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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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scharf. »Und ihr seid es auch nicht und es ist nicht richtig.«
    Einen Augenblick lang klang er streng, missbilligend und seiner selbst sehr sicher.
    Simon sagte unerwartet: »Ich weiß genau, was Sie meinen. Ich hatte immer das gleiche Gefühl. Und ohnehin wissen wir auch nicht viel.« Er sah Jane an. »Oder?«
    Sie hatte den Mund geöffnet, um zu protestieren, aber jetzt hielt sie inne. »Na ja ... nein. Großonkel Merry hat nie viel gesagt. Nur dass die Finsternis sich erhebt, oder es versucht, und dass das verhindert werden muss. Alles, was wir taten, schien ein Schritt zu einem anderen Ort zu sein. Zu einer anderen Sache. Und wir haben nie wirklich gewusst, was das war.«
    »Es ist sicherer für euch, wenn es so ist«, sagte John Rowlands. »Und für Sie auch, stimmt's?«, fragte Simon.
    John Rowlands schüttelte den Kopf ein wenig auf eine Weise, die wie ein Schulterzucken war, lächelte und zündete seine Pfeife wieder an.
    Jane sagte: »Ich glaube nicht, dass wir Will und Bran hier treffen werden, Mr Rowlands. Sie sind fortgegangen, irgendwohin. Sie sind in Sicherheit. Aber ... sehr weit weg.« Sie schaute hinaus auf die Flussmündung, wo ein paar weiße Segel sich auf dem blauen Wasser hin und her bewegten. »Ich weiß nicht, für wie lange. Eine Stunde, einen Tag ... Sie ... sie sind einfach gegangen.«
    »Nun«, sagte John Rowlands, »wir werden uns eben gedulden müssen. Und ich muss mir überlegen, was ich Blodwen erzähle; ich weiß bis heute nicht, ob sie überhaupt eine Ahnung hat, was mit diesen beiden Jungen ist. Ich glaube es eigentlich nicht. Sie hat ein warmes Herz, ein weises Herz, und sie ist zufrieden, sie so gern zu haben, wie sie ihr erscheinen.«
    Ein Motorboot zischte auf dem Fluss hinter ihnen vorbei und übertönte fast seine Stimme. Von irgendwoher hämmerte der Rhythmus von Rockmusik hartnäckig durch die warme Luft, wurde lauter und schwand dann, als eine Gruppe von Leuten mit einem Transistorradio am Kai vorüberging. Jane schaute über die Straße und sah Blodwen Rowlands aus dem Textilgeschäft treten und auf dem überfüllten Gehweg stehen bleiben. Dann versperrte ein großer Omnibus, der sich mit Mühe durch die Straße schob, den Blick auf Mrs Rowlands.
    John Rowlands seufzte. »Seht euch das alles an«, sagte er. »Wie es sich verändert hat,
Aberdyfi fach.
Das musste natürlich kommen, aber ich weiß noch ... ich weiß noch ... in den alten Zeiten standen alle alten Fischer immer in einer Reihe nebeneinander am Wasser, dort drüben, an das Geländer vor dem Dovey Hotel gelehnt. Und als ich etwa in Barneys Alter war, gehörte es zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, dort herumzuhängen und ihnen zuzuhören, wenn ich durfte. Es war herrlich. Ihre Erinnerungen reichten so weit zurück — heute wären es hundert Jahre und mehr. Bis in die Zeit, als fast alle Männer aus Aberdyfi zur See fuhren, die Zeit meines
taids,
als es entlang des Kais dort vor Masten nur so strotzte, und die Schiffe luden Schiefer aus den Steinbrüchen. Und es gab sieben Schiffswerften am Fluss, sieben, die dutzende von Schiffen bauten — Schoner und Briggs und auch kleinere Boote ...«
    Seine tiefe walisische Stimme klang wie ein Klagelied, das die alten Zeiten ins Gedächtnis zurückrief und um sie trauerte, Zeiten, die er selber nicht gekannt hatte, außer durch die Augen anderer. Sie hörten stumm und fasziniert zu, bis die Geräusche der Gegenwart und der Anblick des überfüllten Ferienortes sich zurückzuziehen schienen, und sie konnten sich beinahe einbilden, dass sie die hohen Schiffe um die Sandbank herum in den Fluss kommen sahen und dass Stapel von Schieferplatten zu ihren Seiten aufgebaut waren, auf einem anderen Kai, der nicht aus Beton, sondern aus schwarzen Holzbalken gebaut worden war.
    Eine Möwe erhob sich vom Ende der Mole langsam in die Lüfte und stieß einen Schrei aus, langsam und rau und klagend. Jane wandte den Kopf, um mit den Blicken den schwungvollen Schlägen der in schwarzen Spitzen endenden Flügel zu folgen. Der Wind auf ihrer Haut schien stärker als vorher zu sein. Die Möwe flog seitlich an ihnen vorbei, nahe, immer noch schreiend ...
     
    ... und als Jane ihre Blicke von der Möwe löste, sah sie die Holzbalken der Mole unter ihren Füßen, die Stapel graublauen Schiefers und weiter weg, auf dem Fluss, ein hohes Schiff, das sich dem Land näherte und dessen Segel ächzten und flatterten, als sie von den Männern eingeholt wurden.
    Jane sah regungslos zu. Sie hörte

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