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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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finden ... es ist so geplant, dass niemand euch in den Weg geraten wird. Und ihr müsst das tun, was geplant ist.«
    »Von Großonkel Merry?«, fragte Barney erwartungsvoll. »Ja«, sagte Will.
    Das Sonnenlicht war wieder verschwunden, der Wind wisperte. Weit draußen über dem Meer waren die Wolken jetzt dichter, dunkler, ballten sich zusammen.
    »Dort braut sich ein Sturm zusammen«, sagte Simon. »Braut sich nicht erst zusammen«, sagte Bran. »Hat sich schon zusammengebraut und ist auf dem Weg.«
    »Etwas noch«, sagte Will. »Dies jetzt ist die schwerste Zeit überhaupt, weil praktisch alles passieren kann. Ihr habt die Finsternis bei ihrer Arbeit gesehen, ihr drei. Ihr wisst, dass sie euch zwar nicht zerstören, wohl aber dazu bringen kann, euch selbst zu zerstören. Euer eigenes Urteilsvermögen ist also das Einzige, was euch über Schwierigkeiten hinweghelfen kann.« Er sah alle drei besorgt an.
    Simon sagte: »Das wissen wir.«
    Der Wind wurde heftiger; er zerrte wieder an ihnen und peitschte ihre Beine und Gesichter mit Sand. Dort, wo die Sonne verschwunden war, bildeten die Wolken eine feste Decke, und das Licht war so kalt und grau wie vorher, als Jane den Strand gerade betreten hatte.
    Sand wirbelte in seltsamen Wolken von den Dünen auf und trieb hin und her, und plötzlich drang aus dem goldbraunen Dunst ein Geräusch zu ihnen, ein gedämpftes Klopfen wie das Geräusch eines schlagenden Herzens, aber es ertönte rund um sie herum, sodass sie nicht sagen konnten, wo es begann. Jane sah, wie Will wachsam den Kopf reckte und wie auch Bran sich suchend hin und her wandte wie ein Hund, der eine Fährte sucht. Plötzlich standen die beiden Rücken an Rücken, sodass sie alle Richtungen erfassten, wachsam und beschützend. Das Klopfen wurde lauter und kam näher, und Bran riss seinen Arm mit dem Schwert Eirias hoch, das glitzernd sein eigenes Licht verbreitete. Aber im gleichen Augenblick wurde aus dem gedämpften Geräusch ein Donnern, das sie von allen Seiten umgab, nahe, ganz nahe, und aus dem wirbelnden Sand kam eine in einen weißen Umhang gehüllte Gestalt auf einem hohen weißen Pferd hervorgaloppiert. Der Weiße Reiter lenkte sein Pferd mit einem langen Satz neben sie, sein Umhang flatterte und die weiße Kapuze bedeckte sein Gesicht, und im letzten Augenblick, als sie schon zurückwichen, beugte er sich geschickt seitlich aus dem Sattel, stieß Simon mit einem einzigen ausholenden Schlag zu Boden, riss Barney hoch zu sich und verschwand.
    Der Wind wehte und trieb den Sand hoch und es war niemand mehr da.
    »Barney!« Janes Stimme überschlug sich. »Barney! Will — wo ist er?«
    Wills Gesicht war verzerrt vor Besorgnis und konzentriertem Horchen; er warf ihr einen kurzen, verständnislosen Blick zu, als sei er sich nicht sicher, wer sie war. Er wedelte mit dem Arm in Richtung Dünen und sagte heiser: »Geht zurück — wir werden ihn finden.« Dann stand er neben Bran, jeder von ihnen eine Hand auf dem Heft des Kristallschwertes, und Bran sah ihn von der Seite an, als warte er auf Anweisungen. Will sagte: »In die andere Richtung«, und ohne das Schwert loszulassen, waren sie im Nu verschwunden, als wären sie nie da gewesen. Alles, was Jane und Simon blieb, war der dunkle Schatten, der vor dem inneren Auge steht, wenn ein helles Licht plötzlich erlischt, denn im letzten Augenblick hatten sie eine blauweiße Flamme das Schwert hinauf- und hinunterzucken sehen.
    »Sie werden ihn zurückholen«, sagte Simon mit belegter Stimme.
    »O Simon! Was können wir tun?«
    »Nichts. Hoffen. Tun, was Will gesagt hat. Ooh!« Simon zog den Kopf ein und blinzelte. »Dieser verdammte Sand!« Und wie zur Erwiderung legte der Wind plötzlich zu, und der wirbelnde Sand fiel auf den Strand, um völlig still liegen zu bleiben, ohne eine Spur von seinem wilden Treiben — außer der verräterischen
    kleinen Anhäufung von Sand, der von jeder offen daliegenden Muschel und jedem Kieselstein rieselte.
    Schweigend stapften sie zusammen zurück zu den Dünen.
     
    Nichts nahm in Barneys Vorstellungen Gestalt an außer dem Gefühl von wirbelnder Geschwindigkeit und dann dem langsam wachsenden Bewusstsein, dass seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt war; seine Hände waren gefesselt, er spürte eine Binde über seinen Augen. Dann ergriffen ihn derbe Hände, stießen ihn vorwärts über steinigen Boden. Einmal stürzte er und schrie auf, als sein Knie gegen einen Felsen schlug; ungeduldige Stimmen in einer fremden, kehligen

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