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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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jetzt in einem kalten grauen Dämmerlicht lag. Nur an der Tür verbreitete der Widerschein des Schnees etwas Helligkeit. Und nun sah Will, dass die Kirche doch nicht leer war, einige Gestalten bewegten sich aus den Schatten auf die Tür zu.
    Dort unten, bei dem Taufbecken aus dem zwölften Jahrhundert, sah er Bauer Dawson, den alten George und dessen Sohn John, den Schmied, mit seiner schweigsamen Frau. Die Uralten warteten auf ihn, sie würden ihm Beistand leisten gegen das, was draußen lauerte. Will fühlte, wie eine große warme Woge der Erleichterung über ihn hinwegströmte.
    »Fertig, Will?«, sagte der Pfarrer freundlich, während er den Überzieher anzog. Er fuhr, zu Paul gewendet, immer noch im alten Thema fort: »Natürlich, ich gebe dir Recht. Dieses Konzert ist eines der besten. Ich wünschte nur, man könnte die Bachsuiten ohne Begleitung auf Schallplatten bekommen. Ich habe sie einmal in einer Kirche in Edinburgh gehört, beim Festival — wundervoll — «
    Paul, der schärfere Augen hatte, sagte: »Stimmt irgendwas nicht, Will?«
    »Doch«, sagte Will, »das heißt — nein.« Er dachte verzweifelt darüber nach, was er tun könnte, damit die beiden zur Kirche hinaus waren, bevor er die Tür erreichte. Bevor —
das
geschah, was auch immer es sein würde. Er merkte, wie sich in der Nähe der Tür die Uralten zu einer dichten Gruppe zusammenschlossen, wie sie einander stützten. Er konnte die Kraft jetzt sehr deutlich spüren, ganz nah, von allen Seiten, die Luft war davon erfüllt. Draußen vor der Kirche herrschten Zerstörung und Chaos, dort war das Herz der Finsternis und er wusste nicht, was er tun konnte, um SIE abzuwehren.
    Als der Pfarrer und Paul sich nun anschickten, das Kirchenschiff hinunterzugehen, sah er, wie die beiden im gleichen Augenblick stehen blieben, wie sich ihre Köpfe hoben. Es war jetzt zu spät, die Stimme der Finsternis war so laut, dass sogar menschliche Wesen IHRE Macht spürten.
    Paul taumelte, als hätte jemand ihn vor die Brust gestoßen, und hielt sich an einer Kirchenbank fest. »Was ist das?«, fragte er heiser. »Herr Pfarrer?
Was
um Himmels willen ist das?«
    Mr. Beaumont war ganz blass geworden. Schweiß stand auf seiner Stirn, obgleich es jetzt in der Kirche wieder sehr kalt war. »Wahrscheinlich überhaupt nichts«, sagte er. »Gott schütze uns.« Und er stolperte ein paar Schritte näher zur Kirchentür hin, wie ein Mann, der sich durch Meereswellen hindurchkämpft; und vorgebeugt machte er ein großes Kreuzzeichen. Er stammelte: »Bewahre uns, deine demütigen Diener, vor allen Angriffen des Feindes; damit wir, auf deine beständige Hilfe vertrauend, die Macht unserer Widersacher nicht fürchten ...«
    Bauer Dawson sagte ruhig, aber mit deutlicher Stimme von der Tür her: »Nein, Herr Pfarrer.«
    Der Pfarrer schien ihn nicht zu hören. Mit aufgerissenen Augen starrte er in den Schnee hinaus; er stand da, als könne er sich nicht rühren, und zitterte wie im Fieber. Der Schweiß lief ihm die Wangen hinunter. Es gelang ihm, den Arm halb zu heben und hinter sich zu zeigen: »... Sakristei ...« keuchte er. »... Buch, auf Tisch ... exorzieren ...«
    »Der arme, tapfere Kerl«, sagte John, der Schmied, in der Alten Sprache. »Diese Schlacht kann er nicht schlagen. Natürlich muss er das glauben, da er in seiner Kirche ist.«
    »Seien Sie ruhig, Hochwürden«, sagte die Frau des Schmieds auf Englisch; ihre Stimme war sanft und gütig und sehr bäuerisch. Der Pfarrer starrte sie an wie ein erschrecktes Tier, aber er war nicht mehr fähig, zu sprechen oder sich zu bewegen.
    Frank Dawson sagte: »Komm hierher, Will.«
    Gegen die Finsternis ankämpfend, kam Will langsam vorwärts; als er an Paul vorbeikam, berührte er ihn an der Schulter und blickte in seine fragenden Augen. Pauls Gesicht war ebenso verzerrt und hilflos wie das des Pfarrers: »Fürchte dich nicht. Bald ist alles vorbei.«
    Als er die Gruppe erreicht hatte, berührte jeder der Uralten ihn sanft, als wollten sie ihn mit sich verbinden, und Bauer Dawson fasste ihn bei der Schulter. »Wir müssen etwas tun, um diese beiden zu schützen, Will, sonst werden sie den Verstand verlieren. Sie können dem Druck nicht standhalten, die Finsternis wird sie in den Wahnsinn stürzen. Du hast die Macht, wir anderen haben sie nicht.«
    Zum ersten Mal hörte Will, dass er Dinge vermochte, die ein anderer Uralter nicht konnte, aber er hatte keine Zeit, sich zu wundern; mit der Gabe von
Gramarye
errichtete er um Paul

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