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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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alles wieder in Ordnung, sagt der Doktor. Der Knöchel ist nur verstaucht, nicht gebrochen. Aber sie wurde ohnmächtig und soll eine Woche oder so liegen bleiben. Sie ist ganz munter, du wirst es ja sehen.«
    Will blickte die Auffahrt hinunter. Paul, Merriman und sein Vater standen lachend und plaudernd beieinander. Vielleicht war sein Vater doch zu der Ansicht gekommen, dass der Butler Lyon ein guter Kerl war und nicht nur ein feudales Relikt.
    Mary sagte: »Es tut mir Leid, dass du dich im Wald verirrt hast. Es war meine Schuld. Du und Paul, ihr müsst ziemlich dicht hinter mir gewesen sein. Nur gut, dass der alte George schließlich wusste, wo alle waren. Der arme Paul, er hat sich schreckliche Sorgen gemacht, als du auch noch weg warst.« Sie kicherte, versuchte dann, ein zerknirschtes Gesicht zu machen, was ihr aber nicht gelingen wollte.
    »Will!« Paul kam aufgeregt auf sie zugelaufen. »Sieh doch mal!
    Miss Greythorne sagt, ich könnte sie für immer geliehen haben, die Gute — sieh doch nur!« Sein Gesicht war vor Freude gerötet. Das Päckchen, das Merriman gebracht hätte, war jetzt geöffnet und Will entdeckte darin die alte Flöte aus dem Schloss.
    Lächelnd blickte er zu Merriman auf. Die dunklen Augen waren ernst auf ihn gerichtet und Merriman hielt ihm das zweite Päckchen hin. »Dies schickt die Schlossherrin für dich.«
    Will öffnete die Hülle. Darin lag ein kleines glänzendes Jagdhorn, das Metall war vor Alter ganz dünn. Wills Blick hob sich schnell zu Merrimans Gesicht und senkte sich dann wieder.
    Mary hüpfte lachend umher. »Los, Will, blas mal drauf. Das wird man bis Windsor hören. Los!«
    »Später«, sagte Will. »Ich muss es erst lernen. Bitte, danken Sie Miss Greythorne sehr in meinem Namen«, sagte er zu Merriman.
    Merriman neigte den Kopf. »Jetzt muss ich aber gehen«, sagte er.
    Roger Stanton sagte: »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar wir Ihnen für all Ihre Hilfe sind. Für alles — während dieses schrecklichen Wetters — und die Kinder — Sie waren wirklich ganz außergewöhnlich — « Die Worte gingen ihm aus, aber er schüttelte Merrimans Hand mit einer solchen Herzlichkeit, dass Will dachte, er würde nie mehr aufhören.
    Das gefurchte, scharf geschnittene Gesicht wurde weich; Merriman sah erfreut und ein wenig überrascht aus. Er lächelte und nickte, sagte aber nichts. Auch Paul und Mary gaben ihm die Hand. Dann lag Wills Hand in seinem festen Griff, er spürte einen schnellen Händedruck und ein kurzer, eindringlicher Blick traf ihn aus den tiefen dunklen Augen. Merriman sagte: »Au revoir, Will.«
    Er hob die Hand zum Gruß und schritt davon, die Straße hinunter. Will ging ihm zögernd nach. Mary sagte, an seiner Seite hüpfend: »Hast du vorige Nacht die Wildgänse gehört?«
    »Gänse?«, sagte Will barsch. Er hatte nicht richtig zugehört. »Gänse? Bei dem Sturm?«
    »Was für ein Sturm?«, fragte Mary und gleich plapperte sie weiter: »Wildgänse, es müssen tausende gewesen sein. Wahrscheinlich sind sie auf der Wanderung. Wir haben sie nicht gesehen — aber dieser tolle Lärm, zuerst kam dieses Gekrächz von den verrückten Krähen aus dem Wäldchen und dann lange, lange so eine Art Kläffen am Himmel. Ganz hoch oben. Es war schaurig schön.«
    »Ja«, sagte Will, »ja, das muss es gewesen sein.«
    »Du schläfst ja noch halb«, sagte Mary entrüstet und hüpfte bis zum Ende der Auffahrt hinunter. »Mein Gott! Will! Schau doch!«
    Sie hatte hinter einem Baum unter den Resten einer Schneewehe etwas entdeckt. Will kam herbei und sah zwischen dem nassen Unterholz die große Karnevalsmaske mit den Eulenaugen, dem Menschengesicht, dem Hirschgeweih. Er schaute und schaute und konnte kein Wort herausbringen. Der Kopf war unversehrt, bunt und trocken, wie er immer gewesen war und immer sein würde. So hatte er Herne den Jäger vor sich am Himmel gesehen und doch war es anders gewesen.
    Immer noch starrte er, ohne zu sprechen.
    »Nein, so was«, sagte Mary fröhlich. »Du hast aber Glück, dass sie dort stecken geblieben ist. Mama wird sich auch freuen. Sie war wieder bei Bewusstsein, als das Wasser so plötzlich stieg. Ihr wart natürlich nicht da. Das Wasser überschwemmte das ganze Erdgeschoss und aus dem Wohnzimmer wurden viele Sachen weggespült, bevor wir es merkten. Auch der Kopf war dabei — Mama war ganz traurig, weil sie wusste, dass du es auch sein würdest. Nein, sieh dir das an, so was — «
    Immer noch munter plaudernd betrachtete sie den

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