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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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die
Greenwitch
unaufhaltsam auf sie zuschwankte. Jane wich entsetzt zurück und kauerte sich auf den Boden. Das Wasser war plötzlich sehr heiß, von wildem Tosen erfüllt, und schien sie zermalmen zu wollen.
    »Ich werd nichts sagen! Ich verspreche es! Ich verspreche es,
ich verspreche es!«
     
    Kaltes Licht strich ihr ins Gesicht. »Jane! Wach auf! Komm, Jane, wach auf, es ist ja vorbei, es ist nicht wirklich!... Jane, wach auf...« Merrimans tiefe Stimme klang leise, aber eindringlich, seine starken Hände lagen beruhigend auf ihrer Schulter.
    Jane fuhr hoch, sie saß in ihrem kleinen Schlafzimmer im Bett und blickte in das Gesicht ihres Großonkels, dann lehnte sie die schweißnasse Stirn gegen seinen Arm und brach in Tränen aus.
    »Erzähl mir alles«, sagte Merriman beruhigend.
    »Ich kann es nicht. Ich habe es versprochen!« Die Tränen flossen noch schneller.
    »Nun hör einmal«, sagte Merriman, als sie ruhiger geworden war. »Du hast einen schlimmen Traum gehabt und der ist vorbei. Ich hörte hier drinnen einen halb erstickten Schrei, und als ich hereinkam, warst du ganz unter den Decken vergraben. Es muss dir schrecklich heiß geworden sein. Kein Wunder, dass du schlecht geträumt hast. Also, erzähl mir jetzt alles.«
    »Oh, mein Gott«, sagte Jane verwirrt. Dann erzählte sie.
    »Hm«, sagte Merriman, als sie fertig war. Sein ausdrucksloses, knochiges Gesicht lag im Schatten; es verriet ihr nichts.
    »Es war schrecklich«, sagte Jane. »Vor allem der Schluss.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Ich fürchte, die Geschehnisse der vergangenen Nacht waren zu viel für deine Einbildungskraft.«
    Jane gelang ein kleines Grinsen. »Wir hatten zum Abendessen Apfelkuchen und Käse. Das hat vielleicht auch dazu beigetragen.«
    Merriman lachte ein wenig und stand auf. Er reichte fast bis zur niedrigen Decke. »Geht's jetzt wieder?«
    »Ja, vielen Dank.« Als er nach draußen ging, sagte sie: »Gumerry?«
    »Was ist?«
    »Die
Greenwitch
tut mir immer noch Leid.«
    »Ich hoffe, dass sie es auch weiter tun wird«, war Merrimans rätselhafte Antwort. »Hoffentlich schläfst du jetzt gut.«
    Jane lag ganz still und horchte auf den Regen, der gegen das Fenster schlug, und auf das letzte Grollen des Donners. Kurz bevor sie wieder einschlummerte, erinnerte sie sich ganz plötzlich, dass sie den kleinen, glänzenden Gegenstand erkannt hatte, der in ihrem Traum das Geheimnis der
Greenwitch
gebildet hatte. Aber bevor diese Erinnerung ganz deutlich wurde, war sie schon eingeschlafen.

Kapitel 5
    Simon grub sich tiefer in die kleine gemütliche Höhle zwischen Kissen und Decke. »Mmmmmff, nee. Geh weg!«
    »Nun komm schon, Simon.« Barney zerrte hartnäckig an der Bettdecke. »Steh auf! Es ist ein herrlicher Morgen, sieh doch. Alles glänzt vom Regen in der Nacht, wir könnten vor dem Frühstück zum Hafen runterlaufen. Nur mal so. Von den andern ist noch keiner wach. Los, komm.«
    Knurrend öffnete Simon ein Auge und blinzelte zum Fenster hin. Am klaren blauen Himmel kreiste eine Möwe, ließ sich träge auf der Luft treiben, kurvte auf unbewegten Flügeln nach unten. »Also gut«, sagte er.
    Im Hafen rührte sich nichts. Die Boote hingen regungslos an ihren Seilen, ihr Spiegelbild auf dem stillen Wasser rührte sich nicht. Die Netze, die zum Flicken auf der Hafenmauer ausgebreitet waren, verströmten einen leisen Teergeruch. Nichts störte das Schweigen als das Klappern eines Milchwagens weit oben im Dorf. Die Jungen tappten über regennasse Stufen und schmale Stege zum Wasser hinunter. Die Sonne schien schon warm auf ihre Gesichter.
    Während sie dastanden und auf die Boote vor ihnen hinunterschauten, kam ein Dorfköter herangetrottet, schnüffelte freundlich an ihren Fersen und ging wieder seiner Wege.
    »Vielleicht ist Rufus auch schon draußen«, sagte Barney. »Lass uns nachsehen.«
    »Gut.« Simon stieg zufrieden hinter ihm her, entspannt durch die Stille und den Sonnenschein und das sanfte Murmeln der See.
    »Da ist er!« Der langbeinige rote Hund kam über den Kai auf sie zugesprungen. Er tanzte schwanzwedelnd um sie herum, zeigte die weißen Zähne und die lange rosa Zunge, die ihm seitlich aus dem Maul hing.
    »Du verrückter Hund«, sagte Simon zärtlich, als die nasse Zunge ihm die Hand leckte.
    Barney ging in die Knie und starrte feierlich in Rufus' braune Augen. »Ich wünschte, er könnte sprechen. Was würdest du uns sagen, Kerlchen? Du würdest uns etwas über den dunklen Maler sagen und wohin er dich

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