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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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sagte Mary geschmeichelt und schüttelte ihr langes, lose herabhängendes Haar zurück. Der Reiter streckte die Hand aus und entfernte vorsichtig ein einzelnes Haar von ihrem Ärmel. »Erlaube«, sagte er höflich.
    »Sie prahlt immer mit ihrem Haar«, sagte James ungerührt. Mary streckte ihm die Zunge heraus.
    Der Reiter ließ seinen Blick wieder durch das Zimmer schweifen. »Das ist ein herrlicher Baum. Ist er von hier?«
    »Es ist ein königlicher Baum«, sagte James. »Aus dem großen Park.«
    »Kommen Sie. Sehen Sie sich ihn an!« Mary fasste den Reiter bei der Hand und zog ihn hinüber. Will biss sich auf die Lippen, verbannte entschlossen jeden Gedanken an die Karnevalsmaske aus seinem Kopf und konzentrierte sich ganz auf das, was es wahrscheinlich zum Frühstück geben würde. Der Reiter, da war er sicher, konnte seine vordergründigen Gedanken lesen, aber vielleicht doch nicht die im tieferen Untergrund.
    Aber es war keine Gefahr. Obwohl er gleich neben der großen leeren Kiste und dem Haufen von exotischem Packmaterial stand, war der Reiter dicht von den Stantons umgeben und starrte nun gehorsam und bewundernd auf den Schmuck des Baumes. Er schien sich besonders für die geschnitzten Initialen zu interessieren. »Wie schön«, sagte er und spielte wie abwesend mit Marys laubgeschmücktem M, das, wie Will bemerkte, verkehrt herum hing.
    Dann wandte sich der Reiter wieder an die Eltern. »Ich muss jetzt wirklich gehen. Ich glaube, Sie haben auch Hunger.« Er lächelte ein wenig boshaft, als die Stantons einander ansahen, und Will wusste, dass er Recht gehabt hatte; die Mächte der Finsternis konnten nur die vordergründigen Gedanken lesen.
    »Ich bin Ihnen wirklich unendlich verbunden, Mitothin«, sagte Mr. Stanton.
    »Es war mir ein Vergnügen und es war auch gar kein Umweg für mich. Ich wünsche Ihnen allen noch einmal ein fröhliches Fest.«
    Von freundlichen Abschiedsworten begleitet, schritt er den Gartenpfad entlang. Will bedauerte es, dass seine Mutter die Tür schloss, bevor man einen Motor hätte starten hören können. Er glaubte nicht, dass der Reiter mit einem Auto gekommen war.
    »Also, meine Liebe«, sagte Mr. Stanton, gab seiner Frau einen Kuss und reichte ihr das Kästchen. »Hier ist dein Geschenk. Fröhliche Weihnachten!«
    »Oh!«, sagte Wills Mutter, als sie das Kästchen geöffnet hatte. »Oh Roger!«
    Will drückte sich an seinen neugierigen Schwestern vorbei, um zu sehen, was in dem Kästchen war Auf dem weißen Samt des Kästchens, das die Aufschrift von seines Vaters Laden trug, lag der altmodische Ring seiner Mutter; der Ring, den Merriman in Vaters Hand gesehen hatte, als er Wills Gedanken las. Aber um den Ring herum lag noch ein Armband, das genau zu dem Ring passte. Es war ein Goldreifen mit drei Diamanten in der Mitte und drei Rubinen an jeder Seite davon. Auf das Gold war ein seltsames Muster von Kreisen und Linien und Schleifen eingraviert.
    Will betrachtete den Schmuck und überlegte, warum der Reiter ihn wohl hatte in der Hand haben wollen. Dies war bestimmt der Zweck seines Besuches heute Morgen gewesen, denn kein Herr der Finsternis brauchte ein Haus zu betreten, nur um zu wissen, wie es drinnen aussah.
    »Hast du das gemacht, Papa?«, fragte Max. »Das ist eine wunderschöne Arbeit.«
    »Freut mich, dass es dir gefällt«, sagte sein Vater.
    »Wer war der Mann, der es gebracht hat?«, fragte Gwen neugierig. »Arbeitet er für dich? Was für ein komischer Name.«
    »Oh, er ist ein Händler«, sagte Mr. Stanton. »Er handelt vor allem mit Diamanten. Seltsamer Mensch, aber sehr angenehm. Ich kenne ihn seit einigen Jahren. Wir kaufen oft Steine von dieser Firma. Auch diese — « Er berührte das Armband sanft mit dem Finger. »Ich musste gestern weg, als der junge Jeffrey noch damit beschäftigt war, eine Fassung fertig zu machen. Mitothin war zufällig im Laden und erbot sich, es vorbeizubringen, damit ich nicht noch einmal zurück musste. Er sagte mir, dass er heute Morgen sowieso hier vorbeikommen würde. Aber es war trotzdem nett von ihm, es anzubieten.«
    »Sehr nett«, sagte seine Frau. »Aber du bist noch netter. Ich finde das Armband wundervoll.«
    »Ich bin hungrig wie ein Wolf«, sagte James. »Wann gibt es denn endlich was zu essen?«,
    Erst nachdem Speck und Eier, Toast und Tee, Marmelade und Honig verspeist und das Packmaterial vom Geschenkeöffnen weggeräumt war, merkte Will, dass der Brief seines Bruders verschwunden war. Er durchsuchte das Wohnzimmer,

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