Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren

Titel: Lichtgeboren - Sinclair, A: Lichtgeboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Sinclair
Vom Netzwerk:
im Palast oder in der näheren Umgebung ungewöhnliche magische Aktivitäten gab. Von den Magiern wurde jedoch nichts dergleichen bestätigt.
    Gegen gewisse Formen von Magie gibt es besondere Schutzzauber, obwohl deren Preise verboten gehören. Um einen solchen magischen Schutz einsetzen zu können, hätte sich dessen Besitzer allerdings im selben Raum aufhalten müssen und wäre ebenfalls umgekommen. Was zwar nicht unbedingt für jeden ein Hinderungsgrund gewesen wäre, aber wir fanden auch keinerlei Hinweise darauf, dass sich außer Ihrem Vater, dem Hauptmann der Leibgarde und zwei Bediensteten sonst noch jemand in dem Raum aufgehalten hat. Außerdem führt der Tempel eine Liste über alle aktiven Schutzzauber.
    Ein Talisman hingegen könnte auch schon vor Jahren oder Jahrzehnten angefertigt worden sein. Die Lampen an sich sind ebenfalls Talismane. Es hätte bereits genügt, nur einen einzigen an jemanden – Magier oder Nichtmagier – zu übergeben, der Zugang zu den Gemächern des Prinzen hatte. Die Wirkung der Magie könnte verzögert worden sein.
    Die Schwachstelle dieser Theorie liegt jedoch darin, dass alle Mitglieder der Tempelwache, die vertraglich an den Palast gebunden sind, diese Magie hätten spüren müssen.«
    »Und was ist mit den Nachtgeborenen?«, fragte er.
    »Gesetz und Politik der Nachtgeborenen dulden keinen Mord«, erklärte Floria. »Ansonsten wären sie wohl auch mit Ihrem Urgroßvater fertig geworden, oder mit Ihrer Mutter, lange bevor Sie geboren wurden.« Insgeheim bezweifelte sie jedoch, dass Odon der Brecher sein Ende rein zufällig in den Klauen eines schattengeborenen Wesens gefunden hatte, das normalerweise nur nachts auf Jagd ging. Er war bei der Verfolgung von Flüchtlingen bis in die Grenzlande vorgedrungen – und die Baronien hatten gewissermaßen ihre eigenen Gesetze. »Zudem hätte ein Nachtgeborener lediglich von außen in die Gemächer Ihres Vaters eindringen können, und das auch nur des Nachts.«
    Floria überlegte, ob sie Fejelis die merkwürdige Geschichte von Tercelle Amberley erzählen sollte. Sie hielt es immer noch für wahrscheinlicher, dass deren Kinder aus einer gewöhnlichen Tändelei hervorgegangen waren, die jedoch gegen die strikten Moralvorstellungen der Nachtgeborenen verstieß. Doch dann wiederum war Balthasar Hearne halb totgeschlagen und seine Tochter direkt vor der Haustür entführt worden.
    »Und die Magier unter den Nachtgeborenen?«
    »Von denen sind höchstens fünfzig in der Lage, Magie mittleren Ranges zu wirken. Aber auch davon hätte die Tempelwache gewusst.«
    »Damit wären wir also wieder bei der Tempelwache. Wem können wir vertrauen?«
    Sie lächelte schwach, sehr schwach sogar. »Ihr Vater hat einmal gesagt, Vertrauen sei heutzutage bedeutungslos.«
    Floria wartete auf seine Reaktion. Isidore hatte stets penibel darauf geachtet, zu all seinen Kindern dieselbe Distanz zu wahren und niemanden zu bevorzugen – mit einer Sorgfalt, die eher noch gewissenhafter geworden war, nachdem Fejelis beinahe gestorben wäre. Dennoch war es offensichtlich, dass Fejelis und sein Vater sich deutlich näher gekommen waren. Und das Gespräch vom gestrigen Abend – erst vom gestrigen Abend – ließ den Schluss zu, dass Isidore seinen Ältesten als politischen Akteur mit eigenen Interessen und als einen Verbündeten erachtete.
    »Und warum sollten sie auch Unruhe stiften?«, deutete Floria an. »Sie haben doch alles, was sie wollen.«
    »Gibt es überhaupt jemandem, dem wir trauen können?«
    Zum ersten Mal hielt sie inne, um ihre Antwort abzuwägen. »Ich denke, wir könnten Magister Tammorn vertrauen.«
    »Diesen Namen habe ich schon einmal gehört«, sagte der Prinz nach einer längeren Pause als sonst. »Er ist vertraglich nicht an den Palast gebunden.«
    Konnte er sich womöglich noch erinnern? Floria war ein hohes Risiko eingegangen, als sie Fejelis gegenüber diesen Namen erwähnte. Aber nach zehn Jahren würde er doch gewiss …
    »Vielleicht hat Ihr Vater ihn einmal erwähnt, oder irgendwo fiel sein Name«, kam es ihr mit Leichtigkeit über die Lippen. »Im Palast war er nur sehr selten. Tammorn gehört keinem der alten Magiergeschlechter an; er wurde oben im Nordwesten geboren. Seine Magie kam erst spät zum Vorschein, blieb lange Zeit unbemerkt und hat ihm allerlei Ärger eingehandelt. Er war ein kleiner Ganove, als er meinem Vater über den Weg lief, der damals für die Stadtwache als Berater tätig war. Mein Vater erkannte, was er war, suchte

Weitere Kostenlose Bücher