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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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einen der Sechs überwältigen könnte. Dieses Mädchen hat Schlimmeres als du gesehen und sie hat die Prüfung bestanden.« Seine Stimme nahm einen härteren, befehlenden Ton an, klang plötzlich tiefer und erwachsener. Er stand aufrecht und zeigte in eine Richtung. »Geh,
Afanc,
geh zurück in das dunkle Wasser, in das du gehörst! Geh zurück zur Finsternis und komm nie wieder heraus!
Ewch nöl! Ewch y llyn!«
    Und plötzlich herrschte völliges Schweigen über dem See; nur das Pfeifen des Windes war zu hören und das Prasseln des Regens auf ihren Kleidern. Der riesige grüne Hals verneigte und wand sich unterwürfig, während Schleim und Wasserpflanzen von ihm heruntertropften, dann tauchte der gehörnte schneckenähnliche Kopf unter, und langsam entschwand das Wesen ihren Blicken. Ein paar große Blasen stiegen nach und nach auf und zerplatzten an der dunklen Oberfläche des Sees, und die kleinen Wellen, die sie erzeugten, verloren sich in den Blättern der Wasserlilien. Und dann war da nichts mehr.
    Will stieß einen Schrei der Erleichterung aus und er, Simon und Barney schlitterten und rutschten den grasbewachsenen Hang hinunter. Jane saß am Fuß des Hanges auf dem Gras, das in das den See umsäumende Schilf überging; ihr Gesicht war blass.
    Simon hockte sich neben sie. »Alles in Ordnung?«
    Jane erwiderte ohne Logik: »Ich habe ihn beobachtet.«
    »Aber du hast dich nicht verletzt? Als du hinfielst?«
    »Hinfiel?«, fragte Jane.
    Will sagte sanft: »Es ist wieder alles in Ordnung mit ihr.«
    »Will?«, sagte Jane. Sie schaute über den See auf die Stelle, wo Bran immer noch regungslos auf seinem Felsen stand. Ihre Stimme bebte. »Will ... Wer — was — ist Bran?«
    Simon half ihr auf die Füße und sie standen alle vier da und schauten zu Bran. Der weißhaarige Junge wandte sich langsam ab vom See, schlug den Kragen seines Mantels hoch und schüttelte den Kopf wie ein Hund, um die Regentropfen loszuwerden.
    »Er ist der Pendragon«, sagte Will einfach. »Der Sohn Arthurs. Erbe der gleichen Verantwortung — in einem anderen Zeitalter ... Als er geboren wurde, brachte seine Mutter Guinevere ihn mit Merrimans Hilfe in eine andere Zeit — die Zukunft —, weil sie ihren Gebieter einmal zuvor betrogen hatte und befürchtete, Arthur würde ihr nicht glauben, dass Bran wirklich sein Sohn sei. Und sie ließ ihn hier zurück, sodass er in unserer Zeit in Wales aufwuchs bei einem neuen Vater, der ihn adoptierte. Er gehört also genauso wie wir in diese Zeit, doch gleichzeitig auch wieder nicht ... Und manchmal denke ich, er ist sich all dessen ständig deutlich bewusst, und dann denke ich wieder, eine Seite seines Lebens ist für ihn nicht mehr als ein Traum ...« Er sprach schneller, sachlicher. »Ich kann euch jetzt nicht mehr sagen. Kommt jetzt.«
    Sie gingen, jeder zögernd, durch den wieder stärker werdenden Regen auf Bran zu. Er grinste sie vergnügt und ohne jede Befangenheit an und krauste die Nase.
»Daro!«,
sagte er. »Was für ein Scheusal!«
    »Danke,
Bran«,
sagte Jane.
    »
O'r gore«,
sagte Bran. »Keine Ursache.«
    »Wird es wirklich
nie
zurückkommen?«, fragte Barney und betrachtete den See fasziniert.
    »Nie«, sagte Bran.
    Simon holte tief Luft und atmete wieder aus. »Von jetzt an werde ich nicht mehr über Geschichten vom Ungeheuer vom Loch Ness lachen.«
    »Aber dieses war eine Kreatur der Finsternis«, sagte Will. »Aus dem Stoff gemacht, aus dem Albträume sind, um Jane zu zermürben. Weil sie etwas wollten, was sie hat.« Er sah sie an. »Was ist passiert?«
    »Es war, als du anfingst zu singen«, sagte Jane. »Und das Echo sang mit dir. Es klang ... es klang ...«
    »Die Berge singen und die Dame kommt«,
sagte Bran langsam. Jane sagte: »Sie ist wirklich gekommen.«
    Es herrschte Schweigen.
    Will sagte nichts. Er starrte Jane an und eine seltsame Mischung von Gefühlen huschte über sein Gesicht: reines Erstaunen, dann Neid, gefolgt von erwachendem Verstehen, das seinen üblichen freundlichen Gesichtsausdruck zusätzlich entspannte. Er sagte leise: »Ich wusste es nicht.«
    »Diese ... Dame ...«, sagte Simon. Er hielt inne.
    »Ja?«, sagte Jane fragend.
    »Na ja ... woher kam sie? Wo ist sie jetzt?«
    »Ich weiß es nicht, weder das eine noch das andere. Sie ... sie war plötzlich einfach da. Und dann ...« Jane machte eine Pause und erinnerte sich voller Wärme an jene Dinge, die die Alte Dame allein für sie, Jane, gesagt hatte. Dann schob sie das beiseite. »Sie hat gesagt, du

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