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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Dienste, die die Krähen der Finsternis geleistet hatten, wollte Will nicht gern glauben, dass sie alle tot waren.
    »Oh nein, nein«, sagte Merriman. »Sie sind nur zerstreut. Hierhin und dorthin durch den Himmel gehetzt, solange es den Hunden Freude macht, sie zu hetzen. Die Schicksalshunde töten keine lebenden Wesen und fressen kein Fleisch ... Die Krähen werden sich schließlich wieder einfinden, erschöpft, zerzaust und entmutigt. Klügere Vögel, die nichts mit der Finsternis zu schaffen hatten, hätten sich in der vergangenen Nacht versteckt, zwischen Zweigen oder unter Giebeln, dort, wo man sie nicht sehen kann. Die es getan haben, sind unversehrt an ihrem Ort. Aber es wird eine Weile dauern, bis unsere Freunde, die Krähen, sich erholt haben. Ich glaube, sie werden dich nicht mehr belästigen, Will, aber an deiner Stelle würde ich keiner mehr trauen.«
    »Sehen Sie«, sagte Will und wies die Straße entlang. »Da sind zwei, denen man trauen kann.« Stolz schwellte seine Stimme, als die beiden Hunde der Stantons, Raq und Ci, die Straße hinunter auf sie zugestürmt kamen. Sie sprangen an Will hoch, bellten und winselten vor Freude, leckten seine Hände in einer so stürmischen Begrüßung, als wäre er einen Monat weggewesen. Will beugte sich zu ihnen, sprach zu ihnen, war eingehüllt in wedelnde Schwänze, warme keuchende Köpfe, große nasse Pfoten. »Runter, ihr Idioten«, sagte er glücklich.
    Merriman sagte sehr sanft: »Ruhig, ruhig!« Sofort beruhigten sich die Hunde, nur ihre Schwänze wedelten begeistert. Beide Tiere wandten sich einen Augenblick Merriman zu, dann trotteten sie in freundschaftlichem Schweigen an Wills Seite. Bald hatten sie die Auffahrt zum Haus erreicht, das Schaufelgeräusch wurde lauter, und als sie um die Ecke bogen, sahen sie Paul und Mr. Stanton, die dick vermummt Schnee und Blätter und Zweige von einem Kanalgitter schaufelten.
    »Na also«, sagte Mr. Stanton und lehnte sich auf seine Schaufel.
    »Hallo, Papa«, rief Will munter, lief auf ihn zu und umarmte ihn.
    Merriman sagte: »Guten Morgen.«
    »Der alte George sagte, du würdest früh auf sein«, sagte Mr. Stanton, »aber ich hätte nicht gedacht, dass es so früh sein würde. Wie ist es Ihnen nur gelungen, ihn wach zu kriegen?«
    »Ich bin von selbst wach geworden«, sagte Will. »Jawohl. Zum neuen Jahr habe ich mir vorgenommen, ein neues Blatt aufzuschlagen. Und was machst du da?«
    »Ich drehe alte Blätter um«, sagte Paul.
    »Ha, ha, ha.«
    »Das tun wir tatsächlich. Das Tauwetter kam so plötzlich, dass der Boden noch gefroren war und das Wasser nicht wegsickern konnte. Jetzt beginnen die Abflusskanäle aufzutauen, aber alles ist mit angeschwemmtem Dreck verstopft. Wie zum Beispiel das hier.« Er hob ein tropfendes Bündel auf.
    Will sagte: »Ich hole mir auch einen Spaten und helfe euch.«
    »Willst du nicht zuerst frühstücken?«, sagte Paul. »Kaum zu glauben, aber Mary macht tatsächlich Frühstück. Zum neuen Jahr werden hier offenbar lauter neue Blätter aufgeschlagen.«
    Will merkte plötzlich, dass er seit langem nichts gegessen und einen Wolfshunger hatte. »Hm«, sagte er.
    »Kommen Sie herein und frühstücken Sie mit uns oder trinken Sie wenigstens eine Tasse Tee«, sagte Mr. Stanton zu Merriman. »So früh am Morgen ist es ein kalter Weg vom Schloss bis hierher. Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, dass Sie ihn begleitet haben, ganz zu schweigen, dass Sie ihn für die Nacht untergebracht haben.«
    Merriman schüttelte lächelnd den Kopf, schlug den Kragen seines Gewandes hoch, das sich kaum merklich wieder in einen schweren Überzieher aus dem zwanzigsten Jahrhundert verwandelt hatte. »Vielen Dank, aber ich muss zurück.«
    »Will!«, ertönte ein Schrei und Mary kam die Auffahrt heruntergeflogen. Will ging ihr entgegen, sie rutschte aus und stieß ihn in den Magen. »War es schön im Schloss? Hast du in einem Himmelbett geschlafen?«
    »Nicht eigentlich«, sagte Will. »Aber wie geht es dir?«
    »Natürlich gut. Ich bin auf dem Pferd des alten George geritten, auf einem von Dawsons Riesenpferden, den Paradepferden. Er hat mich auf der Straße eingeholt, bald nachdem ich aus dem Haus gegangen war. Es kommt mir so vor, als wäre es lange her, nicht erst letzte Nacht.« Sie blickte Will etwas verlegen an. »Ich hätte wohl nicht hinter Max herlaufen sollen, aber alles ging so schnell und ich machte mir Sorgen, weil keine Hilfe für Mama kam — «
    »Geht es ihr denn wirklich gut?«
    »Es kommt bald

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