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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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entschlossenen und festen Schritten auf den Jungen und den Hund auf dem Hang zuzugehen. Er brauchte sich jetzt nicht mehr zu beeilen. Es gab keine Stelle, wo sie Schutz finden konnten. Will grub seine Fingernägel in die Handflächen und suchte in Gedanken verzweifelt nach einer wirkungsvollen Verteidigung. Dann hörte er, dass ein Auto sich geräuschvoll näherte.
    Der Landrover schoss mit erstaunlicher Geschwindigkeit aus der Straße zum Ty-Bont-Hof heraus und um die Biegung zum See. John Rowlands musste Prichard und seinen Lieferwagen und sein Gewehr in einem einzigen entsetzten Augenblick gesehen haben, denn das robuste kleine Auto raste voran und kam fast unmittelbar vor Prichards Füßen ruckartig zum Halten. Die Tür schien kaum geöffnet, da war John Rowlands' hagere Gestalt auch schon draußen. Er stand ruhig da und richtete seine Blicke auf Caradog Prichard und den Jungen und den Hund auf dem Hang hinter Prichard. »Caradog«, sagte er, »es gibt hier kein Schaf mit aufgerissener Kehle. Du hast nicht das Recht und es besteht keine Veranlassung.«
    Prichards Stimme klang hoch und gefährlich. »Dort oben liegt ein totes Schaf, jetzt!« Und Will sah, dass die Leiche des Schafes, das die
milgwn
angegriffen hatten, immer noch dort oben auf dem Sims lag, sichtbar als ein weißer Haufen von der Stelle aus, wo sie standen. Erst jetzt wurde ihm klar, warum der Graue König dafür gesorgt hatte, dass seine
milgwn
es auf diese Stelle brachten.
    »Das ist ein Schaf von Pentref, eines von denen, die auf dem Clwyd-Hof überwintern«, sagte John Rowlands.
    »Oh, sehr wahrscheinlich«, entgegnete Prichard höhnisch.
    »Ich werde es dir beweisen. Komm mit und sieh's dir an.«
    »Selbst wenn das stimmt, was sagt das schon? Es ist immer noch dein Killer-Hund, der diese Dinge tut — sogar bei Schafen, für die du die Verantwortung hast? Was ist los mit dir, Rowlands, dass du ihn trotzdem behältst?« Mit vor Wut schweißnassem Gesicht hob Prichard das Gewehr bis zur Hüfte und richtete es auf den Hang.
    »Nein«,
sagte John Rowlands hinter ihm, und seine Stimme klang sehr tief.
    Irgendetwas in Caradog Prichard platzte, und er fuhr herum, um Rowlands ins Gesicht zu sehen, mit noch immer erhobenem Gewehr. Seine Stimme wurde noch höher; er war wie ein zum Zerreißen gespanntes Seil.
    »In alles musst du deine Nase stecken, John Rowlands. Willst mir wieder in die Quere kommen, wie damals. Du hättest dich damals nicht einmischen sollen, dann hätte ich ihn überwältigt und sie wäre mit mir gekommen. Sie wäre mit mir gekommen, wenn du dich da rausgehalten hättest.«
    Seine Hände waren weiß, wo sie das Gewehr umklammerten, und seine Worte kamen so schnell, dass sie übereinander stolperten. John Rowlands starrte ihn sprachlos an, und Will sah, wie auf dem rauen, freundlichen Gesicht auf das Erstaunen langsam Verstehen folgte, als Rowlands klar wurde, wovon Prichard sprach.
    Aber bevor er etwas sagen konnte, ertönte über ihnen Owen Davies' Stimme, ungewöhnlich kräftig und klar, wie eine klingende Glocke. »Oh, nein, sie wäre nicht mit dir gekommen, Caradog, niemals. Und auch diesen Kampf hättest du nicht gewonnen, du hättest ihn in hundert Jahren nicht gewonnen, und du hattest Glück, dass John Rowlands sich eingemischt hat. Ich wusste nicht, was ich tat, aber ich hätte dich getötet, wenn ich es gekonnt hätte, getötet, weil du meiner Gwen wehgetan hast.«
    »Deine Gwen?« Prichard spuckte die Worte fast aus. »Jedermanns Gwen! Das war so klar wie das Tageslicht. Warum sonst sollte sie einen Mann wie dich nehmen, Owen Davies? Sie war ein liebliches wildes Ding aus den Bergen, mit einem Gesicht wie eine Blume und Fingern, die Musik zogen aus dieser kleinen Harfe, die sie bei sich hatte, Musik, wie du sie nie zuvor gehört hast ...« Für einen Augenblick lag eine tiefe Sehnsucht in seiner Stimme. Aber fast ebenso schnell verzerrte sich das gequälte, halb wahnsinnige Gesicht wieder zur Bösartigkeit. Er starrte auf Brans weißen Kopf.
    »Und der Bastard dort, den du all diese Jahre bei dir behalten hast, um mich zu peinigen, um mich zu erinnern — du hattest auch auf ihn kein Recht —, ich hätte besser als du für sie und für ihr Kind sorgen können ...«
    Bran sagte in einer hohen fernen Stimme, die so weit aus der Vergangenheit zu kommen schien, dass sie Will frösteln ließ: »Und hätten Sie dann auch meinen Hund Cafall erschossen, Mr Prichard?«
    »War ja nicht einmal dein eigener Hund, dieses Viech«,

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