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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Bergwand hinaufkletterten, setzte er sich in einem plötzlichen Schwindelanfall rasch hin und wusste, dass es ganz gewiss keine gute Idee gewesen wäre, wenn er noch weiter gegangen wäre. Sie befanden sich auf einem Hang, der sich über dem See erhob, eine weite ungeschützte Fläche voller Geröll und armseligem Gras, die von Simsen und Granitvorsprüngen unterbrochen wurde. Weiter zum Tal hinunter war der Berg mit dunklen Fichtenwäldern bewachsen, aber hier war der Boden nackt und unwirtlich. Das tote Schaf lag auf einem Felsvorsprung, der Will vollkommen unzugänglich erschien; hoch über ihm sprang er aus der Bergwand hervor, und der klägliche weiße Haufen, der dort lag, war von Wills Platz aus nicht zu sehen. Auch John Rowlands und Idris Jones mit den beiden schwarzen Hunden waren auf ihrem Weg nach oben seinen Blicken entschwunden.
    Zweihundert Fuß tiefer lag der See; seine Stille wurde nur durch ein kleines Dingi unterbrochen, das sich von dem kleinen Anglerhotel unter den Bergen auf der anderen Seite träge auf den See hinaus bewegte. Weder auf dem übrigen See noch auf beiden Seiten des Tales konnte Will ein anderes Zeichen von Leben entdecken. Das Land sah jetzt freundlicher aus, mit zarten Farben überall, denn hin und wieder brach die Sonne durch die dahinjagenden Wolken.
    Dann ertönten über ihm Scharren und Stolpern, und John Rowlands kam den steilen Hang herunter, die Absätze seiner Schuhe fest zwischen die locker zwischen dem spärlichen Gras liegenden Schieferstücke setzend. Idris Jones und die Hunde folgten ihm. Rowlands' Gesicht war finster.
    Er sagte: »Es ist das Schaf, Will. Aber wie es aus dem Haus heraus- und hier heraufgekommen sein soll, ist mir ein Rätsel. Es gibt einfach keinen Sinn.« Er blickte über die Schulter zu Idris Jones, der bedrückt den vogelähnlichen Kopf schüttelte. »Idris versteht es auch nicht. Ich habe ihm die Geschichte erzählt.«
    »Oh«, sagte Will traurig und gab sich jetzt keine Mühe mehr, sich zu verstellen, »das ist gar nicht so kompliziert. Die
milgwn
haben das Schaf geholt.«
    Er sah aus den Augenwinkeln, dass Idris Jones Ty-Bont auf dem Hang über ihnen plötzlich sehr still stand und ihn anstarrte. Er saß dort, die Arme um die an die Brust gepressten Knie geschlungen, und sah, den Blicken des Schafzüchters ausweichend, John Rowlands zum ersten Mal offen an, nicht mit den Augen eines Jungen, sondern mit denen eines Uralten. Die Zeit wurde knapp, und er war es müde, sich immer zu verstellen.
    »Der König der
milgwn«,
sagte er. »Der Anführer der Füchse des Brenin Llwyd. Er ist der größte von ihnen und der stärkste, und sein Gebieter hat ihm die Fähigkeit gegeben, vieles zu tun. Er ist immer noch ein Tier, aber er ist durchaus kein ... gewöhnliches Tier. Zum Beispiel hat er in diesem Augenblick genau die gleiche Färbung wie Pen, sodass es jedem, der ihn mit eigenen Augen ein Schaf hat angreifen sehen, schwer fallen würde zu glauben, dass es nicht Pen war.«
    John Rowlands sah ihn an, seine dunklen Augen glänzten wie polierter Stein. Er sagte langsam: »Und vielleicht hat er vorher genau die gleiche Färbung wie Cafall gehabt, sodass auch wieder jeder hätte denken können ...«
    »Ja«, sagte Will. »Das hätte jeder.«
    John Rowlands schüttelte unvermittelt den Kopf, als wolle er ein Gewicht abwerfen. »Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir von diesem Berg runterkommen, Idris, mein Junge«, sagte er bestimmt und zog gleichzeitig Will auf die Füße.
    »Ja«, sagte Idris Jones hastig. »Ja, ja.« Er folgte ihnen mit völlig verwirrtem Gesicht, als hätte er gerade ein Schaf wie einen Hund bellen hören, und versuchte, eine Möglichkeit zu finden, seinen eigenen Ohren zu trauen.
    Die Hunde liefen vor ihnen her und drehten sich von Zeit zu Zeit besorgt um, um sich zu vergewissern, dass sie ihnen folgten. John Rowlands ließ Will bald wieder allein gehen, denn den sich windenden, steilen Pfad, der normalerweise Schafen als Weg diente und von Menschen nur selten benutzt wurde, konnte man nur hintereinander hinunterklettern. Will hatte die Hälfte der Strecke bis zum See zurückgelegt, als er stürzte.
    Er konnte später nie erklären, warum er gestolpert war. Er hätte nur sagen können, sehr einfach, dass der Berg mit der Schulter gezuckt habe — und selbst von John Rowlands, sosehr er Will auch vertrauen mochte, konnte man nicht erwarten, das zu glauben. Dennoch hatte der Berg wirklich mit der Schulter gezuckt, dank der Tücke

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