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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Zeit von einem anderen Handwerker, einem Diener des Lichts, hergestellt, um für den Tag aufbewahrt zu werden, wo es gebraucht würde. Es gibt einen goldenen Kelch, der Gral genannt; es gibt diesen Kreis der Zeichen, es gibt ein Schwert aus Kristall und eine Harfe aus Gold. Der Gral und die Zeichen sind gefunden worden und in Sicherheit, die anderen müssen wir noch suchen, neue Aufgaben für andere Zeiten. Aber wenn erst alle beisammen sind, wird sich die Finsternis zum letzten Mal erheben und ihren endgültigen und furchtbarsten Kampf um die Welt führen und wir werden die sichere Hoffnung haben, sie zu überwinden.«
    Sie hob den Kopf und überschaute die zahllose, geisterhafte Schar der Uralten.
»Die Finsternis erhebt sich«,
sagte sie mit tonloser Stimme und die vielen Stimmen antworteten mit einem leisen, drohenden Gemurmel:
»Sechs schlagen sie zurück.«
    Dann blickte sie wieder auf Will herunter und zärtliche Fältchen bildeten sich in ihren Augenwinkeln. »Zeichensucher«, sagte sie, »durch deine Geburt und deinen Geburtstag bist du in dein Erbe eingetreten und der Kreis der Uralten wurde vollständig für jetzt und immer. Und dadurch, dass du von der Gabe des Buches
Gramarye
so guten Gebrauch gemacht hast, hast du eine große Aufgabe erfüllt und die Probe bestanden. Bis wir uns wieder sehen, und wir werden uns wieder sehen, bis dahin denken wir mit Stolz an dich.«
    Wieder erhob sich das Gemurmel der Menge, aber es war anders als zuvor, herzlich und zustimmend. Und die Dame neigte sich und mit ihren feinen schmalen Händen, an denen der Rosenstein schimmerte, legte sie Will die Kette um den Hals. Dann küsste sie ihn leicht auf die Stirn. Es war, als habe eine Vogelschwinge ihn sanft berührt.
    »Lebe wohl, Will Stanton«, sagte sie.
    Das Stimmengemurmel schwoll an. In einem Gewirr von Bäumen und Flammen drehte sich die Welt um Will und freudiger und lauter als je zuvor erklang die glockenklare Zaubermelodie. Sie klang und tönte in seinem Kopf und erfüllte ihn mit solchem Entzücken, dass er die Augen schloss und sich ihrer Schönheit überließ; diese Musik, das wusste er für den Bruchteil einer Sekunde, war der Geist und das Wesen des Lichts.
    Aber dann begann sie zu verblassen, sich zu entfernen, lockend und ein wenig traurig, wie es immer gewesen war, verklang sie, während das Rauschen des Wassers sie nach und nach verdrängte. Will schrie vor Kummer und öffnete die Augen.
    Er kniete im grauen toten Licht des frühen Morgens auf dem verharschten Schnee neben der Huntercombe Lane, an einer Stelle, die er nicht wieder erkannte. Kahle Bäume erhoben sich aus dem nassen, halb getauten Schnee zu beiden Seiten der Straße. Die glatte, gepflasterte Oberfläche der Straße war wieder sichtbar, nur in den Gossen rauschte das Wasser mit dem wilden Gegurgel eines Wildbaches ... Die Straße war leer. Niemand war zu sehen.
    Das Gefühl des Verlustes war so stark, dass Will hätte weinen können; die große, herzliche Schar der Freunde, das Licht und der Glanz und die Feierlichkeit und die Alte Dame: Alles war entschwunden, entflohen, hatte ihn allein gelassen.
    Er legte die Hand an den Hals. Die Zeichen waren noch da. Hinter ihm sagte Merrimans tiefe Stimme: »Es ist Zeit, heimzugehen.«
    »Oh«, sagte Will traurig, ohne sich umzudrehen. »Ich bin froh, dass wenigstens Sie da sind.«
    »Das hört sich sehr fröhlich an«, sagte Merriman trocken. »Zügele deine Begeisterung, ich bitte dich.«
    Will setzte sich auf die Fersen zurück und blickte Merriman über die Schulter hinweg an. Merriman blickte mit tiefster Feierlichkeit auf ihn hinunter mit seinen dunklen Eulenaugen und plötzlich machten sich alle Gefühle, die in Wills Brust zu einer unerträglichen Last verknotet waren, Luft und lösten sich in Gelächter. Um Merrimans Mund zuckte es ein wenig. Er streckte seine Hand aus und Will rappelte sich, immer noch lachend, auf.
    »Es war nur ...«, sagte Will, dann unterbrach er sich, nicht sicher, ob er nun weinte oder lachte.
    »Es war — eine Veränderung«, sagte Merriman leise. »Kannst du jetzt gehen?«
    »Natürlich kann ich gehen«, sagte Will empört. Er blickte sich um. Wo die Schmiede gewesen war, stand ein etwas verkommenes Ziegelgebäude. Unter dem Schnee waren Spuren von Pflanzkästen und Gemüsebeeten zu erkennen. Er blickte schnell auf und sah die Umrisse eines bekannten Gebäudes. »Es ist das Schloss«, sagte er.
    »Der Hintereingang«, sagte Merriman. »In der Nähe des Dorfes. Wird

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