Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
fremder Ritter auf der Flucht nach Westen. Viele flohen in jenen Tagen hierher, als das alte Königreich von den Eindringlingen zerstört und die letzte Schlacht des Königs Arthur verloren war. Denn nur im Westland liebten die Menschen noch Gott und die alten Sitten.
Und der fremde Ritter, der zum Haus meiner Väter kam, war Bedwin genannt, und er trug bei sich das letzte hohe Gut von Logres, einen Kelch, der in der Art des Heiligen Grals gefertigt war, und auf seiner Außenseite, die in Felder aufgeteilt war, war die wahre Geschichte von König Arthur berichtet, die bald im Gedächtnis der Menschen verdunkelt sein wird. Jedes Feld erzählte von einem Übel, das Arthur und die Ritter Gottes besiegt hatten, bis am Ende das Böse den Sieg davontrug. Und auf dem letzten Feld trägt er das Versprechen und den Beweis dafür, dass Arthur wiederkommen wird.
Denn wisset, sagte der Ritter Bedwin zu meinen Vätern, jetzt ist das Böse über uns gekommen, und so wird es bleiben, länger, als wir uns träumen. Aber wenn dieser Kelch, der das letzte Gut und Wahrzeichen der alten Welt ist, nicht verloren geht, dann wird, wenn die Zeit gekommen ist, der Pendragon wiederkommen. Und das Böse wird vertrieben werden und nie zurückkehren.
Und damit nun der Schatz bewahrt bleibe, so sagte er, gebe ich ihn in eure Obhut und in die eurer Söhne und Sohnessöhne, bis dass der Tag kommt. Denn ich bin zu Tode verwundet worden in der letzten der alten Schlachten und mehr kann ich nicht tun.
Und bald starb er, und sie begruben ihn über der See und unter dem Stein, und dort liegt er, bis unser Herr wiederkommt.
Und so ist der Kelch in die Obhut meiner Väter gelangt, und sie haben ihn gehütet im Lande Cornwall, wo die Menschen noch versuchten, die alten Sitten lebendig zu erhalten, während im Osten die Männer des Bösen immer zahlreicher wurden und das Land von Logres sich verfinsterte. Denn Arthur war davongegangen, und Mark war tot, und die neuen Könige waren nicht so, wie die alten gewesen waren. Und mit jedem Zeitenwechsel kam der Kelch in die Obhut des ältesten Sohnes und zuletzt kam er zu mir.
Und seit dem Tod meines Vaters habe ich ihn nach bestem Vermögen in Sicherheit gehütet, im Verborgenen und in gutem Glauben. Aber jetzt werde ich alt und bin kinderlos und die tiefste Finsternis senkt sich über unser Land. Denn die heidnischen Männer, die Diener des Bösen, die vor Jahren in den Osten kamen, die Engländer erschlugen und ihr Land nahmen, wenden sich jetzt westwärts, und wir werden nicht mehr lange vor ihnen sicher sein.
Die Finsternis bewegt sich auf Cornwall zu, die langen Schiffe schleichen sich an unsere Küste, und die Schlacht ist nahe, die zum Untergang führen wird, zum Ende all dessen, was wir gekannt haben. Es gibt keinen Hüter mehr für diesen Gral, da der Sohn meines Bruders, den ich wie meinen eigenen liebte, sich schon den heidnischen Männern zugewendet hat und sie gegen Westen führt. Und um mein Leben zu retten und das Geheimnis des Grals, das nur seine Hüter kennen, zu wahren, muss ich ebenso fliehen, wie Bedwin, der fremde Ritter, geflohen ist. Aber im ganzen Land Logres bleibt kein Zufluchtsort, sodass ich über See in das Land fliehen muss, wohin, wie sie sagen, die Männer aus Cornwall immer geflohen sind, wenn der Schrecken ihnen drohte.
Aber der Gral darf dieses Land nicht verlassen, er muss den Pendragon erwarten, bis der Tag kommt.
Deshalb vertraue ich ihn diesem Land an, verberge ihn über See und unter Stein, und ich hinterlasse hier die Zeichen, durch die der rechte Mann am rechten Ort wissen wird, wo er liegt. Die Zeichen, die verblassen, aber nicht sterben. Das Geheimnis des Auftrags, der auf dem Kelch geschrieben ist, darf ich nicht preisgeben, ich muss es unausgesprochen mit ins Grab nehmen. Aber der Mann, der den Gral findet und andere Worte von mir weiß, wird durch beides zusammen das Geheimnis lösen. Und ihm gilt der Auftrag, das Versprechen und der Beweis, und in seinen Tagen wird der Pendragon wiederkommen.
Und jener Tag wird ein neues Logres sehen, aus dem das Böse vertrieben ist, und die alte Welt wird dann nur noch wie ein Traum sein.«
Großonkel Merry hörte auf zu lesen; aber die Kinder blieben so still und sprachlos sitzen, als erklänge seine Stimme immer noch. Die Geschichte schien so genau in dieses grüne Land zu passen, dessen Hügel und Täler sich unter ihnen dahinzogen, dass ihnen war, als säßen sie mitten in der Vergangenheit. Sie sahen den fremden
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