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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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»Eirias.«
    Gwion erwiderte rasch: »Erwähne den Namen noch nicht! Das muss warten. Nur in seiner Anwesenheit darf das Schwert bei seinem Namen genannt werden, in diesem Turm. Kommt.«
    Sie stiegen die Wendeltreppe hinauf, immer höher, durch Räume, in denen alles zum Leben, zum Essen und Schlafen vorhanden war und die dennoch den Eindruck von Orten machten, die schon vor langer Zeit verlassen worden waren. Und dann stieß Will, der als Letzter die Treppe hinaufstieg, auf Bran und Gwion, wie sie schweigend in einem großen Raum standen, der mit keinem der anderen Räume eine Ähnlichkeit hatte. Das Licht, das durch diese Wände drang, war nicht kühl und eisig grün, sondern schwächer, gedämpfter, denn sie befanden sich jetzt in einer großen Halbkugel, die mit Streifen aus Gold und durchscheinendem Glas versehen war, sodass Will wusste, es musste die Kuppel des Turmes sein, von deren höchstem Punkt ein goldener Pfeil auf das Meer zeigte.
    Es war warm in der Kuppel, das Sonnenlicht, das durch das verzierte Dach einsickerte, malte Streifen auf den Boden, und doch war es ein merkwürdig düsterer Ort, der die Sinne bedrückte. Der Raum enthielt nur einen rechteckigen Tisch, der an der einen Seite stand, einen Wandschirm aus mit Schnitzereien bedecktem Holz und ein paar Stühle mit hohen Rückenlehnen, die so stabil aussahen, als seien sie aus festen Holzblöcken geschnitzt worden.
    »Gwion?«, fragte eine Stimme.
    Leise Echos flüsterten durch die Kuppel. Es war nur die Hülse einer Stimme, leise und kraftlos. Sie kam aus einem hohen Stuhl an der anderen Seite der Kuppel; sie konnten nur die Rückenlehne sehen.
    »Ich bin hier, mein Gebieter«, sagte Gwion. Seine Augen waren voller Wärme, seine Stimme voller Liebe und Geduld, als spreche er zu einem bekümmerten Kind. »Und ... und zwei vom Licht sind bei mir.«
    Es entstand eine lange Pause, in der nur der schwache Schrei einer fernen Möwe zu hören war.
    Endlich sagte die Stimme, kalt und unvermittelt: »Du missbrauchst mein Vertrauen. Schick sie fort.«
    Gwion durchquerte rasch den Raum und beugte vor dem hohen, geschnitzten Stuhl das Knie; in dem gedämpften Licht, das durch das Dach fiel, sahen sie sein mageres Gesicht mit dem gestreiften Bart nach oben auf den nicht sichtbaren König gerichtet. Er sagte, und liebende Treue stand hell wie eine Flamme in seinem Gesicht:
»Ich missbrauche Euer Vertrauen, mein Gebieter?«
    »Nein, nein«, sagte die Stimme müde. »Ich weiß, dass das nicht stimmt. Aber du musst sie fortschicken, Spielmann. In dem Punkt solltest
du
wissen, was das Richtige ist.«
    Will trat vor und sagte impulsiv: »Aber, Majestät, die Gefahr ist zu groß.« Er blieb hinter dem Stuhl stehen; er sah eine dünne Hand schlaff auf der Armlehne liegen; an einem Finger trug sie einen schweren Ring mit einem dunklen Stein, wie Gwions Ring. Er sagte mit einer Stimme, die so ruhig klang, wie es nur ihm möglich war: »Mein Gebieter, die Finsternis erhebt sich in ihrem letzten großen Versuch, die Herrschaft über die Erde den Menschen zu entreißen. Und wir vom Licht können das nicht verhindern, wenn wir nicht bewaffnet sind mit all den Gegenständen der Macht, die für uns geschaffen wurden. Wir haben sie alle, bis auf den letzten, das Kristallschwert. Das Ihr vor langer Zeit für uns angefertigt habt, mein König — und das Ihr jetzt bewacht.«
    »Ich bewache nichts«, sagte die Stimme teilnahmslos. »Ich existiere nur.«
    Will sagte: »Aber das Schwert ist hier, wie es seit seiner Erschaffung immer hier gewesen ist.« Seine Augen blickten sich suchend um, während er sprach. »Wir können es nur nehmen, wenn Ihr es uns gebt. Gebt es uns jetzt, Majestät, ich bitte Euch.«
    »Lasst mich allein«, sagte die Stimme. »Lasst mich allein.« Die Stimme war von so bitterer Traurigkeit erfüllt, dass Will gern etwas Tröstliches gesagt hätte, aber die Dringlichkeit seines Anliegens erschien ihm noch wichtiger.
    »Das Schwert ist für das Licht bestimmt«, sagte er beharrlich, »und zum Licht muss es gehen.« Er blickte auf einen wunderschön geschnitzten Wandschirm, der an der schrägen Wand der Kuppel in der Nähe des Königs lehnte. Stand er nur als schöner Gegenstand zum Betrachten da oder weil etwas hinter ihm verborgen war?
    Die matte Stimme sagte verdrießlich: »Du darfst nicht ›muss‹ zu mir sagen, Uralter. Wenn du ein Uralter bist. Ich habe all diese Namen vergessen.«
    Hinter Will sagte Bran scharf: »Aber wir müssen Eirias haben!«
    Die

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