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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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gebracht hat. Wo war das, Rufus? Wo hat er dich versteckt?«
    Der Setter stand einen Augenblick still und sah Barney an, dann legte er den schmalen Kopf auf die Seite und gab einen seltsamen Laut von sich, halb wie ein Bellen, halb wie ein Winseln; es klang wie eine Frage. Dann wandte er sich um und lief ein paar Schritte den Kai entlang, dann schaute er zurück und wartete auf sie.
    »Was soll das?«, sagte Simon, der aufmerksam geworden war.
    »Er will uns etwas zeigen!« Barney hüpfte aufgeregt hin und her. »Komm Simon, schnell! Er zeigt uns, wo sich der Maler versteckt, da wette ich drauf, und wir werden es Gumerry sagen können.«
    Rufus gab ein fragendes Winseln von sich.
    »Ich weiß nicht«, sagte Simon. »Wir sollten nach Hause gehen. Niemand weiß, wo wir sind.«
    »Oh, komm doch! Schnell! Bevor er sich's anders überlegt.« Barney packte Simon am Arm und zerrte ihn hinter dem mageren roten Hund her, der jetzt zuversichtlich über den Kai davontrottete.
    Rufus führte sie geradewegs durch den Hafen und dann in die Straße hinein, die vom Grauen Haus und von der See weg ins Land hineinführte. Die Straße war ihnen zuerst vertraut, sie führte durch den engsten Teil des Dorfes hindurch, vorbei an stillen Häuschen, die hinter den Spitzengardinen ihrer Fenster schliefen, und an ein paar bescheidenen Häusern mit dem großspurigen Schild »Privathotel«. Dann waren sie hinter Trewissick, auf den von Hecken eingefassten Wiesen und Feldern, die sich um die weißen Hügel und die grünen Teiche der Tongruben legten, bis sie weiter landeinwärts in die Moore übergingen.
    Simon sagte: »Wir können nicht viel weiter gehen, Barney. Wir müssen zurück.«
    »Nur noch ein bisschen!«
    Weiter ging es über stille Landstraßen, die vom frischen, noch hellen Frühlingsgrün der Bäume beschattet waren. Simon blickte unruhig um sich. Alles schien in Ordnung: Die Sonne wärmte sie, der Löwenzahn leuchtete gelb im Gras, was für eine Gefahr konnte da lauern? Plötzlich bog Rufus von der Landstraße in einen engen, schattigen Weg; an der Ecke stand ein Wegweiser: zur Pentreath Farm. Die Bäume zu beiden Seiten des Weges bildeten ein dichtes Blätterdach, sogar bei vollem Tageslicht war der Weg düster und kühl, nur hier und da fielen ein paar Sonnenflecken durch das Laub. In Simon stieg plötzlich eine schreckliche Ahnung auf. Er blieb stocksteif stehen.
    Barney schaute über die Schulter zurück. »Was ist los?«
    »Ich weiß nicht genau.«
    »Hast du etwas gehört?«
    »Nein. Nur... es ist, als wäre ich schon mal hier gewesen.« Simon schauderte. »Es ist ein ganz komisches Gefühl«, sagte er.
    Barney warf ihm einen beunruhigten Blick zu: »Sollen wir lieber zurückgehen?«
    Simon gab keine Antwort; mit gerunzelter Stirn starrte er nach vorn. Rufus, der eben um eine Biegung des Weges verschwunden gewesen war, kam in sichtlicher Eile zurückgelaufen.
    »In die Büsche, schnell!« Simon packte Barney am Arm, und, von Rufus gefolgt, schlüpften sie in das Dickicht, das den Weg zu beiden Seiten säumte. Dort schlichen sie vorwärts, vorsichtig jedes Geräusch vermeidend, bis sie den Teil des Weges, der hinter der Biegung lag, überschauen konnten. Sie sprachen nicht und flüsterten nicht, sie wagten kaum zu atmen und Rufus kauerte ganz still zu ihren Füßen.
    Dort vor ihnen hörte der belaubte Tunnel auf, den der Weg bis dahin gebildet hatte. Sie sahen eine große Wiese mit einzelnen großen Bäumen und Strauchgruppen. Der Weg war hier nur noch eine grasüberwucherte Wagenspur, die sich zu einer dichteren Baumgruppe hinwand. Es sah nicht so aus, als würde der Weg zur Pentreath Farm häufig benutzt. Es war auch keine Spur eines bäuerlichen Gehöfts zu sehen. Stattdessen erblickten sie mitten auf der sonnenhellen Wiese einen Wohnwagen.
    Er stand da, groß, glänzend und hübsch: ein richtiger altmodischer Zigeunerwagen, so wie sie ihn nur auf Bildern gesehen hatten. Auf den hohen Rädern, die hölzerne Speichen hatten, saß ein Wagenkasten aus weiß gestrichenem Holz, dessen Seiten leicht ausgestellt waren, sodass er sich zum gewölbten Holzdach hin verbreiterte. Auf dem Dach saß ein Kamin mit einem kegelförmigen Deckel. An den vier Ecken füllten bunt bemalte, geschnitzte Schnörkel den Raum zwischen der Wand und dem überstehenden Dach. In die Seitenwände waren viereckige Fenster eingesetzt, die mit zierlichen Gardinen verhängt waren. Die Deichsel vorn am Wagen lag auf dem Boden auf, das dazugehörige Pferd

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