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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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alles klar. Aber was ist jetzt mit der Karte?«
    »Du hast völlig Recht.« Großonkel Merry ließ sich wieder mit dem Rücken zum Felsen im Gras nieder. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Es ist eine Karte von Trewissick«, sagte Simon eifrig. »Jane hat das herausgefunden. Nur scheint sich die Küste verändert zu haben — «
    »Ich habe sie mit der Karte im Reiseführer verglichen, der sich im
Grauen Haus
befand«, sagte Jane. Es schien ihr kaum nötig, ihren Besuch bei dem Pfarrer zu erwähnen. »Das Komische ist, dass die Küstenlinie auf den beiden Karten anders aussieht, aber die Namen sind die gleichen. Wenn du genau auf das Manuskript schaust, so heißt die eine der Landzungen
King Mark's Head,
nur ist es falsch geschrieben. Und im Fremdenführer steht an dieser Stelle
Kenmare Head.
Auf dem Manuskript muss also Trewissick gezeichnet sein.«
    »Das ist richtig«, sagte Großonkel Merry, während er sich über das Manuskript neigte. »Ein einfacher Sprachverschleiß. Man lässt Konsonanten fallen — « Sein Kopf fuhr in die Höhe. »
Was
hast du gesagt?«
    Jane verstand nicht. »Hmm?«
    »Hast du gesagt, dass die Landzunge im Reiseführer
King Mark's Head
genannt wird?«
    »Ja. Ist das wichtig?«
    »Oh nein.« Der abwesende Ausdruck legte sich wieder wie ein Schleier über Großonkel Merrys Gesicht. »Nur ist dieser Name schon seit sehr langer Zeit nicht mehr in Gebrauch, die meisten Leute kennen ihn gar nicht mehr. Ich würde mir diesen Führer gern einmal ansehen.«
    »Das verstehe ich nicht.« Simon betrachtete die alte Zeichnung. »Selbst wenn dies Trewissick sein soll, was nützt uns das? Es ist der nutzloseste Schatzplan, den ich je gesehen habe, es sind allerlei merkwürdige Zeichen darauf, aber keins, das verständlich wäre. Nichts führt zu etwas anderem, wie soll man also herausfinden, wo der Gral ist?«
    Großonkel Merry wies auf das Manuskript. »Denk daran, was im Text steht — für den richtigen Mann am richtigen Ort zu finden .«
    »Vielleicht ist es wie eins der Labyrinthe, die man manchmal in Büchern abgebildet sieht«, sagte Jane. Sie dachte angestrengt nach. »Wenn man erst einen Anfang gefunden hat, ist es ganz leicht, aber es ist schrecklich schwer, diesen Ausgangspunkt zu finden. Das könnte es sein, was mit ›am richtigen Ort‹ gemeint ist. Wenn man mit der Karte an den richtigen Ausgangspunkt geht, sagt sie einem, wohin man als Nächstes gehen muss.«
    Simons Stimme hörte sich fast wie ein Heulen an: »Aber wie sollen wir herausfinden, wo wir anfangen müssen?«
    Barney, der dicht neben Großonkel Merry stand, hatte nicht zugehört. Er war wie so oft in ein verträumtes Schweigen verfallen, schaute mit weit offenen Augen über den Hafen hinweg und von Zeit zu Zeit wieder hinunter auf die Zeichnung. »Jetzt weiß ich, woran es mich erinnert«, sagte er nachdenklich.
    Niemand beachtete ihn. Barney fuhr wie im Traum fort: »Es sieht aus wie eine von Mutters Zeichnungen, die sie perspektivische Skizzen nennt. Eigentlich sieht das hier aus wie ein Bild und nicht wie eine Landkarte. Wenn man nach unten blickt, verdeckt diese Hügelkuppe den Rand des Hafens, und die Landspitze macht diesen Bogen« — er zog mit dem Finger in der Luft die Linie nach, die er unten vor sich sah. »Und die Steine obendrauf bilden diese komischen Knoten hier auf der Zeichnung ...«
    »Menschenskind, er hat es gefunden!«, schrie Simon und riss Barney aus seiner Träumerei. »Das ist es! Schaut doch mal! Es ist ein Bild und keine Landkarte, und darum sah die Form so verkehrt aus, wenn man sie mit der Karte im Führer verglich. Schaut doch mal — « Er nahm das Manuskript vorsichtig aus Großonkel Merrys Händen und hielt es vor den langen felsigen Arm von Kenmare Head. Und während sie den Blick zwischen der Landzunge und dem Manuskript hin- und herschweifen ließen, wurde es ihnen plötzlich ganz klar, dass sie eine Abbildung der Landschaft vor sich liegen hatten, und sie konnten nicht mehr verstehen, wie sie diese für eine Landkarte hatten halten können.
    »Dann muss«, sagte Jane, während sie fassungslos von einem Gesicht zum andern schaute, »dann muss dies der rechte Ort sein. Der Anfang des Labyrinths. Die ganze Zeit haben wir, ohne dass wir es wussten, genau auf der Stelle gestanden wie der Mann, der das Bild gezeichnet hat. Stellt euch das vor!« Sie betrachtete das Manuskript mit ehrfürchtiger Scheu.
    »Also los!«, sagte Barney, der vor Aufregung glühte. »Wir wissen jetzt, von wo der

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