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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Ausdruck. Was war mit ihnen los? Bevor sie fragen konnte, kam Barneys Kopf in dem Spalt zwischen Tor und Mauer zum Vorschein. Sein Haar war zerzaust und eine Wange war grau verschmiert, aber Jane bemerkte nur die Fassungslosigkeit auf seinem Gesicht. Er sah aus, als hätte er einen schlimmen Schock erlitten.
    »Komm da raus, Barney«, sagte Merriman, »das Dach ist nicht sicher.«
    Barney sagte: »Ich komme schon. Aber bitte, Gumerry, könnte Simon nicht einen Augenblick herkommen? Es ist wichtig.«
    Merriman sah Kapitän Toms, dann Will und dann wieder Barney an. Sein strenges, gefurchtes Gesicht war gespannt. »Nun gut. Für einen Augenblick.«
    Simon schob sich an ihnen vorbei und quetschte sich durch den Spalt. Hinter ihm sagte Will schüchtern: »Hättest du was dagegen, wenn ich auch komme?«
    Jane zuckte zusammen und wartete auf die unvermeidliche Abfuhr, aber Simon sagte nur kurz: »Gut. Komm.«
    Die beiden Jungen zwängten sich hinter Barney her. Simon zuckte, als ein gesplitterter Balken seinen Arm schrammte; die Lücke war enger, als sie aussah. Hustend richtete er sich auf, als Will hinter ihm herkam. Der Boden in der Scheune war mit dickem Staub bedeckt, und in dem dämmrigen Licht, das durch die schmutzigen, überwucherten Fenster hereinfiel, war es schwer, etwas zu erkennen.
    Simon blinzelte und sah, dass Barney ihm winkte. »Hierher. Schaut mal.«
    Er folgte Barney zum Ende der Scheune, das von den Holzstücken und Balken, die sonst überall herumlagen, geräumt worden war, und blieb überrascht stehen.
    Vor ihm stand im Schatten des Mauerwinkels ein geisterhafter Zigeunerwagen von der gleichen Art wie der, in dem sie dem dunklen Maler begegnet waren. Es waren die gleichen hohen, nach außen geneigten Außenwände, die Holzschnitzereien an den Ecken zwischen der Wand und dem überstehenden Dach. An einem Ende waren die Deichseln für das Pferd und an dem andern die zweigeteilte Tür, deren oberer Teil wie eine Stalltür offen stand, und die sechsstufige Trittleiter, die zu ihr hinaufführte. Und auf der obersten Stufe hatten sie zum Schluss gestanden...
    Aber es konnte doch nicht derselbe Wagen sein. Dieser hier war nicht sauber, nicht frisch gestrichen. Die Seitenwände waren rissig und staubig, die Farbe war bis auf einige Reste abgeblättert. Eine der Deichseln war zerbrochen und die obere Halbtür hing nur noch in einer Angel. Dieser Zigeunerwagen war alt und verkommen, unbenutzt und ungeliebt; die Scheiben der Fenster waren längst zerbrochen. Seit vielen Jahren, seit das Dach der Scheune angefangen hatte, sich zu senken, war der Wagen nicht mehr von der Stelle gerückt worden, denn die verfaulten Dachbalken ruhten hier mit ihrem ganzen Gewicht auf dem Dach des Wagens.
    Es war ein Überbleibsel, eine Antiquität. Es kam Simon so vor, als träfe er den Ururgroßvater eines Jungen, den er gut kannte, und sähe, dass der alte Mann genau das gleiche Gesicht hatte wie der Junge, nur auf eine unvorstellbare Weise gealtert.
    Er machte den Mund auf und sah Barney an, fand dann aber keine Worte.
    Barney sagte ganz nüchtern: »Er muss seit vielen, vielen Jahren hier stehen. Er muss schon lange hier gestanden haben, bevor wir geboren wurden.«
    Will sagte: »Erinnerst du dich noch gut, wie der Wagen des Malers innen aussah?«
    Beim Klang seiner Stimme fuhren Barney und Simon hoch; sie hatten seine Gegenwart ganz vergessen. Jetzt wandten sie sich um. Will stand halb verborgen im Schatten am Scheunentor, nur sein freundliches, offenes Gesicht war deutlich zu sehen.
    Barney sagte: »Ziemlich gut.«
    »Und du, Simon?«, sagte Will. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Barney erinnert sich nicht mehr daran, dass er den Gral gesehen hat. Aber du erinnerst dich an alles, von dem Augenblick an, wo er den Karton, in dem er war, aus dem Schrank holte.«
    »Ja«, sagte Simon. Erstaunt stellte er fest, dass er zum ersten Mal Will wie einem Erwachsenen zuhörte und dass er dabei weder Groll empfand noch den Wunsch, sich dagegen zu wehren.
    Will sagte nichts mehr. Er trat an die Stufen, die zu dem alten Wohnwagen hinaufführten, und schob dabei den Schmutz und die Holzstücke, die überall herumlagen, mit dem Fuß beiseite. Dann stieg er die Stufen hinauf. Er ergriff die lose obere Türhälfte; dabei löste sich die verrostete Angel ganz und er hielt das Türblatt in der Hand. Dann rüttelte er heftig an der unteren Türhälfte und sie gab knarrend und quietschend wie ein altes Hoftor nach.
    »Barney«, sagte

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