Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Sprache ertönten, aber danach schob sich eine Hand unter seinen Arm und führte ihn.
Er hörte militärisch klingende Befehle und der Boden wurde glatter. Türen wurden geöffnet und geschlossen und dann blieb man mit ihm stehen und nahm die Binde von seinen Augen. Barney stellte blinzelnd fest, dass er von einem Mann mit wettergegerbtem Gesicht, dunklem Bart und glänzenden, dunklen Augen gemustert wurde; kluge, tief liegende Augen, die ihn an Merriman erinnerten. Der Mann lehnte sich gegen einen schweren Tisch aus Holz. Er trug Hosen und Wams aus Leder über einem dicken Wollhemd. Während er Barney immer noch musterte und seine Augen von Barneys Gesicht zu seiner Kleidung und wieder zurück zum Gesicht glitten, sagte er kurz etwas in der kehligen Sprache.
»Ich verstehe nicht«, sagte Barney.
Das Gesicht des Mannes verhärtete sich. »Tatsächlich englisch«, sagte er. »Die Stimme passt zu dem Haar. Ist es mit ihnen schon so weit gekommen, dass sie jetzt Kinder als Spione einsetzen müssen?«
Barney entgegnete nichts, weil er das Gefühl hatte, er spioniere wirklich, da er aus den Augenwinkeln zu entdecken versuchte, wo er sein mochte. Es war ein niedriger, dunkler Raum mit Holzwänden und -boden und einer Balkendecke; durch ein Fenster sah er Außenwände aus grauem Stein. Männer, die Soldaten zu sein schienen, standen in Gruppen herum; sie trugen nur eine Art lederner Rüstung über derber Kleidung, aber jeder hatte ein Messer im Gürtel stecken, und einige trugen Schießbögen, die so groß wie sie selbst waren. Sie sahen ihn feindselig an, einige mit offenem Hass. Barney schauderte plötzlich vor Furcht beim Anblick eines Mannes, dessen Hand ruhelos mit dem Messer spielte. Er sah verzweifelt zu dem dunkeläugigen Mann auf.
»Ich bin kein Spion, ehrlich. Ich weiß nicht einmal, wo ich bin. Man hat mich gekidnappt.«
»Gekidnappt?« Der Mann runzelte verständnislos die Stirn. »Gestohlen. Entführt.«
Die dunklen Augen wurden kälter. »Gestohlen, um dich in meine Festung zu bringen, in den einzigen Teil von Wales, in den kein Engländer einen Fuß zu setzen wagt, selbst meine Verbündeten nicht? Die Lords in den Grenzgebieten, die Markgrafen, sind dumm und tun in ihrer Rivalität viele törichte Dinge, aber so töricht ist keiner von ihnen. Versuch es noch mal, Junge, wenn du dein Leben retten willst. Ich sehe bis jetzt noch keinen Grund, warum ich nicht auf meine Männer hören sollte, die scharf darauf sind, dich innerhalb der nächsten fünf Minuten vor der Tür dort aufzuhängen.«
Barneys Kehle war trocken; er konnte kaum schlucken. Er sagte noch einmal flüsternd: »Ich bin kein Spion.«
Aus den Schatten hinter dem Anführer sagte der Mann mit dem Messer etwas mit derber, verächtlicher Stimme, aber ein anderer legte ihm die Hand auf den Arm und trat vor, um mit leiser Stimme ein paar Worte zu sagen. Es war ein alter Mann mit einem von tiefen Falten durchzogenen braunen Gesicht und dünnem weißen Kopf- und Barthaar. Er musterte Barney scharf.
Plötzlich kam ein weiterer Soldat hereingehastet und sagte sehr schnell etwas in der kehligen Sprache; der bärtige Anführer gab einen zornigen Ausruf von sich. Er sprach kurz mit dem alten Mann, nickte in Barneys Richtung und verließ dann mit abwesendem Blick den Raum, umgeben von seinen Männern. Nur zwei Soldaten blieben als Wache an der Tür zurück.
»Und wo bist du gestohlen worden, Junge?« Die Stimme des alten Mannes war leise und lispelnd und hatte einen ausgeprägten Akzent.
Barney erwiderte unglücklich: »Von ... von weit weg.«
Zwischen den Falten hervor sahen ihn glänzende Augen skeptisch an. »Ich bin Iob Goch, Barde des Prinzen, und ich kenne ihn gut, Junge. Er hat schlechte Nachrichten erhalten und das wird seine Stimmung nicht verbessern. Wenn er zurückkommt, rate ich dir, die Wahrheit zu sagen.«
»Der Prinz?«, fragte Barney.
Der alte Mann sah ihn kalt an, als ob Barney den Titel infrage gestellt hätte. »Owain Glyndwr«, sagte er mit kühlem Stolz. »Und in der Tat Prinz. Owain ap Gruffydd, Lord von Glyndyvrdwy und Sycharth, Yscoed und Gwynyoneth und jetzt in diesem großen Aufstand zum Prinzen von Wales ausgerufen. Ganz Wales unterstützt ihn im Kampf gegen die Engländer, und Henry Plantagenet kann ihn nicht fassen, kann nicht einmal seine englischen Kastelle hier halten oder die Städte, die sie so gern englische Burgen nennen. Ganz Wales erhebt sich.« Seine Stimme nahm einen bestimmten Rhythmus an, als singe er.
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