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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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währenddessen die dunkle Gestalt in einer grotesk verzerrten Haltung erstarrte. Dann schien es, als spränge eine Feder in seinem Innern, er fuhr herum und stürzte davon, ohne ihnen noch einen Blick zuzuwerfen, und war verschwunden.
    Rufus regte sich und winselte; Simon setzte sich auf. Er beugte sich über den Hund und streichelte benommen seinen Kopf. Rufus leckte ihm die Hand und erhob sich dann wie ein neugeborenes Kalb mit Mühe auf seine schwankenden Beine.
    »Genauso fühl ich mich auch«, sagte Simon. Vorsichtig stand er auf.
    Jane stupste ihn ängstlich an. »Alles in Ordnung?«
    »Ich hab keinen Kratzer.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Da war so ein helles Licht...« Seine Stimme verlor sich, während er versuchte, sich zu erinnern.
    »Das kam davon, weil du mit dem Kopf aufgeschlagen bist«, sagte Barney. »Der Mann — du hast ihn gar nicht gesehen — hatte uns fast schon erreicht, und dann — ich weiß nicht. Irgendetwas hat ihn aufgehalten. Es war unheimlich.«
    »Als ob er eine Art Anfall hatte«, sagte Jane. »Er zitterte und wand sich und sein Gesicht sah schrecklich aus und dann ist er einfach davongestürzt.«
    »Es war der Maler. Der, der meine Zeichnung geklaut hat.«
    »Wirklich? Natürlich! Er hat auch Rufus gestohlen und darum — «
    Aber Barney hörte nicht mehr zu. Er stand da und starrte die Straße hinauf. »Seht mal«, sagte er in seltsam ausdruckslosem Ton.
    Sie folgten seinem Blick und sahen Merriman, der vom Grauen Haus her auf sie zukam. Seine Jacke hing offen, die Hände steckten in den Hosentaschen, das wirre weiße Haar hob sich in der Brise, die sich jetzt von allen Seiten erhob. Als er bei ihnen angekommen war, sagte er: »Wenn ihr hier stehen bleibt und auf den Regen wartet, werdet ihr noch nass.«
    Jane blickte verwirrt zum dunklen Himmel auf. »Hast du nicht gesehen, was jetzt gerade hier geschehen ist?«
    »Teilweise«, sagte Merriman. »Hast du dir wehgetan, Simon?«
    »Überhaupt nicht.«
    Barney starrte seinen Großonkel immer noch nachdenklich an. »Du warst es, nicht wahr?«, sagte er leise. »Du hast ihn irgendwie aufgehalten. Er gehört auf die Seite der Finsternis.«
    »Na, na, Barney«, sagte Merriman, »das sind große Worte. Wir wollen uns keine Gedanken darüber machen, woher dein unerfreulicher Freund kam — wir wollen froh sein, dass er weg ist und dass wir Rufus wohlbehalten wiederhaben.«
    Der rote Hund leckte Merriman die Hand, sein buschiger Schwanz wedelte heftig. Merriman rieb ihm die weichen Ohren. »Geh nach Hause«, sagte er. Ohne einen Blick zurückzuwerfen, trottete Rufus davon, die Straße hinauf, die vom Hafen wegführte, und sie beobachteten schweigend, wie er im Seiteneingang des Grauen Hauses verschwand.
    Barney sagte: »Das ist ja alles gut und schön, aber wir dachten, du hättest uns herkommen lassen, um zu helfen.«
    »Barney!«, sagte Jane.
    »Ihr seid schon dabei zu helfen«, sagte Merriman freundlich. »Ich habe euch gesagt: Habt Geduld!«
    Simon sagte: »Wir waren hergekommen, um dich zu suchen. Wir dachten, es könnte etwas passiert sein.«
    »Ich war nur im Grauen Haus und habe mit Kapitän Toms geplaudert.«
    »Will Stanton ist seit der Sache mit der
Greenwitch
auch noch nicht heimgekommen.«
    »Wahrscheinlich sieht er sich nur ein bisschen um. Ich denke, wenn wir jetzt nach Hause gehen, finden wir ihn dort.« Merriman blickte wieder zu den dunklen Wolken auf, die sich immer tiefer herabsenkten. Von der See her klang ein lang gezogenes leises Grollen. »Kommt nach Hause«, sagte er, »bevor das Gewitter losbricht.«
    Während sie gehorsam lostrotteten und versuchten, mit ihm Schritt zu halten, sagte Jane nachdenklich: »Die arme
Greenwitch,
ganz allein da in der See. Ich hoffe, die Wellen zertrümmern sie nicht ganz und gar.«
    Sie eilten die letzten schmalen Stufen zum Fischerhaus hinauf; als sie die Tür erreichten, zerriss ein weißer Lichtstrahl den Himmel, und ein lauter Donnerschlag hallte von allen Seiten der Bucht wider.
    Durch das Getöse hindurch hörte Jane, wie Merriman sagte: »Bestimmt nicht.«

    Wieder stand Jane auf Kemare Head, aber diesmal war sie allein und das Gewitter hatte seinen Höhepunkt erreicht. Man wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war. Der Himmel hing ringsherum grau und schwer herab; helle Blitze zerrissen ihn, der Donner grollte und krachte und wurde von den Mooren im Hinterland zurückgeworfen. Möwen kreisten und kreischten im Wind. Die See unten kochte, die Wellen wüteten,

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