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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Weise durch den Kristall sehen lassen? Nun, es wäre möglich.«
    Will sagte: »Aber ist es das, was er
als Erstes
will?«
    »Ich weiß es nicht. In jedem Fall muss Barney sorgfältig bewacht werden.«
    »Ich werde ihm auf den Fersen bleiben«, sagte Will. »Er wird es schrecklich finden.« Er schlenderte unruhig im Zimmer umher, starrte die Bilder an, ohne sie zu sehen. »Aber wo ist der Mann? Wo ist er? Gewiss ist er in der Nähe.«
    »Das Gefühl habe ich auch«, sagte Kapitän Toms ruhig von seinem Sessel aus. »Er ist ganz in der Nähe. Heute Morgen, gleich nach Sonnenaufgang, spürte ich, wie er schnell am Haus vorbeiging, und seitdem hat mich ein leises Gefühl seiner Nähe nie verlassen.«
    »Das war, als er versuchte, an die
Greenwitch
heranzukommen, bevor sie ins Meer geworfen wurde«, sagte Merriman. »Ein Glück für uns, dass ihm das nicht gelungen ist, das Gebilde hätte vielleicht ein Zeichen gegeben. Die Fischer haben ihn hierher abgedrängt — sie waren sehr aufgebracht und gingen ziemlich grob mit ihm um... ich bin ihnen bis ins Dorf gefolgt, bis sie ihn losließen. Dann hat er sich in einen Schatten gehüllt und ich habe ihn verloren. Aber ja, er ist in der Nähe. Man spürt das Böse.«
    Will blieb plötzlich stehen und erstarrte wie ein Hund, der etwas wittert. Merriman schwang hastig die Beine vom Sofa und stand auf. »Was ist?«
    »Spürt ihr etwas? Hört ihr etwas?«
    »Ich glaube, du hast Recht.« Kapitän Toms humpelte zur Tür, indem er sich schwer auf seinen Stock stützte. »Schnell, kommt nach draußen!«
    Bereits während sie noch die Diele überquerten, hörten sie das Bellen, und während sie auf den Stufen des Grauen Hauses standen, wurde es immer lauter, kam immer näher: das schrille, aufgeregte Bellen eines Hundes, der freigelassen werden will. Der Himmel über ihnen war von einem bleiernen Grau, das Tageslicht war trüb, fast drohend geworden. Auf der Straße, die vom Dorf heraufführte, weiter hügelab, dort, wo der Hafen und die Anlegestege begannen, sahen sie etwas flatterndes Rotes, das auf sie zugeschossen kam. Die dunkle Gestalt eines Mannes rannte hinterher.
    Will sagte, und seine Stimme überschlug sich fast vor Schrecken: »Da — die Kinder!«
    Auf dem Kai, am Rande der Hafenstraße, erblickten sie jetzt Simon, Jane und Barney, die aufgeregt angerannt kamen. Sie hatten Rufus noch nicht gesehen, folgten aber seinem Bellen. »Rufus«, schrie Barney voller Freude. »Rufus!«
    Die Uralten standen hoch aufgerichtet da und warteten.
    Als Rufus jetzt freudig um die Ecke bog, um auf die Kinder zuzustürzen, sahen sie, wie der dunkle Mann die Hand hob. Mitten im Sprung erstarrte der Hund und fiel, regungslos wie ein Stück Holz, den Kindern vor die Füße. Simon, der nicht mehr ausweichen konnte, verlor das Gleichgewicht, stürzte über ihn und schlug hart auf dem Boden auf. Er blieb liegen, ohne sich zu rühren. Jane und Barney kamen schlitternd zum Stehen. Sie waren fassungslos. Der dunkelhaarige Mann trat an sie heran, stand einen Augenblick da, hob dann die Hand und zeigte auf Barney.
    Nur Simon sah es. Während er auf dem Boden lag, das Gesicht dem Hügel zugekehrt, erwachte er langsam aus der schwarzen Bewusstlosigkeit, die ihn umschlossen hatte, als er auf dem Boden aufschlug. Er zwinkerte und öffnete die Augen. Und er sah oder glaubte zu sehen: In einer strahlenden weißen Lichtwolke wurden drei leuchtende Gestalten sichtbar. Sie wurden immer größer und ihr Glanz blendete Simon; sie schienen sich auf ihn auszudehnen und er schloss die Augen vor dem schmerzenden Licht. In seinem Kopf war noch ein Tosen und Dröhnen, er war noch nicht ganz aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht. Später konnte er sich sagen, dass das alles nur Einbildung gewesen war, dass er nach dem Aufprall auf den Kopf noch verwirrt gewesen war. Aber das überwältigende Gefühl von Furcht und Staunen, das ihn überkommen hatte, konnte er nie mehr ganz vergessen.
    Aber Jane und Barney, die mitten im Lauf zum Stehen gekommen waren und entsetzt dem dunkelhaarigen Mann entgegensahen, der sie fast schon erreicht hatte, sahen nur, wie sein Gesicht sich plötzlich verzerrte und wie er, wie unter dem Druck einer unsichtbaren Gewalt, vor ihnen zurückwich. Schnaubend vor Wut, schien er einen verzweifelten Kampf auszufechten — gegen das Nichts. Sein Körper war erstarrt, der Kampf spielte sich in seinen Augen und in der kalten Linie seines Mundes ab. Es dauerte einen schrecklichen langen Augenblick,

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