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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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ausgingen, die dort warteten und sie beobachteten. Will sah diese Lichtköder über großen, weit geöffneten Mäulern; er sah Reihen von runden Lichtern wie erleuchtete Bullaugen, die an den Seiten seltsam schlanker Fische entlangliefen. In der Ferne sah er eine Traube verschiedenfarbiger Lichter, die zu einem größeren Geschöpf zu gehören schienen, das im Dunkel verborgen war. Er schauderte, er fürchtete sich in diesem fremden Element, in dem sie durch einen Zauber für kurze Zeit atmen und schwimmen konnten.
    »Die wilden Mächte der Natur haben weder Verbündete noch Feinde«, sagte Merriman kühl. »Das weißt du. Wenn du uns nicht helfen willst, so hast du doch nicht das Recht, uns zu hindern, denn wenn du das tust, hilfst du den Mächten der Finsternis. Und wenn die
Greenwitch
behält, was sie gefunden hat, werden die Mächte der Finsternis sehr gestärkt.«
    »Du kannst mich nicht überzeugen«, sagte Tethys. »Du meinst doch einfach, dass das Licht dann nicht im Vorteil sein wird. Aber ich darf weder dem Licht noch der Finsternis zu einem Vorteil verhelfen... Du bist unaufrichtig, mein Freund.«
    »Die
White Lady
sieht alles«, sagte Merriman in einem sanften, traurigen und demütigen Ton, der Will erschreckte. Dann merkte er, dass dies nur eine sanfte Erinnerung an ihr Geschenk war.
    »Ha.« Eine leise Belustigung lag in der Stimme, die aus dem Schatten kam. »Wir wollen einen Handel schließen, ihr Uralten«, sagte Tethys. »Ihr dürft in meinem Namen versuchen, die
Greenwitch
zu überreden, dass sie euch dies... Etwas... das für euch von solchem Wert ist, herausgibt. Bevor das Geschöpf hierher in die Tiefen kommt, könnt ihr die Sache untereinander ausmachen. Ich werde mich nicht einmischen und in meinem Reich dürfen auch die Mächte der Finsternis sich nicht einmischen.«
    »Vielen Dank, Herrin«, sagte Will erleichtert.
    Aber die Stimme fuhr ohne Unterbrechung fort: »Dies gilt nur, bis die
Greenwitch
sich aufmacht, in die Tiefsee zu kommen, so wie sie es jedes Jahr tut — bis sie zu mir in ihre wahre Heimat kommt. Danach, ihr Uralten, ist alles, was sich in ihrem Besitz befindet, für euch verloren. Ihr dürft ihr nicht folgen. Niemand darf ihr folgen. Ihr dürft nicht hierher zurückkommen, auch nicht mithilfe des Zaubers, der euch heute hierhergebracht hat. Sollte die
Greenwitch
sich entschließen, euer Geheimnis in die Tiefe mitzunehmen, dann soll es für immer in der Tiefe bleiben.«
    Merriman wollte wieder sprechen, aber die Stimme aus dem Dunkel klang kalt: »Das ist alles. Geht jetzt.«
    »Herrin — «, sagte Merriman.
    »Geh!« Wut klang plötzlich aus der Stimme der Tethys. In den Tiefen rings um sie herum blitzte und grollte es; heftige Strömungen wurden spürbar, die an ihren Gliedern zerrten; Fische und Aale kamen aus allen Richtungen angeschossen und aus dem Dunkel der Ferne tauchte eine große Gestalt auf. Es war die dunkle Form, die in sich die bunten Lichter trug, die Will gesehen hatte. Immer näher kamen diese Lichter, wurden immer größer: Weiß und purpurn und grün glommen sie in einer schwellenden schwarzen Masse, die groß wie ein Haus war. Und Will sah, starr vor Entsetzen, dass es ein riesiger Tintenfisch war, eins der riesigen und schrecklichen Ungeheuer der Tiefsee. Jeder seiner tastenden, mit Saugnäpfen besetzten Fangarme war viele Male länger als er; Will wusste, dass sich das Tier blitzschnell bewegen konnte und dass der Biss des schrecklichen, schnabelähnlichen Maules sie in einem Augenblick zermalmen konnte. Voller Angst suchte er nach einem Zauberwort, das das Untier vernichten konnte.
    »Nein«, sagte Merriman sofort in seine Gedanken hinein. »Nichts wird uns hier etwas anhaben, so gefährlich es auch aussieht. Die Herrin der See will uns, so denke ich, nur... Mut machen, Abschied zu nehmen.« Er verneigte sich übertrieben tief vor den Schatten. »Unseren Dank und unsere Ehrerbietung, Herrin!«, rief er laut mit klarer Stimme, und dann schwang er sich mit Will an seiner Seite auf und davon, vorbei an der lauernden schwarzen Gestalt des Riesenkraken, auf den großen, offenen grünen Ozean zu, von dem sie hergekommen waren.
    »Wir müssen zur
Greenwitch«,
sagte er zu Will. »Es ist höchste Zeit.«
    Während sie dahinschossen, rief Will ihm zu: »Wenn wir beide zusammen kommen und gegen die
Greenwitch
den Zauber des Mana und den Zauber des Reck und den Zauber des Lir anwenden, wird sie uns dann das Manuskript geben?«
    »Das werden wir sehen«, rief

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