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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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des Bauern, die mit fragenden Blicken aus dem Haus auftauchte, zum Abschied zu und öffnete die Hintertür des Landrovers.
    »Ja, natürlich«, sagte John Rowlands.
    »Vielen Dank.« Sie kletterten hinein. Jane nahm Hecke und Feld sorgfältig in Augenschein, als der Wagen in die Straße einbog, und sie sah, dass auch Barney schaute, aber es war nichts zu entdecken außer weißer Hundspetersilie und Weidenröschen, die aus dem Gras hervorragten, und die hohen grünen Hecken darüber.
    Simon, der neben ihr saß, sah die Anspannung in ihrem Gesicht und knuffte sie leicht in den Arm. Er sagte sehr leise: »Aber sie
waren
da.«
     
    Der Landrover kroch um die letzte scharfe Kurve der steilen, schmalen Straße und fuhr auf den Kirchplatz, um sich dort in den Verkehr einzufädeln. Ein kleines Verkehrschaos spielte sich auf der engen Einbahnstraße ab, die die einzige Verbindung zur Hauptstraße war.
    »Großer Gott«, sagte Blodwen Rowlands, »seht euch das an. Ich wollte beim Royal House vorbeischauen, John, aber wie sollst du hier einen Parkplatz finden?«
    »Wir werden uns einfach wie Touristen verhalten müssen und den öffentlichen Parkplatz benutzen«, sagte John Rowlands, bog nach rechts ab und quetschte sich zwischen Pullovern und Parkas, Kinderwagen und Eimern und Schaufeln hindurch, deren Besitzer alle ziellos durch die Gegend schlenderten oder auf das Meer schauten.
    Der Landrover wurde auf dem Parkplatz abgestellt. Sie wanden sich zurück durch das Menschengewimmel auf den Straßen. Mrs Rowlands blieb vor einem Schaufenster mit Strickjacken, Badeanzügen und Shorts stehen.
    »Wyt ti'n dwad i mewn hefyd, cariad?«
    »Nein, ich komm nicht mit«, sagte John Rowlands, zog seine Pfeife aus der Tasche und inspizierte ihren Kopf. »Wir werden drüben auf dem Kai sein, denke ich. Der beste Ort, um Ausschau nach Bran und Will zu halten. Wir haben's nicht eilig, Blod, lass dir Zeit.«
    Er ging mit den Kindern über die Straße zwischen einem gewaltigen schwarzen Schuppen, auf dem stand OUTWARD BOUND SEA SCHOOL, und einem Gewirr von Masten, deren Takelwerk in der Brise leise sang. Es waren die Boote des Yachtklubs von Aberdyfi, die in Reihen auf dem Strand lagen. Auf dem Straßenpflaster lag Sand.
    Sie gingen über den Kai und weiter zur kurzen gekrümmten Mole. John Rowlands blieb stehen und füllte seine Pfeife aus einem alten schwarzen, ledernen Tabaksbeutel. »Als ich noch ein Junge war, hatten wir hier eine andere Mole«, sagte er, während er mit den Gedanken woanders zu sein schien. »Alles aus Holz, dicke, mit Kreosot behandelte schwarze Balken ... Bei Ebbe kletterten wir auf ihnen herum und fielen herunter, wenn die grünen Wasserpflanzen glitschig waren, und nach Krabben haben wir gefischt.«
    »Haben Sie hier gelebt?«, fragte Barney.
    »Seht ihr die Häuser da drüben?« Sie schauten in die Richtung, auf die er mit ausgestrecktem Finger zeigte, und blickten zurück auf die lange Reihe vornehmer, schmaler, dreistöckiger viktorianischer Häuser, die über die Straße und den Strand hinweg auf die Mündung des Dyfi und das Meer blickten.
    »Das in der Mitte, das grün gestrichene«, sagte John Rowlands, »dort bin ich geboren. Und mein Vater vor mir. Er war Seemann und sein Vater auch. Mein Großvater, Captain Evan Rowlands, dem der Schoner
Ellen Davies
gehörte — er hat das Haus gebaut. Sie sind alle von alten Kapitänen gebaut worden, die Häuser an der Straße, in jenen Tagen, als Aberdyfi noch ein richtiger Handelshafen war.«
    Jane fragte neugierig: »Wollten Sie nicht auch Seemann werden?«
    John Rowlands zündete sich seine Pfeife an und lächelte ihr durch blaue Rauchwölkchen zu, die dunklen Augen sahen aus wie Schlitze in dem faltigen braunen Gesicht. »Irgendwann wollte ich das wohl mal, nehme ich an. Aber mein Dad ertrank, als ich sechs war, und danach brachte meine Mutter meine Brüder und mich fort von Aberdyfi, zurück auf den Hof ihrer Eltern in der Nähe von Abergynolwyn. Mitten in den Bergen, nahe dem Cader Idris — hinter dem Tal, wo ihr heute wart. So waren es für mich schließlich die Schafe, nicht die See.«
    »Was für ein Jammer«, sagte Simon.
    »Ach, eigentlich nicht. Die Tage der Handelsschifffahrt sind schon lange vorüber, sogar das Fischen. Das begann schon zu Zeiten meines Vaters.«
    Barney sagte: »Merkwürdig, dass er ertrunken ist. Ein Seemann.«
    »Viele Seeleute können nicht schwimmen«, sagte Simon. »Selbst Nelson konnte es nicht. Er wurde auch seekrank.«
    John Rowlands

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