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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Stimmengewirr war zu einem ängstlichen Murmeln geworden, der hohe Raum war nur matt von Kerzen erleuchtet, die in Kerzenhaltern steckten oder auf Untertassen und Tellern festgeklebt worden waren und überall herumstanden. Die hellen elektrischen Lampen waren dunkel und die Heizkörper, die den größeren Teil der Halle erwärmt hatten, waren kalt.
    Merriman tauchte mit einer Plötzlichkeit auf, wie jemand, der einen dringenden Auftrag erledigt hat; sein Umhang hatte sich ein wenig verändert, es war jetzt der weite Überzieher, den er früher am Tag getragen hatte. Er sagte zu Miss Greythorne: »Da draußen können wir nicht viel tun, gnädiges Fräulein. Der Heizungskessel ist natürlich ausgegangen. Die Stromzufuhr ist völlig unterbrochen. Ich habe alle Decken und alles Bettzeug im Haus zusammenholen lassen und Miss Hampton macht heiße Suppe und heiße Getränke.«
    Miss Greythorne nickte zustimmend. »Gut, dass wir in der Küche noch die Gasherde haben. Als die Heizung eingebaut wurde, wollte man mich überreden, auch die Küche auf Elektrizität umzustellen. Aber ich wollte nicht. Elektrizität — bah — ich wusste doch, dass das alte Haus damit nicht einverstanden war.«
    »Ich lasse so viel Holz wie möglich hereinbringen, damit wir das Feuer in Gang halten können«, sagte Merriman, aber im gleichen Augenblick, wie um ihn zu verhöhnen, begann es in der großen Feuerstelle zu zischen und zu dampfen, und wer in der Nähe war, sprang hustend und nach Luft schnappend zurück. Durch die Rauchwolke, die in den Raum geblasen worden war, konnte Will erkennen, wie Frank Dawson und der alte George versuchten, etwas aus dem Feuer herauszuholen.
    Aber das Feuer war schon ausgegangen.
    »Schnee ist in den Kamin hineingefallen«, rief Bauer Dawson hustend. »Wir brauchen Eimer, schnell. Wir müssen das Zeug hier rausholen ...«
    »Ich gehe«, schrie Will und stürzte auf die Küche zu. Er war froh, dass er etwas tun konnte. Aber bevor er sich noch einen Weg durch die zusammengekauerten Gruppen frierender und verängstigter Menschen gebahnt hatte, erhob sich vor ihm eine Gestalt und versperrte ihm den Weg, zwei Hände packten ihn bei den Armen mit so festem Griff, dass ihm der Atem stehen blieb. Leuchtend, in wildem Triumph bohrte sich der Blick heller Augen in die seinen und die hohe, dünne Stimme des Wanderers gellte ihm in den Ohren.
    »Uralter, Uralter, Letzter der Uralten, weißt du, was jetzt mit dir geschieht? Die Kälte kommt herein und die Finsternis wird dich erstarren machen. Ihr alle werdet kalt und steif und hilflos. Keiner, der die kleinen Zeichen an deinem Gürtel schützen kann.«
    »Lass mich los!« Will zerrte und wand sich, aber der alte Mann hielt seine Handgelenke mit der Kraft des Wahnsinns.
    »Und weißt du, wer die kleinen Zeichen nehmen wird, Uralter? Ich werde sie nehmen. Der arme Wanderer. Ich werde sie tragen. Sie sind mir als Lohn für meine Dienste versprochen — keiner der Herren des Lichtes hat mir je eine solche Belohnung versprochen ...
Ich
werde der Zeichensucher sein, ich, und alles, was dein gewesen wäre, wird schließlich mir zufallen ...«
    Er griff nach Wills Gürtel, sein Gesicht im Triumph verzerrt, Schaum vor dem Mund. Will schrie um Hilfe. Sofort war John Smith an seiner Seite, dicht hinter ihm Dr. Armstrong. Schon hatte der starke Schmied die Arme des Wanderers gepackt und ihm auf den Rücken gedreht. Der alte Mann fluchte und kreischte, seinen hasserfüllten Blick auf Will gerichtet, und beide Männer mussten ihn mit Gewalt zurückhalten. Schließlich hatten sie ihn gefesselt und Dr. Armstrong seufzte erschöpft auf.
    »Dieser Kerl ist wahrscheinlich der einzige warme Gegenstand im ganzen Land«, sagte er. »Bei dieser Temperatur Amok zu laufen — Puls oder kein Puls, ich gebe ihm jetzt was zum Schlafen. Er ist eine Gefahr für die Gesellschaft und für sich selbst.«
    Will rieb sich die Handgelenke und dachte, wenn du nur wüsstest, was für eine Gefahr er ist ... und plötzlich verstand er, was Merriman gemeint hatte, als er sagte:
Unsere einzige Hoffnung ist die gleiche wie zu Anfang: dass Hawkin nur ein Mensch ist ...
    »Halt ihn fest, John, bis ich meine Tasche geholt habe.« Der Doktor verschwand. John Smith hielt mit einer Hand die Schulter des Wanderers fest, mit der anderen seine beiden Handgelenke. Er zwinkerte Will ermutigend zu und wies mit dem Kopf zur Küche hin; Will erinnerte sich an seinen ursprünglichen Auftrag und lief los. Bald kam er

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