Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Vögel, wo der Wind sich bricht.
Feuer wird flammen von dem Raben-Jungen,
Und die Silberaugen, die den Wind sehen,
Und das Licht wird finden die Harfe aus Gold.
Am freundlichen See liegen die Schläfer,
Auf Cadfans Weg, wo der Turmfalke ruft;
Wohl wirft grimmige Schatten der Graue König,
Doch singend wird sie die goldene Harfe leiten,
Sie weckt sie auf und heißt sie reiten.
Wenn Licht vom verlorenen Land kehrt zurück,
Werden sechs Schläfer reiten, sechs Zeichen brennen,
Und wo der Mittsommerbaum ragt empor,
Wird die Finsternis fallen durch Pendragons Schwert.
Y maent yr mynyddoedd yn canu,
ac y mae'r argewyddes yn dod.
Teil I
Wenn die Finsternis
sich erhebt
Mittsommernacht
Will blätterte eine Seite um und sagte: »Er hatte etwas übrig für Färberwaid. Er sagt — hört zu —:
Der Absud von Färberwaid, wenn er getrunken wird, wirkt heilend auf Verletzungen bei Menschen von kräftiger Konstitution, wie Leute vom Land und solche, die harte Arbeit und derbe Kost gewohnt sind.«
»Wie ich und alle anderen Mitglieder der Kriegsmarine Ihrer Majestät«, sagte Stephen. Sorgfältig zog er einen langen Grashalm mit dicker Ähre aus der Blattscheide, lehnte sich im Gras zurück und begann, daran zu lutschen.
»Färberwaid«, sagte James und wischte sich eine dünne Schweißschicht von seinem runden, leicht geröteten Gesicht. »Das ist das blaue Zeug, mit dem die alten Britannier sich anmalten.«
Will sagte: »Bei Gerard hier steht, dass die Blüten vom Färberwaid gelb sind.«
James erwiderte etwas herablassend: »Ich habe ein Jahr länger Geschichtsunterricht als du, und ich weiß, dass sie es für Blau benutzt haben.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Grüne Walnüsse färben deine Finger schwarz.«
»Na ja«, sagte Will. Eine große samtige Hummel, schwer beladen mit Pollen, landete auf seinem Buch und kroch lustlos über die Seite. Will pustete sie vorsichtig auf ein Blatt und strich sich das glatte braune Haar aus der Stirn. Eine Bewegung auf dem Fluss jenseits der Wiese, auf der sie sich niedergelassen hatten, erweckte seine Aufmerksamkeit.
»Seht mal! Schwäne!«
Träge wie der heiße Sommertag segelte ein Schwanenpaar langsam und lautlos vorbei; die leichten Wellen, die sie erzeugten, plätscherten gegen das Flussufer.
»Wo?«, fragte James, offensichtlich nicht in der Absicht hinzuschauen.
»Sie sind gern auf diesem Abschnitt des Flusses, hier ist es immer ruhig. Die großen Boote bleiben drüben auf dem Hauptarm, auch sonnabends.«
»Wer kommt mit angeln?«, fragte Stephen. Aber er lag immer noch auf dem Rücken, ohne sich zu rühren, die langen Beine übereinander geschlagen, den schlanken Grashalm zwischen den Zähnen.
»Gleich.« James streckte sich und gähnte. »Ich hab zu viel Kuchen gegessen.«
»Mams Picknickkörbe sind so riesig wie eh und je.« Stephen rollte sich auf die Seite und schaute auf den graugrünen Fluss. »Als ich so alt wie ihr war, konnte man in diesem Teil der Themse überhaupt nicht angeln. Damals war das Wasser völlig verschmutzt. Manche Dinge werden doch besser.«
»Lächerlich wenige«, sagte Will düster aus dem Gras heraus.
Stephen grinste. Er beugte sich vor und pflückte einen schlanken grünen Stängel mit einer winzigen roten Blüte und hielt ihn feierlich in die Höhe. »Ackergauchheil.
Ist er offen, scheint die Sonne, ist er geschlossen, regnet's heut', das ist die Wetterfahne der armen Leut!
Das hat Großvater mir beigebracht. Schade, dass ihr ihn nicht mehr erlebt habt. Was sagt dein Freund, Mr Gerard, dazu, Will?«
»Hmm?« Will lag auf der Seite und sah zu, wie die erschöpfte Hummel ihre Flügel entfaltete.
»Buch«, sagte James. »Ackergauchheil.«
»Ach so.« Will schlug die raschelnden Seiten um. »Hier haben wir's. Oh, schön:
Der Saft reyniget den Kopf, so man den Hals damit wäscht oder gurgelt; es befreyet vom Zahnschmertz, so es in die Nasenlöcher geschnupfet wird, besonders in das entgegengesetzete Nasenloch.«
»Das entgegengesetzete Nasenloch, natürlich«, sagte Stephen ernsthaft.
»Er schreibt auch, dass es gut sei gegen Bisse von Schlangen und anderen giftigen Tieren.«
»Doof«, sagte James.
»Nein, ist es nicht«, sagte Will sanftmütig. »Es ist eben dreihundert Jahre alt. Am Ende steht eine tolle Geschichte, wo er einem sehr ernsthaft erklärt, wie Enten aus Entenmuscheln ausgebrütet werden.«
»Vielleicht haben die Leute aus der Karibik ihn hereingelegt«, sagte Stephen. »Millionen von Entenmuscheln, aber
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