Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
Vom Netzwerk:
in einer Zeitschrift geblättert hatte, während sie auf Simon wartete. Sie hatte plötzlich ein nervöses Räuspern gehört und in der Küchentür hatte Mrs Penhallow gestanden, rund und rosig und ungewöhnlich nervös.
    Plötzlich hatte sie gesagt: »Wenn du heut Abend gern zum Flechten kommen möchtest, mein Herzchen, bist du willkommen.«
    Jane blinzelte sie an: »Zum Flechten?«
    »Zum Anfertigen der
Greenwitch.«
Der singende Cornwall-Ton in Mrs Penhallows Stimme war deutlicher als sonst. »Es dauert aber die ganze Nacht, 's ist 'ne schwierige Sache und Fremde werden normalerweise nicht dabei geduldet. Aber wenn du gern möchtest... du bist die einzige weibliche Verwandte des Professors, und deshalb...« Sie schwenkte die Hand durch die Luft, als suche sie nach Worten. »Die Frauen sind damit einverstanden und ich würd dich gern mitnehmen.«
    »Vielen Dank«, sagte Jane verwirrt, aber erfreut. »Hm —darf Mrs Stanton auch mitkommen?«
    »Nein«, sagte Mrs Penhallow scharf. Dann, als Jane die Augenbrauen hochzog, fügte sie etwas sanfter hinzu: »Sie ist 'ne Ausländerin, verstehst du. Das gehört sich nicht.«
    Während sie jetzt hier auf der Landzunge in die Flammen starrte, erinnerte sich Jane an die harte Endgültigkeit dieser Worte. Sie hatte diese Entscheidung hingenommen und war nach dem Abendessen mit Mrs Penhallow weggegangen, ohne dass sie versucht hatte, Fran Stanton die Situation zu erklären.
    Aber immer noch hatte sie keine Vorstellung davon, was hier geschehen sollte. Niemand hatte ihr erklärt, wie das Ding, das sie die
Greenwitch
nannten, aussehen würde oder wie man es machte oder was dann damit geschah. Sie wusste nur, dass die Sache die ganze Nacht in Anspruch nehmen würde und vorbei war, wenn die Fischer heimkamen. Jane schauderte. Die Nacht senkte sich herab und die Nächte in Cornwall mochte sie nicht allzu sehr; sie enthielten zu viel Unbekanntes.
    Schwarze Schatten liefen über die Felsen, die um sie herumstanden, sie tanzten und verschwanden mit dem Züngeln der Flammen. Jane suchte instinktiv nach Gesellschaft und rückte in den hellen Lichtkreis um das Feuer; aber auch das war beängstigend, denn jetzt bewegten sich die anderen Gestalten am Rande der Dunkelheit, dort, wo sie sie nicht sehen konnte, und sie fühlte sich plötzlich verletzlich. Sie zögerte, sie spürte die Spannung in der Luft.
    »Komm, Herzchen«, sagte Mrs Penhallows weiche Stimme neben ihr. »Komm hierher.« Es lag etwas Drängendes in ihrem Ton. Hastig ergriff sie Janes Arm und führte sie zur Seite. »Es ist jetzt Zeit für das Flechten«, sagte sie. »Bleib aus dem Weg, wenn du kannst.«
    Dann war sie wieder verschwunden und hatte Jane neben einer Gruppe von Frauen allein gelassen, die mit etwas beschäftigt waren, was noch nicht zu erkennen war. Jane fand einen Steinbrocken und setzte sich so darauf, dass sie die Wärme des Feuers spürte. Sie schaute sich um. Dutzende von Frauen aller Altersstufen waren da: die jüngeren in Jeans und Sweatern, die älteren in schweren, langen dunklen Röcken und dicken hohen Stiefeln. Jane sah einen großen Haufen Steine, jeder Stein hatte etwa die Größe eines Männerkopfes, und einen noch viel größeren Haufen grüner Zweige — es schien Weißdorn zu sein —, die zu grün waren, um fürs Feuer bestimmt zu sein. Aber wozu diese Dinge dienten, verstand sie nicht.
    Dann trat eine einzelne große Frau aus der Gruppe heraus und streckte den Arm aus. Sie rief etwas, das Jane nicht verstehen konnte, und sogleich machten sich die Frauen in kleinen Gruppen und offenbar nach einem bestimmten Plan an die Arbeit. Einige nahmen einen Ast auf, streiften Blätter und kleine Zweige ab und prüften die Elastizität. Dann übernahmen andere den Ast und flochten ihn geschickt mit anderen Ästen zusammen, sodass langsam eine bestimmte Form zustande kam.
    Allmählich entwickelte sich aus dieser Form ein großer Zylinder. Lange Zeit wurde so gereinigt, gebogen und verwoben. Jane wurde unruhig. Die Blätter an einigen Zweigen schienen eine andere Form zu haben als die Weißdornblätter. Sie war nicht nah genug, um zu erkennen, was für Blätter es waren, und sie wollte sich nicht wegrühren. Sie hatte das Gefühl, nur hier in Sicherheit zu sein, halb unsichtbar auf ihrem Stein, unbeobachtet und ein wenig von den andern entfernt.
    Plötzlich stand die große Frau, die die Anführerin zu sein schien, neben ihr. Scharfe Augen blickten aus einem mageren Gesicht auf sie herunter. Ein Kopftuch,

Weitere Kostenlose Bücher