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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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auch nicht ganz gewinnen. Deshalb ist der Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen seitdem immer weitergegangen. Aber das Gute hat sehr an Klarheit verloren, es hat wohl seit den alten Zeiten von Logres immer versucht, die Kraft wiederzugewinnen, die Arthur ihm einst erkämpft hatte, aber es ist nie gelungen. Zu vieles ist vergessen worden. Die Menschen, die sich an die alte Zeit erinnerten, haben seitdem nach ihrem Geheimnis gesucht. Aber auch andere haben danach gesucht — die Feinde, die bösen Menschen, die in ihrem kalten Herzen ebenso gierig danach verlangen wie die Männer, die Arthur damals bekämpfte.«
    Großonkel Merry schaute in die Ferne, sein Kopf hob sich vom Blau des Himmels ab wie das stolze Haupt einer Statue, die jahrhundertealt ist und doch immer dieselbe. »Ich habe gesucht«, sagte er, »viele, viele Jahre.«
    Die Kinder starrten ihn überwältigt und ein wenig erschrocken an. Einen Augenblick lang war er ein Fremder, jemand, den sie nicht kannten.
    Jane hatte plötzlich das fantastische Gefühl, dass Großonkel Merry nicht wirklich existierte, dass er verschwunden sein würde, wenn sie atmeten oder sprachen.
    Er schaute sie wieder an. »Ich hatte herausbekommen, dass das, was ich suchte, sich in diesem Teil von Cornwall befand«, sagte er. »Aber ich wusste nicht, dass gerade ihr Kinder es finden solltet. Oder in welche Gefahr ihr euch begeben würdet.«
    »Gefahr?«, fragte Simon ungläubig.
    »Sehr große Gefahr«, sagte Großonkel Merry und sah ihm voll ins Gesicht. Simon schluckte. »Dieses Manuskript, Simon, stellt euch in die Mitte des Kampfes. Oh, oh, niemand wird dir ein Messer in den Rücken stoßen — ihre Methoden sind raffinierter. Und vielleicht auch erfolgreicher.« Er betrachtete wieder das Manuskript. »Dies ...«, sagte er fast in seinem gewohnten Ton, »ist eine Kopie.«
    »Eine Kopie?«, sagte Barney, »aber es ist so alt.«
    »Oh ja, es ist alt. Etwa sechshundert Jahre alt. Aber es ist eine Kopie von etwas, das noch viel älter war — es wurde vor mehr als neunhundert Jahren geschrieben. Der Anfang ist Latein.«
    »Seht ihr, das hab ich doch gesagt«, sagte Jane triumphierend.
    Simon schob die Unterlippe vor: »Und ich hab etwas davon übersetzt. Das stimmt doch? Wenn auch nicht viel«, räumte er, zu Großonkel Merry gewandt, ein. »Ich kannte keines der Wörter.«
    »Das glaube ich dir. Dies ist mittelalterliches Latein. Es ist anders als das Latein, das ihr in der Schule lernt ... Es wurde von einem Mönch geschrieben, der hier in der Nähe gelebt haben muss. Das muss vor etwa sechshundert Jahren gewesen sein, aber es steht kein Datum darauf. Der Text sagt ungefähr, dass ein altes englisches Manuskript in der Nähe seines Klosters gefunden worden ist. Er sagt auch, dass in diesem Manuskript eine alte Legende aus den Tagen von Mark und König Arthur mitgeteilt wird und dass er diese Geschichte kopiert hat, damit sie nicht verloren geht, denn das Manuskript zerfiel schon. Er sagt außerdem, dass er eine Landkarte kopierte, die sich bei dem Manuskript befand. Darunter steht dann die kopierte Geschichte — und ganz unten seht ihr die Landkarte.«
    »Wenn das originale Manuskript so alt war, dass es schon vor sechshundert Jahren in Stücke zerfiel ...«, sagte Barney nachdenklich.
    Simon unterbrach ihn ungestüm: »Gummery, kannst du den Teil, der abgeschrieben worden ist, lesen? Das ist doch kein Latein, oder doch?«
    »Nein«, sagte Großonkel Merry, »es ist ein früher angelsächsischer Dialekt, eine alte Sprache, die vor vielen Jahrhunderten gesprochen wurde. Aber es ist sogar eine alte Form dieser Sprache, voll von alten gälischen Wörtern, sogar gälischen Wörtern aus dem Bretonischen. Ich weiß nicht — ich werde es übersetzen, so gut ich kann. Aber vielleicht wird das ein ziemlich kurioses Englisch, vielleicht werde ich auch aufhören müssen ...«
    Er betrachtete das Manuskript noch einmal eindringlich. Dann begann er stammelnd und mit vielen Pausen, während er das Blatt in die Sonne hielt oder in seinem Kopf nach einem Wort suchte, mit seiner tiefen, wie von weitem kommenden Stimme zu lesen. Die Kinder saßen da und hörten zu; die Sonne brannte ihnen ins Gesicht und der Wind flüsterte ihnen in die Ohren.
    »Dies schreibe ich, damit, wenn die Zeit kommt, es von dem richtigen Mann gefunden werde. Und ich lasse es in der Obhut des alten Landes, das bald nicht mehr sein wird.
    In das Königreich des Mark, das Land Cornwall, kam in den Tagen meiner Väter ein

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