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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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seltsamen kleinen triumphierenden Luftsprung, grinste Will höhnisch an und lief quer über das Feld davon. Er verschwand durch die Hecke am anderen Ende, in die gleiche Richtung, die Caradog Prichard eingeschlagen hatte, auf das Gehöft zu. Will wusste genau, was vermutlich geschehen würde, wenn der Fuchs dort war, und er konnte nichts dagegen tun. Die Macht des Grauen Königs hielt ihn zurück, und widerstrebend fasste er eine Vorstellung ins Auge, der er bisher noch keinen Gedanken geschenkt hatte: die Möglichkeit, dass diese Macht, viel größer als seine eigene, tatsächlich so groß war, dass es ihm vielleicht nie gelingen würde, die ihm zugewiesenen Aufgaben zu bewältigen.
    Er biss die Zähne zusammen, nahm die verhüllte Harfe unter den Arm und machte sich quer über das Feld auf den Weg zum Clwyd-Hof. Vorsichtig schlüpfte er unter dem Stacheldrahtzaun am Rand des Feldes hindurch, überquerte die Ecke des nächsten Feldes und kletterte über den Zauntritt, der auf den Weg führte. Aber während der ganzen Zeit wurden seine Schritte immer langsamer, sein Atem mühsamer. Aus irgendeinem Grund wurde die Harfe immer schwerer, bis er sich mit diesem Gewicht unter dem Arm kaum noch fortbewegen konnte. Er wusste, dass es nicht auf seine eigene Schwäche zurückzuführen war. Gegen seinen Widerstand verlieh irgendein großer Zauberspruch diesem kostbaren Gegenstand der Macht eine Schwere, die es menschlicher Kraft unmöglich machte, ihn zu tragen. Er umklammerte die Harfe, keuchte vor Schmerzen über das ungeheure Gewicht und sank mit der Harfe zusammen auf den Boden.
    Während er dort kauerte, hob er den Kopf und sah, dass der Nebel ihn jetzt von allen Seiten umwirbelte; die ganze Welt war grauweiß, ohne irgendwelche Merkmale. Er starrte in den Nebel und allmählich nahm der Nebel Gestalt an.
    Die Umrisse waren so gewaltig, dass er zuerst gar nicht erkennen konnte, was sich dort vor ihm befand. Es dehnte sich weiter als das Feld aus und ragte hoch in den Himmel. Es hatte eine Gestalt, aber keine erkennbar irdische. Will sah ihre Umrisse aus den Augenwinkeln, doch wenn er einen Ausschnitt direkt ansah, war da nichts. Dennoch ragte die Gestalt vor ihm auf, riesig und schrecklich, und er wusste, dass dieses Wesen größere Macht hatte als irgendetwas, was ihm je zuvor begegnet war. Von all den Großen Herren der Finsternis war keiner allein mächtiger und gefährlicher als der Graue König. Aber da er vom Beginn der Zeit an immer in seinen Schlupfwinkeln zwischen den Cader-Idris-Gipfeln geblieben und nie in die Täler oder zu den unteren Hängen hinuntergestiegen war, war keiner der Uralten ihm je begegnet — keiner hatte je erfahren, welche Mächte ihm zur Verfügung standen. Und jetzt stand Will, der letzte und der unbedeutendste der Uralten, ihm allein gegenüber und war zu seiner Verteidigung auf die ihm angeborene Zauberkraft des Lichts und seine Intelligenz angewiesen.
    Eine Stimme kam aus den verschwommenen Umrissen, gleichzeitig süß und schrecklich. Sie erfüllte die Luft wie der Nebel selbst, und Will konnte nicht sagen, in welcher Sprache sie sprach oder ob sie überhaupt mit den Ohren vernehmbar war; er wusste nur, dass er die Dinge, die sie sagte, sofort verstand.
    »Du wirst die Schläfer nicht wecken, Uralter«, sagte die Stimme. »Ich werde es zu verhindern wissen. Dies ist mein Land, und hier werden sie für immer schlafen, wie sie all die vielen Jahrhunderte geschlafen haben. Deine Harfe wird sie nicht erwecken. Ich werde dich daran hindern.«
    Will saß klein und zusammengesunken da, die Arme auf der Harfe, die er nicht länger halten konnte. »Ich habe den Auftrag zu dieser Suche«, sagte er. »Ihr wisst, dass ich ihm folgen muss.«
    »Geh zurück«, sagte die Stimme und fuhr durch seine Gedanken wie der Wind. »Geh zurück. Nimm die Harfe unversehrt mit, ein Gegenstand der Macht für das Licht und für deine Meister. Ich lasse dich gehen, wenn du jetzt gehst und mein Land verlässt. So viel hast du gewonnen.« Die Stimme wurde härter, kühler als der Nebel. »Doch wenn du die Schläfer suchst, werde ich dich zerstören, und die goldene Harfe auch.«
    »Nein«, sagte Will. »Ich gehöre zum Licht. Ihr könnt mich nicht zerstören.«
    »Es wird sich nicht sehr von Zerstörung unterscheiden«, sagte die Stimme. »Das weißt du doch ganz genau, Uralter.« Die Stimme wurde weicher, gleichzeitig zischender und unangenehm, als spiele sie mit einem bösen Gedanken. Will erinnerte sich plötzlich

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