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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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»Und die Bauern haben ihr Vieh gegen Waffen vertauscht und die Mütter haben ihre Söhne zu Owain in die Berge geschickt. Waliser sind aus England in die Heimat zurückgekehrt und haben englische Waffen mitgebracht und die gelehrten Waliser aus Oxford und Cambridge haben ihre Bücher vergessen und sind zu Owain gekommen. Und wir sind dabei zu siegen. Wales hat wieder einen Führer. Und Engländer werden nicht mehr walisisches Land besitzen und uns verachten und von Westminster aus regieren, denn Owain ap Gruffydd wird uns zur Freiheit führen!«
    Barney hörte der leidenschaftlichen, schwachen Stimme hilflos zu und seine Unruhe wuchs. Er kam sich sehr einsam und klein vor.
    Die Tür wurde aufgestoßen und Glyndwr mit seinen Männern war wieder da, finster und stumm. Er blickte von Barney zu Iolo Goch; der alte Mann zuckte mit den Schultern.
    »Hör mir jetzt zu, Junge«, sagte Glyndwr, und sein Gesicht mit dem dunklen Bart sah grimmig aus. »In diesen Nächten ist ein Komet am Himmel zu sehen, um meinen zukünftigen Triumph zu zeigen, und von diesem Zeichen werde ich mich tragen lassen. Nichts wird mich aufhalten. Nichts — am wenigsten der Gedanke, einen Spion König Henrys in Stücke zu reißen, der sich weigert, über seinen Auftrag zu sprechen.« Seine Stimme hob sich ein wenig, mühsam beherrscht. »Ich habe gerade erfahren, dass eine neue englische Armee an der anderen Seite von Welshpool lagert. Du hast eine Minute Zeit, mir zu sagen, wer dich nach Wales geschickt hat und ob jene Armee weiß, dass ich hier bin.«
    Nur ein Gedanke übertönte jetzt noch die Furcht in Barneys Kopf:
Vielleicht gehört er zur Finsternis, sprich nicht, sage ihm nicht, wer du bist ...
    Er sagte mit erstickter Stimme: »Nein.«
    Glyndwr zuckte mit den Schultern. »Also gut. Ich habe noch einmal nach dem Mann geschickt, der dich zu mir brachte. Der Mann mit der hellen Stimme aus Tywyn, mit dem weißen Pferd. Und danach ...«
    Er hielt inne und starrte zur Tür, und als Barney sich umdrehte, schien das Wirbeln wieder da zu sein, die Geschwindigkeit und das Drehen ...
     
    ... und sich drehend, drehend stellten Will und Bran, beide immer noch das Kristallschwert haltend, fest, dass sie plötzlich zur Ruhe kamen. Eine schwere Holztür vor ihnen sprang auf und in einem dunklen Raum mit niedriger Decke sahen sie eine Gruppe bewaffneter Männer. Einer von ihnen stand für sich, ein dunkelbärtiger Mann, der Autorität ausstrahlte, und vor ihm stand Barney, sehr klein und mit angespanntem Gesicht. Mehrere Männer stürzten sich laut rufend und verwirrt nach vorn, aber der Bärtige rief ihnen ein kurzes, scharfes Wort zu, und sie zogen sich auf der Stelle zurück wie erstaunte Hunde, schnell, aber widerwillig, und sahen ihren Anführer mit einem Erstaunen an, das schon fast Misstrauen war.
    Will als ein Uralter spürte, dass seine Sinne wie Harfensaiten vibrierten. Er starrte den Mann mit dem Bart an, und der Mann starrte einen Augenblick lang zurück, bis sich die grimmigen Züge entspannten, veränderten, zu einem Lächeln wurden. Ein unausgesprochener Gruß in der Alten Sprache drang in Wills Gedanken, und laut sagte der Mann in stockendem Englisch:
    »Du kommst in einer wilden Zeit, Zeichensucher. Aber sei willkommen, wenn meine Männer dich nicht für einen weiteren englischen Spion halten, wie wir schon einen haben.«
    »Will«, sagte Barney heiser, »er behauptet ständig, ich sei ein Spion, und sie wollen mich töten. Kennst du ihn?«
    Will sagte langsam: »Seid gegrüßt, Owain Glyndwr.«
    »Der Größte unter allen Walisern.« Bran sah den bärtigen Mann voller Ehrfurcht an. »Der Einzige, der es jemals fertig brachte, Wales gegen die Engländer zu vereinen, trotz aller Streitigkeiten und Fehden.«
    Glyndwr musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. »Aber du ... du ...« Er warf einen unsicheren Blick auf Wills leeres, ausdrucksloses Gesicht und schüttelte verdrossen den Kopf. »Nein, Unsinn. Kein Platz für Träume in meinem Kopf, wo die letzte und härteste Schlacht auf uns wartet. Und die verfluchten Engländer rücken an wie Ameisen im Frühling.« Er wandte sich zu Will und zeigte mit einer Hand auf Barney. »Gehört der Junge zu dir, Uralter?«
    »Ja«, sagte Will.
    »Das erklärt viel«, sagte Glyndwr. »Jedoch nicht seine Dummheit, mir nichts davon zu sagen.«
    Barney verteidigte sich. »Wie sollte ich wissen, dass Ihr nicht zur Finsternis gehört?«
    Glyndwr warf den Kopf zurück und lachte kurz und ungläubig auf.

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