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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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verlassen hat, ohne sich allzu viel Gedanken zu machen.«
    »Das hat sie getan? Sie ist einfach verschwunden und hat das Baby zurückgelassen?«
    John Rowlands nickte. »Und einen Zettel, auf dem stand:
Er heißt Bran. Danke, Owen Davies.
Und das war alles. Wohin sie auch gegangen sein mag, man hat sie nie wieder gesehen oder von ihr gehört, und das wird man auch in Zukunft nicht. Owen kam an jenem Morgen mit dem Baby zu uns. Er war wie von Sinnen, völlig durchgedreht, weil er Gwen verloren hatte. Er ging in die Berge und kam drei Tage nicht zurück. Hat nach ihr gesucht. Leute haben ihn rufen hören
Gwennie, Gwennie
Blodwen und Mrs Evans, deine Tante, haben sich gemeinsam um Bran gekümmert. Er war ein liebes Baby ... Der alte Prichard hat Owen natürlich entlassen. Um die gleiche Zeit verlor dein Onkel David einen seiner Männer, und so stellte er Owen ein, und Owen zog in das Häuschen auf Clwyd, wo er jetzt wohnt.«
    »Und er zog Bran als seinen Sohn auf«, sagte Will.
    »Ja, das stimmt. Alle halfen ihm dabei. Es gab ziemlich viel Wirbel, aber schließlich wurde ihm gestattet, den Jungen zu adoptieren. Die meisten Leute kamen am Ende zu der Überzeugung, dass Bran wirklich Owens Sohn war. Und das Einzige, was man Bran nie gesagt hat, ist, dass er nicht Owens Sohn ist — er hält Owen für seinen Vater, und du musst darauf achten, dass du nie etwas anderes andeutest.«
    »Das werde ich«, sagte Will.
    »Ja. Deinetwegen mache ich mir keine Sorgen ... Manchmal denke ich, dass auch Owen Bran für seinen wirklichen Sohn hält. Er ist immer sehr gläubig gewesen, musst du wissen, und nach der ganzen Geschichte wandte er sich seiner Religion noch mehr zu. Vielleicht verstehst du das nicht ganz, Will
hach,
aber weil Owen wusste, dass es nach den Geboten seines Glaubens nicht richtig war für ihn, diese wenigen Tage allein mit Gwen im selben Haus zu leben, kam er allmählich zu der Überzeugung, dass es genauso Unrecht war, wie wenn er und Gwennie ein Baby in die Welt gesetzt hätten, ohne miteinander verheiratet zu sein. Als ob sie Bran wirklich gezeugt hätten. Wenn er also an Bran denkt — auch heute noch —, denkt er hauptsächlich mit Liebe an ihn, aber er fühlt sich auch ein wenig schuldig. Aus keinem Grund, verstehst du, außer vor seinem Gewissen. Es ist zu ausgeprägt, Owens Gewissen. Es ist den Leuten gleichgültig, sogar denen seiner eigenen Kirche — sie halten Bran für seinen unehelichen Sohn, aber das Gerede hat schon vor langer Zeit aufgehört. Sie haben Verstand genug, einen Mann nach dem zu beurteilen, als das er sich erwiesen hat, und nicht nach irgendeinem Fehler, den er vielleicht — oder vielleicht auch nicht — vor langer Zeit begangen haben mag.«
    John Rowlands seufzte, streckte sich, klopfte seine Pfeife aus und trat die Asche in den Boden. Er stand auf; die Hunde sprangen an seine Seite. Er blickte auf Will hinunter.
    »All das stand im Hintergrund«, sagte er, »als Caradog Prichard Bran Davies' Hund erschoss.«
    Will zupfte eine einzelne Blüte von einem Stechginsterstrauch neben ihm; sie leuchtete strahlend gelb auf seiner schmutzigen Hand. »Die Menschen sind sehr kompliziert«, sagte er traurig.
    »Ja, das sind sie«, sagte John Rowlands. Seine Stimme wurde etwas tiefer, lauter und klarer als vorher. »Aber wenn die Kämpfe zwischen dir und deinen Gegnern ausgekämpft sind, Will Stanton, wird am Ende das Schicksal der ganzen Welt von genau diesen Menschen abhängen, und davon, wie viele von ihnen gut oder schlecht, dumm oder weise sind. Und es ist in der Tat so kompliziert, dass ich nicht wage vorauszusagen, was sie mit ihrer Welt tun werden. Unserer Welt.« Er pfiff leise.
»Tyrd yma,
Pen, Tip.«
    Vorsichtig hob er seine Stacheldrahtrolle auf und ging, von den Hunden gefolgt, neben dem Zaun her über den Hügel.

Der Graue König
    Will stapfte langsam den Hang hinunter auf Bran zu. Der Tag war jetzt grau; es hatte die ganze Nacht geregnet und es würde noch mehr herunterkommen. Der Himmel hing tief, unheilvoll, und alle Berge waren in Wolkenfetzen verschwunden. Will dachte: der Atem vom
Brenin Llwyd ...
    Er sah Bran hügelaufwärts klettern, diagonal, offensichtlich, um ihm aus dem Weg zu gehen. Will blieb stehen und beschloss, ihm nicht weiter zu folgen. Das alberne Spielchen, einander über den Berg hinweg auszuweichen, würde keinem nützen. Außerdem musste er die Harfe an einen sicheren Ort bringen.
    Er machte sich durch den nassen Farn auf den langen, matschigen Weg zur

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