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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Herren gefunden als dich.« Die neun Flammen an den Wänden erhoben sich, hoch und kalt brannten sie, mit einem zitternden blauen Licht. Der Wanderer wickelte sich fester in seine Decke und blickte wild um sich. Mit schriller, trotziger Stimme rief er: »Meister der Finsternis, ich hole euch herein!«
    Die neun Flammen schoben sich von den Wänden auf den Mittelpunkt des Raumes zu, näherten sich Will und den vier Uralten, die mit nach auswärts gewandten Gesichtern dastanden. Geblendet von der blau-weißen Helligkeit, konnte Will den Wanderer nicht mehr erkennen. Irgendwo hinter der Lichtwand schrie die schrille Stimme außer sich vor Bitterkeit: »Du hast mein Leben wegen eines Buches aufs Spiel gesetzt! Du hast mir das Zeichen aufgebürdet! Die Finsternis hat mich durch die Jahrhunderte gejagt, aber du hast mich nicht sterben lassen! Jetzt ist die Reihe an dir!«
    »Reihe an dir! Reihe an dir!«, lief das Echo an den Wänden entlang. Die neun hohen Flammen kamen langsam näher, die Uralten standen in der Mitte des Raumes und sahen sie herankommen. Merriman, der neben dem Feuer stand, wandte sich langsam der Mitte des Raumes zu. Will sah, dass das Gesicht wieder undurchdringlich geworden war, die dunklen Augen waren tief und leer, die Züge fest und Will wusste, dass dieses Gesicht für lange Zeit keine innere Bewegung mehr verraten würde. Die Chance des Wanderers, wieder der alte Hawkin zu werden, war da gewesen und zurückgewiesen worden. Nun war sie für immer verloren.
    Merriman hob beide Arme und der Umhang öffnete sich wie zwei Schwingen. Die tiefe Stimme brach in die knisternde Stille. »Bleibt stehen!«
    Die neun Flammen verharrten regungslos.
    »Im Namen des Kreises der Zeichen«, sagte Merriman klar und fest, »ich befehle euch, dieses Haus zu verlassen!«
    Das kalte Licht der Finsternis, das hinter den hohen Flammen die Halle füllte, flackerte und knisterte wie Gelächter. Und aus der Dunkelheit dahinter ertönte die Stimme des Reiters.
    »Euer Kreis ist nicht vollständig und seine Kraft reicht nicht aus«, rief er höhnisch. »Und dein Gefolgsmann hat uns in dieses Haus gerufen, wie er es zuvor getan hat und immer wieder tun kann.
Unser Gefolgsmann,
mein Herr. Der Falke ist in der Finsternis ... Du kannst uns von hier nicht mehr vertreiben. Nicht mit Flamme und Macht und vereinter Kraft. Wir werden das Zeichen des Feuers zerbrechen, bevor ihr es holen könnt, und der Kreis wird nie vollendet werden. Es wird in der Kälte zerbrechen, mein Herr, in der Finsternis und der Kälte ...«
    Will zitterte. Es wurde wirklich kalt in der Halle, sehr kalt. Die Luft war wie eisiges Wasser, das von allen Seiten auf sie einströmte. Das Feuer in der großen Feuerstelle gab keine Wärme mehr, sie wurde von den kalten blauen Flammen der Finsternis aufgesogen. Die neun Flammen erzitterten wieder, und während er sie ansah, hätte er schwören können, dass es gar keine Flammen waren, sondern riesenhafte Eiszapfen, blau-weiß wie zuvor, aber jetzt fest, drohend, hohe Säulen, die bereit waren, nach innen zu stürzen und sie unter ihrem eisigen Gewicht zu begraben.
    »... Kälte ...«, sagte der schwarze Reiter leise aus dem Schatten heraus. »Kälte ...«
    Will sah Merriman erschrocken an. Er wusste, dass jeder von ihnen, jeder Uralte im Raum sich mit aller Macht gegen die Finsternis stemmte, seit der Reiter zu sprechen begonnen hatte. Und er wusste, dass es nichts genützt hatte.
    Merriman sagte leise: »Hawkin hat Sie eingelassen, so wie er es bei seinem ersten Verrat tat, und wir konnten es nicht verhindern. Er besaß einmal mein Vertrauen und dies gibt ihm die Macht, obwohl das Vertrauen nicht mehr besteht. Unsere einzige Hoffnung ist die gleiche wie zu Anfang: dass Hawkin nur ein Mensch ist ... Gegen den Zauber der tiefen Kälte können wir wenig ausrichten.«
    Er blickte mit gerunzelter Stirn in das tanzende, flackernde, blau-weiße Feuer; sogar er sah aus, als fröre er, seine Züge wirkten dunkel und eingefallen. »Sie bringen die tiefe Kälte herein«, sagte er, halb zu sich selbst, »die Kälte der Leere, des schwarzen Weltraums ...«
    Und die Kälte wurde immer beißender, sie drang durch den Körper bis ins Herz hinein. Und doch schien es Will, als verblassten die Flammen der Finsternis. Wie hinter einem Schleier wurde sein eigenes Jahrhundert wieder sichtbar und dann waren sie wieder in Mrs. Greythornes Schlosshalle.
    Aber auch hier herrschte die Kälte.
    Alles hatte sich verändert. Das fröhliche

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