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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Jungen mit weißem Haar, der kommen und ein Ende wie auch einen Anfang bringen würde. Der Sohn eines großen Vaters, mit der ganzen Kraft seines Vaters und noch mehr. Und es kam mir so vor, als hätte ich den Vater einst gekannt, vor langer Zeit — obwohl ich nicht sagen kann, wo oder wann, in dem Nebel, in den die Leere meinen Geist gehüllt hat. Der weißhaarige Junge ... es war kein Tupfer Farbe in ihm, in meinem Traum. Er hatte weißes Haar, weiße Augenbrauen und weiße Wimpern, und er trug Scheiben aus dunklem Glas, um seine Augen vor der Sonne zu schützen, doch wenn die Scheiben entfernt wurden, sah man, dass es verzauberte Augen waren, die goldenen Augen einer Eule.«
    Er erhob sich und stützte seine magere Gestalt mit einer Hand unsicher am Stuhl ab. Gwion sprang vor, um ihm zü helfen, aber der König hob die andere Hand.
    »Er kam angelaufen«, sagte er, »er kam durch dieses Zimmer zu mir gelaufen, das Sonnenlicht lag auf seinem weißen Haar, er lachte mich an, und es war die erste Musik dieser Art, die diese Burg seit langer Zeit, so schrecklich langer Zeit hörte.« Die verbitterten, starren Gesichtszüge wurden etwas weicher; es war wie ein schwacher Schimmer von Sonnenschein an einem grau verhangenen Himmel. »Er brachte ein Ende, aber auch einen Anfang. Er nahm diesem Ort das Heimgesuchte. Er kniete vor mir nieder, in meinem Traum, und er sagte ...«
    Bran lachte leise; Will spürte, wie die zornige Spannung ihn verließ. Bran trat rasch ein paar Schritte vor, kniete vor dem König, lächelte zu ihm auf und sagte: »Und er sagte:
Um das Kristallschwert
zu
erreichen, muss man fünf Barrieren durchbrechen, und sie werden in fünf Zeilen genannt, die in Buchstaben aus goldenem Feuer auf dem Schwert stehen. Soll ich sie Euch nennen?«
    Der König stand da und sah auf ihn hinunter, und in seinen Augen erwachte ein Leben, das vorher nicht da gewesen war. »Und ich sagte,
ja, nenne sie mir.«
    »Und wenn ich sie Euch genannt habe«, Bran sah dem König in die Augen mit einer Vertrautheit, die wie eine Umarmung war, und er zitierte nicht mehr, »dann wird die fünfte Barriere wegfallen, Majestät, nicht wahr? Denn vier haben wir bereits überwunden — die Worte bezeugen es. Und wenn ich Eure Verzweiflung aufbrechen kann, die das Grab all Eurer Hoffnung ist, dann werdet Ihr mir das Schwert überlassen?«
    Der König sagte, die Augen fest auf Bran gerichtet: »Dann wird es dir gehören.«
    Bran stand langsam vor dem König auf, holte Luft und in der walisischen Melodik seiner Stimme klangen die Worte wie ein rhythmischer Singsang:
»Ich bin der Schoß einer jeden Freistatt,
Ich bin die Flamme auf jedem Berg,
Ich bin die Königin eines jeden Bienenvolks,
Ich bin der Schild für jeden Kopf,
Ich bin das Grab einer jeden Hoffnung

Ich bin Eirias!«
    Und König Gwyddno stieß einen tiefen, tiefen Seufzer aus, der klang wie eine Welle, die über Sand spült, und mit einem plötzlichen Krachen brach der geschnitzte Wandschirm neben dem Stuhl des Königs auseinander und fiel auf den Boden. In goldenen Buchstaben sahen sie an der Kuppelwand die Zeilen, die Bran gerade laut zitiert hatte, in klarer Schrift, und unter ihnen lag auf einer Schieferplatte, glänzend wie ein Eiszapfen, ein Schwert aus Kristall.
    Der König ging langsam und steif über den glatten, mit Binsenmatten bedeckten Boden; auf dem Rücken des dunkelgrünen Überwurfs, den er über seiner weißen Robe trug, sahen sie, in Gold gestickt, das königliche Wappen mit den Rosen und dem springenden Fisch. König Gwyddno nahm das Schwert in die Hand und wandte den schwermütig geneigten Körper wieder ihnen zu. Er fuhr mit einem Finger über die ziselierte, flache Seite der Klinge, erstaunt, als könne er nicht glauben, dass er je etwas so Wunderbares angefertigt haben sollte. Dann ergriff er das Schwert am Heft, sodass es nach unten zeigte, und hielt es Bran entgegen.
    »Mag das Licht zum Licht gehen«, sagte er, »und Eirias zu seinem Erben.«
    Bran fasste das Schwert am Heft und drehte es vorsichtig um, sodass es jetzt senkrecht nach oben zeigte. Augenblicklich erschien er Will aufrechter zu stehen, gebietender zu wirken. Das Sonnenlicht leuchtete auf seinem weißen Haar.
    Von irgendwo außerhalb des Turms, weit weg, ertönte ein langes, leises Rollen wie bei einem Donner.
    Der König sagte ausdruckslos: »Jetzt mag kommen, was will.«
    Er fasste sich plötzlich mit der Hand an den Kopf und rieb sich die Stirn. »Da war ... da war noch eine

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