Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
die silbergrauen Pferde erhoben sich in die Lüfte. Und die Schläfer, erwacht und weiterreitend, stiegen hoch über dem See auf und tauchten immer tiefer ein in die zunehmende Dunkelheit des Tal y Llyn Passes und darüber hinaus, bis sie das Tal verlassen hatten und nicht mehr zu sehen waren.
Will ließ seine Hände auf der goldenen Harfe ruhen und die zarte Melodie erstarb. Nur das Flüstern des Windes blieb. Er fühlte sich ausgelaugt, als habe alle Kraft ihn verlassen. Zum ersten Mal erinnerte er sich, dass er nicht nur ein Uralter war, sondern auch ein Genesender, immer noch geschwächt von der langen Krankheit, die ihn überhaupt nach Wales geschickt hatte.
Für einen flüchtigen Augenblick dachte er auch an das, was John Rowlands über die Kälte im Herzen des Lichts gesagt hatte, und ihm wurde klar, welche Kraft ihn so unerwartet und so schwer hatte erkranken lassen. Aber es war nur ein Augenblick. Für einen Uralten waren diese Dinge nicht wichtig.
Plötzlich wurde er beiseite gestoßen und eine derbe Hand riss ihm hastig die Harfe aus dem Arm. Die Macht des Grauen Königs schien Caradog Prichard verlassen zu haben, aber er war nicht mehr, was er gewesen war, bevor er zum Werkzeug der Finsternis wurde.
»Darum geht es also die ganze Zeit«, sagte Prichard mit rauer Stimme. »Eine verdammte Harfe, ein kleines goldenes Ding, genau wie das, was sie gespielt hat.«
»Geben Sie sie mir wieder«, sagte Will. Dann hielt er inne.
»Sie?«
»Die Harfe stammt aus Wales, Engländer, es ist eine alte Harfe.« Prichard betrachtete das Instrument misstrauisch. »Wie mag es wohl in deine Hände geraten sein? Du hast nicht das Recht, eine Harfe aus Wales mit dir herumzutragen.«
Plötzlich funkelte er Will bösartig an. »Geh nach Hause. Geh zurück, wo du hingehörst. Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten.«
Will sagte: »Die Harfe hat ihren Zweck erfüllt. Was meinten Sie damit,
was sie gespielt hat?«
»Kümmer dich um deine eigenen Angelegenheiten«, sagte Prichard wütend zum zweiten Mal. »Das liegt lange zurück und geht dich nichts an.«
Aus dem Augenwinkel sah Will, dass oben auf dem Hang Owen Davies zu Bran getreten war und dass Pen ruhelos zwischen ihnen hin und her rannte. Verzweifelt versuchte Will, mit Willenskraft Bran zu veranlassen, fortzugehen, außer Sicht; er verstand nicht, warum er dort im Freien blieb, wo Caradog Prichard ihn mit einem zufälligen Blick entdecken konnte.
Geh!,
rief er stumm.
Geh weg!
Aber es war zu spät. Irgendetwas, vielleicht das unruhige Hinundhergelaufe des Hundes, erregte Prichards Aufmerksamkeit; er blickte halb unbewusst nach oben und erstarrte.
Jeder Teil dessen, was dann geschah, brannte sich in Wills Gedächtnis ein, sodass er später jederzeit wieder das Tosen einer bevorstehenden Katastrophe fühlen und wie ein buntes Bild den trüben grauen Himmel sehen konnte, den aufragenden Berg, das sich kräuselnde Wasser des dunklen Sees, die auffallenden Farbtupfer, verursacht von einem weißhaarigen Jungen und einem Mann mit flammend rotem Haar — und über allem das seltsame Schimmern des Lichts, wie das warnende Leuchten, das kurz vor einem heftigen Unwetter über einer Landschaft liegt. Caradog Prichard wandte ihm ein Gesicht zu, das von einer erschreckenden Mischung aus Zorn, Vorwurf und Schmerz gezeichnet war, und unter all dem lagen Hass und der Wunsch zurückzuschlagen. Er blickte Will mitten ins Gesicht, holte mit dem Arm aus und warf die goldene Harfe weit hinaus in den See. Kleine Kreise entstanden auf dem dunklen Wasser und wurden größer, dann ruhte der See wieder.
Dann lief Prichard leichtfüßig wie ein Junge auf den Berg zu und auf Bran, der dort wie eine Galionsfigur stand, den Hund Pen neben sich. Kurz vor dem Hang bog Prichard zur Seite ab und folgte der sich windenden Straße, die zurück ins Tal führte. Will sah, dass er den kleinen grauen Lieferwagen dort an der Straße abgestellt hatte und jetzt mit großer Schnelligkeit darauf zulief.
Im gleichen Augenblick wurde Will klar, was Prichard vorhatte, und er versuchte, ihn mit einem starken Zauberspruch daran zu hindern — aber der Schutz des Grauen Königs, unter dem Prichard, ohne es zu wissen, immer noch stand, machte den Spruch unwirksam. Caradog Prichard kam zu dem Lieferwagen, riss die Hintertür auf und zerrte sein Gewehr mit dem langen Lauf heraus, dasselbe Gewehr, mit dem er Brans Hund Cafall erschossen hatte. Er spannte das Gewehr hastig, machte kehrt und begann, mit
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