusiasmus die Lehren und Ideen der Nachtgeborenen übernahmen. Ein ungewöhnlicher Ort für einen hochrangigen Magier – aber immerhin war Tam ja auch ein ungewöhnlicher Mann.
    Er saß auf einer Bank in seinem Vorgarten und wippte sachte mit den Beinen, auf denen ein Kleinkind lag, das sich mit beiden Händen in seine scharlachrote Hose krallte und an deren Stoff herumnuckelte. Dieses besondere Rot war eine der neuen Chemiefarben der – ironischerweise – blinden Nachtgeborenen; ein beim Experimentieren mit Teer entstandenes Nebenprodukt. Wenn Floria damit in Kontakt kam, fing ihre vom Schutzzauber durchdrungene Haut sofort an zu jucken. Sie hatte sich vorgenommen, dieses Thema mit Balthasar zu besprechen, sobald seine nächste Amtszeit für den Interkalaren Rat, den Schlichtungsrat für Auseinandersetzungen zwischen Licht- und Nachtgeborenen, anstand: Es gab bereits mehr als genug Gifte auf der Welt, so dass man nicht auch noch neue erschaffen musste.
    »Tam, du kannst diese Farbe ja gerne tragen, nur lass die Kleine nicht auf dem Stoff herumkauen.« Tams Miene spiegelte kurz seine Konzentration wider, als er seine

Weitere Kostenlose Bücher