Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
Vom Netzwerk:
selbst, aber er fühlte die Spannung in sich nachzittern. Der Graue König hatte gespürt, dass Will kam, und seine zornige Feindseligkeit war so spürbar, als würde sie laut verkündet. Will wusste, dass es nicht lange dauern konnte, bevor einer der Späher, ein Wanderfalke, der hoch über den Hängen seine Kreise zog, ihn deutlich erkennen würde. Er wusste nicht, was dann geschehen würde.
    John Rowlands lenkte den Landrover auf einen holprigen Weg, der vom See wegführte, und nach kurzer Zeit kamen sie zu einem Gehöft, das versteckt unter den untersten Hängen des Cader Idris lag. Will sprang aus dem Wagen, um das Tor zu öffnen und wieder zu schließen, und als er hinauf zum Hofplatz stapfte, sah er einen kleinen Mann mit einer Mütze auf dem Kopf aus dem Haus kommen, um dem Auto entgegenzugehen. Hundegebell ertönte. Will sah einen der Hunde ein kleines Stück entfernt dort warten, wo der Bauer ihn zurückgelassen hatte: ein Schäferhund, etwas kleiner als Pen, aber mit genau dem gleichen schwarzen Fell und dem weißen Fleck unter dem Kinn.
    Rowlands brach eine angeregte Unterhaltung auf Walisisch ab, als Will bei ihnen eintraf. »Idris, dies ist mein neuer Helfer — David Evans' Neffe Will, aus England.«
    »Guten Tag, Mr Jones«, sagte Will.
    Idris Jones Ty-Bont zwinkerte ihm zu, während sie sich die Hand gaben; er hatte übergroße und vorstehende dunkle Augen, die ihn auf verblüffende Weise einem Äffchen ähnlich sehen ließen. »Wie geht's, Will? Wie ich höre, hast du Spaß gehabt mit unserem Freund Caradog Prichard.«
    »Das haben wir alle«, sagte John Rowlands grimmig. Er pfiff über die Schulter nach hinten, und Pen sprang aus dem Wagen, sah auf, als bitte er um Erlaubnis, und trottete dann weiter, um den anderen schwarzen Hund zu begrüßen. Sie umkreisten einander freundlich und ohne zu bellen.
    »Ob du es glaubst oder nicht, Lala dort drüben ist seine Schwester«, sagte Idris Jones zu Will. »Stammen aus demselben Wurf, die beiden, drüben aus Dinas. Das liegt schon eine Weile zurück, was, John? Komm jetzt mit ins Haus, Megan hat gerade Tee gemacht.«
    In der warmen Küche mit der lächelnden Mrs Jones, die fast doppelt so umfangreich wie ihr zierlicher Ehemann war, machte der Duft von gebratenem Schinken Will von neuem heißhungrig. Er stopfte sich fröhlich voll mit zwei Spiegeleiern, dicken Scheiben selbst geräucherten Schinkens und heißen dünnen walisischen Pfannkuchen mit Korinthen. Mrs Jones begann sofort nach Herzenslust auf John Rowlands einzuschwatzen und schien kaum eine Pause zu machen, um Luft zu holen oder ihrem Mann Gelegenheit für einen oder zwei Sätze in seiner hellen Stimme zu geben — oder John Rowlands für sein tiefes Brummen. Offensichtlich machte es ihr Freude, den ganzen lokalen Klatsch weiterzugeben und neue Informationen, die es von Clwyd geben mochte, zu sammeln. Will, voller Schinken und Wohlgefühl, hörte fast nicht mehr hin, als er John Rowlands, der zuhörte, plötzlich zusammenzucken und sich vorbeugen sah, die Pfeife aus dem Mund nehmend.
    Rowlands sagte auf Englisch: »Oben über dem See, sagtest du, Idris?«
    »Stimmt«, sagte Idris Jones und wechselte mit einem raschen Lächeln zu Will ebenfalls die Sprache. »Oben auf einem Mauervorsprung. Ich hatte nicht genug Zeit, näher heranzugehen, weil ich hinter meinen eigenen Schafen her war, aber ich bin fast sicher, es war ein Mutterschaf von Pentref. Noch nicht sehr lange tot, glaube ich, die Vögel waren kaum dran gewesen. Vielleicht ein oder zwei Tage. Was mich interessierte, war das Blut am Hals. Es war schon ziemlich alt, ganz dunkel, es muss viel länger auf dem Fell gewesen sein, als das Schaf tot war. Und für ein Schaf, das schon verletzt war, war es verdammt sonderbar, auf diesen Hang zu klettern. Na ja, ich zeig's dir später.«
    Will und John Rowlands sahen einander an.
    »Sie glauben, es ist
das
Schaf?«, fragte Will. »Das Schaf, das verschwunden ist?«
    »Ich halte es für möglich«, sagte John Rowlands.
    Aber später, als Idris Jones sie zu dem Schaf brachte, wollte er nicht zulassen, dass Will näher herankam.
    »Kein schöner Anblick,
Bachgen«,
sagte er, sah Will unschlüssig an und zog sich die Mütze gerade. »Ein Schaf, an dem die Raben ein oder zwei Tage zugange waren, sieht ziemlich scheußlich aus, wenn man es nicht gewohnt ist ... warte hier ein oder zwei Minuten, wir sind sofort zurück.«
    »Gut«, sagte Will resigniert. Aber als die beiden Männer die steile, rutschige

Weitere Kostenlose Bücher