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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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draußen.«
    Großonkel Merry war plötzlich hellwach. Er richtete sich hoch auf und bot einen eindrucksvollen Anblick in seiner leuchtend roten Schlafanzugjacke. »Wie spät ist es?«
    »Nun, schon elf vorbei.« Mrs Palk strahlte ihn an.
    »Wo sind die Kinder hingegangen?«
    »Na, machen Sie sich bloß keine Sorgen. Die können schon mal einen Tag lang auf sich selbst aufpassen.«
    »Die kleinen Dummköpfe — wo sind sie hin?«
    »Aber, aber, Herr Professor«, sagte Mrs Palk spöttisch. »Tatsächlich haben sie sich schon auf den Weg gemacht, um Ihnen eine Autofahrt zu sparen; es sind rücksichtsvolle, gut erzogene Kinder, obwohl ihre Mutter ein bisschen verrückt ist — oh, Verzeihung. Sie sind nach Truro.«
    »Truro!«
    Mrs Palk lächelte unschuldig. »Ja. Simon war heute Morgen am Telefon. Ein scheußliches Instrument«, fügte sie vertraulich hinzu und schüttelte sich ein wenig. »Ich hab mich zu Tode erschreckt, so laut hat es geklingelt. Der Junge hat lange mit dem Mann, der anrief, geredet. Und dann kam er mit ganz ernstem Gesicht zu mir, das arme Kind — ›Mrs Palk‹, sagte er, ›da war ein Freund von Großonkel Merry am Telefon vom Museum in Truro, und er hat gesagt, er muss uns alle ganz dringend sprechen.‹«
    »Wer war es?«
    »Warten Sie einen Moment, Herr Professor, ich bin noch nicht fertig ... Simon sagte: ›Wenn Großonkel Merry noch schläft, sollten wir uns sofort auf den Weg machen und den Bus nehmen. Wenn er wach wird, kann er ja nachkommen.‹«
    »Sie hätten das nie zulassen dürfen, dass sie allein fortgegangen sind«, sagte Großonkel Merry scharf. »Entschuldigen Sie mich jetzt, Mrs Palk. Ich möchte aufstehen.«
    »Aber natürlich«, sagte Mrs Palk nachsichtig. Immer noch lächelnd und ungerührt segelte sie aus dem Raum.
    Nach wenigen Minuten war Großonkel Merry vollständig angezogen unten. Mit gerunzelter Stirn murmelte er nervös vor sich hin. Er lehnte das Frühstück ab und verließ mit großen Schritten das
Graue Haus.
Mrs Palk, die von der Haustür aus alles beobachtete, sah sein großes ramponiertes Auto auf der Straße auftauchen und davonbrausen. Eine schwarze Rauchfahne hing in der Luft, während es aus dem Dorf verschwand.
    Sie lächelte vor sich hin und ging ins
Graue Haus
zurück. Wenige Minuten später kam sie wieder zum Vorschein; ein leises, heimliches Lächeln zuckte immer noch um ihren Mund. Sie verschloss die Tür und ging mit ihrer Einkaufstasche hügelab auf den Hafen zu. Ein paar leuchtend rote und blaue Federn ragten nickend über den Rand ihrer Tasche, die an ihrer Seite auf und ab schwang.

10. Kapitel
    »Es ist gar nicht so einfach, wie ich gedacht hatte«, sagte Simon und runzelte die Stirn. Er schaute sich zwischen den zerklüfteten Felsen um. »Gestern Abend, von den stehenden Steinen aus, sah es aus, als wäre hier nur ein Felsbrocken, der die andern überragt. Aber es sind viele und sie sind alle so groß.«
    Der Wind, der von der offenen See her blies, ließ Janes Pferdeschwanz im Nacken hin und her tanzen. Sie hatte sich landeinwärts gewandt. »Es ist genauso, als ob man draußen auf See wäre. Als ob wir vom Land abgeschnitten wären und es von draußen betrachteten.«
    Das Ende von Kenmare Head war der unwirtlichste Ort, den sie je gesehen hatten, selbst jetzt wo das Sonnenlicht weit unten auf dem Wasser glitzerte und der Geruch der See in der Luft lag. Sie standen in einem rauen Gewirr von Felsbrocken, die sich fast an der Spitze der Landzunge kahl aus dem Gras erhoben. Vor ihnen fiel die grasbewachsene Böschung steil ab bis zu dem Punkt, wo die Klippe senkrecht abbrach. An ihrem Fuß, der sechzig Meter tiefer lag und wo die weißen Wellen unaufhörlich seufzten und grollten, lag wieder ein Kranz von Felsbrocken. Kein Zeichen von Leben oder Bewegung war zu sehen. »Es ist einsam«, sagte Barney. »Ich meine, der Ort hier fühlt sich selbst einsam. Anders, als wenn wir uns einsam fühlen. Was mag wohl der nächste Hinweis sein, falls es überhaupt einen gibt?«
    »Ich glaube nicht, dass es noch einen Schlüssel gibt«, sagte Jane zögernd. »Diese Stelle ist so endgültig. Von hier aus geht es nicht mehr weiter, alles weist hierher ... Komisch, dass wir niemandem begegnet sind. Meistens gehen doch Leute spazieren. Sogar auf den Landzungen.«
    »Gestern Nacht waren Leute da«, sagte Simon.
    »Oh, sei still. Ich versuche, mich nicht daran zu erinnern. Aber hier ist nicht das Geringste von irgendeinem Lebewesen zu sehen. Ich finde das

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