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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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berichteten, zu Bett begeben. Und Merriman und Will waren überhaupt noch nicht aufgetaucht.
    »Was macht Gumerry bloß? Irgendetwas muss geschehen sein.«
    »Ich glaube, wir können nichts tun als warten.« Auch Simon war bedrückt. »Wir könnten ihn suchen gehen. Aber wo sollen wir anfangen?«
    »Das Graue Haus«, sagte Barney plötzlich.
    »Gute Idee. Komm, Jane.«
     
    »Er scheint die Gestalt eines Malers angenommen zu haben«, sagte Will zu Merriman, während sie hinter den letzten Nachzüglern der fröhlichen Dorfbevölkerung Kemare Head entlang zurückgingen. »Ein dunkler Mann von mittlerer Größe mit langem dunklem Haar und einem scheinbar wirklichen, wenn auch scheußlichen Talent. Das war ein guter Einfall.«
    »Vielleicht ist die Scheußlichkeit unbeabsichtigt«, sagte Merriman grimmig. »Selbst die großen Herren der Finsternis können es nicht verhindern, dass ihre wahre Natur auf ihre verwandelte Gestalt abfärbt.«
    »Glaubst du, dass er einer der großen Herren ist?«
    »Nein. Mit großer Sicherheit nicht. Aber erzähl mir den Rest.«
    »Er hat schon Kontakt mit den Kindern aufgenommen. Mit Barney. Und er hat ein Totem — er hat eine Zeichnung gestohlen, die Barney vom Hafen gemacht hat.«
    Merriman zog zischend die Luft durch die Zähne. »Ich hatte mit dieser Zeichnung etwas vor. Unser Freund hat einen größeren Vorsprung, als ich ihm zugetraut hätte. Man sollte die Mächte der Finsternis nie unterschätzen, Will. Diesmal hätte ich es beinahe getan.«
    »Er hat auch Rufus, den Hund von Kapitän Toms, mitgenommen«, sagte Will. »Er hat eine Nachricht hinterlassen, dass er den Hund töten wird, wenn Kapitän Toms der
Greenwitch
nahe kommt. Und er hat dafür gesorgt, dass Barney die Nachricht sieht. Eine sehr wirksame Erpressung. Wenn Kapitän Toms danach nach Kemare Head gegangen wäre, hätte Barney ihn für einen Mörder gehalten... Natürlich wussten die Mächte der Finsternis, dass sie damit nur einen Uralten von der
Greenwitch
fern halten konnten, aber auch das hätte ihnen hilfreich sein können... aber Rufus ist wirklich ein wundervolles Tier, nicht wahr?« In diesem Augenblick war Wills Stimme nicht die eines alterslosen Uralten, sondern die eines begeisterten kleinen Jungen.
    Die Besorgnis auf Merrimans strengem, zerfurchtem Gesicht wich einem kleinen Lächeln. »Bei der Suche nach dem Gral im vergangenen Sommer hat Rufus eine eigene Rolle gespielt. Er hat mehr Talent, sich mit gewöhnlichen menschlichen Wesen zu verständigen, als die meisten vierbeinigen Wesen.«
    Am Anfang der grasbewachsenen Landzunge wandten sich die meisten Dorfbewohner nach unten, dem Hafengelände und der Hauptstraße des Dorfes zu. Merriman führte Will weiter geradeaus zu der höher gelegenen Straße, von der aus man den Hafen überblickte. Sie blieben stehen, um ein paar andere müde Festteilnehmer vorbeizulassen, und gingen dann zu dem schmalen, grau gestrichenen Haus hinüber, das alle anderen in der Straße überragte. Merriman öffnete die Vordertür und sie traten ein.
    Ein langer, breiter Flur lag im dämmrigen Morgenlicht. Aus einer geöffneten Tür zur Rechten ertönte Kapitän Toms' Stimme: »Hier herein!«
    Es war ein geräumiges Zimmer mit Bücherschränken, Sesseln und Bildern von Segelschiffen. Der Kapitän saß mit ausgestrecktem rechtem Bein in einem Ledersessel. Der Fuß war verbunden, steckte in einem Plüschpantoffel und ruhte auf einer lederbezogenen Fußbank. »Gicht«, sagte der Kapitän entschuldigend zu Will. »Von Zeit zu Zeit zwickt sie mich. Ein Zeichen einer vergeudeten Jugend, wie man sagt. Sie legt mich so erfolgreich lahm, wie es nur einer der finsteren Herren tun könnte — wenn unser Freund hellsichtig wäre, hätte er sich gar nicht die Mühe machen und Rufus fangen brauchen.«
    »Die Gabe der Hellsicht hat er wohl nicht«, sagte Merriman. Mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung streckte er sich auf einem breiten Sofa aus. »Ich bin nicht sicher, warum das so ist, denn er gehört sicher den höheren Rängen an. Vielleicht ist es auch etwas, was er nicht in die Tat umzusetzen wagt. Jedenfalls — der Raub des Grals, die Mühe, die er darauf verwendet, mit den Kindern in Kontakt zu treten, und besonders mit Barney ,-, das alles weist in dieselbe Richtung.«
    Kapitän Toms fuhr sich nachdenklich mit einem Finger über den kurzen grauen Bart. »Du glaubst, dass er den Jungen in den Gral hineinschauen lassen will, damit er ihm die Zukunft sagt... er will ihn auf die alte

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