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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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anderen Sachen unten abwaschen. Du weißt doch, du hast deinen Kakao hier oben getrunken. Der gute Junge«, fügte sie zärtlich hinzu, »er ist immer noch halb am Schlafen.«
    Barney starrte sie an. Er fühlte sich schläfrig, aber nicht so schläfrig, dass er sich nicht erinnert hätte: Als er nach oben gegangen war, war Jane zu ihm ins Zimmer gekommen und hatte gesagt: »Mrs Palk sagt, ich soll deine Tasse mit runterbringen, wenn du ausgetrunken hast. Oder willst du noch mehr?«
    »Jane hat meine Tasse runtergebracht.«
    Mrs Palk ließ ihren Blick im Raum umherschweifen und starrte dann mit weit aufgerissenen Augen den leeren Nachttisch an. »Ach ja, das hatte ich ganz vergessen. Wie dumm von mir — ja, man wird alt. Nun, dann lass ich dich jetzt wieder schlafen, mein Herzchen. Es tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe.« Sie schob sich mit einer fast komischen Eile aus dem Zimmer.
    Barney war beinahe wieder eingeschlafen, als er vor der Tür leise Stimmen hörte. Dann kam Simon herein. Barney fuhr im Bett hoch. »Was ist passiert? Habt ihr was gefunden? Wo seid ihr gewesen?«
    »Es ist nicht viel passiert«, sagte Simon müde. Er zog die Windjacke und den Pullover aus und ließ sie zu Boden fallen. »Wir haben herausgefunden, wohin wir als Nächstes gehen müssen — wohin der nächste Hinweis führt. Es sind die Felsen ganz am Ende von Kenmare Head, direkt über dem Wasser.«
    »Seid ihr hingegangen, um nachzusehen? Ist da irgendetwas?«
    »Nein.« Simon war kurz angebunden. Er versuchte, sich nicht an die schrecklichen Augenblicke zu erinnern, als er und Jane im Dunkeln allein gewesen waren.
    »Und warum nicht?«
    »Der Feind war dort oben — darum. Sie waren überall um uns herum in der Dunkelheit, und einer davon war der Mann, der damals mit dem Jungen hinter mir hergelaufen ist. Aber Jane sagt, das wäre der Pfarrer. Ich weiß nicht, es ist alles schrecklich verworren. Jedenfalls sind wir weggelaufen und niemand ist uns gefolgt. Komisch, sie schienen alle Angst vor Gummery zu haben.«
    »Wer sind sie?«
    »Weiß nicht.« Simon gähnte ausgiebig. »Hör mal, ich geh jetzt nach unten und hole mir Kakao. Wir können morgen weiterreden.«
    Barney legte sich wieder hin und seufzte. »Schon gut. Ooh — « Er fuhr wieder hoch. »Wart mal. Mach die Tür zu.«
    Simon sah ihn mit einem fragenden Blick an und drückte die Tür ins Schloss.
    »Was ist denn?«
    »Ihr dürft nichts sagen, wenn Mrs Palk dabei ist. Nicht ein Wort. Sag das Jane.«
    »Warum nicht? Sie würde es sowieso nicht verstehen.«
    »Oh«, sagte Barney mit wichtiger Miene, »das meint ihr. Ich bin eben wach geworden und da schnüffelte sie im Dunkeln mit einer Taschenlampe im Zimmer herum. Nur gut, dass ich die Karte bei mir hatte. Sie ist hinter ihr her. Ich wette, dass sie hinter ihr her ist. Ich glaube, sie ist böse.«
    »Hmm«, machte Simon und betrachtete ihn skeptisch. Barneys Haar war zerwühlt, seine Augen von Schlaf überschattet. Es war leicht, anzunehmen, dass er das alles nur geträumt hatte.
     
    Als sie am Morgen nach unten kamen, hantierte Mrs Palk geschäftig in der Küche, schlug Eier in eine Schüssel, wobei ihr Ellbogen wie eine Maschine auf und ab flog. »Frühstück«, sagte sie munter. Barney beobachtete sie genau, konnte aber nichts außer guter Laune und strahlender Ehrbarkeit entdecken. »Und doch — davon ließ er sich nicht abbringen —, als er das Licht angeknipst hatte, hatte sie sehr schuldbewusst ausgesehen.
    »Es ist wieder ein herrlicher Tag«, sagte Jane fröhlich, während sie sich zu Tisch setzten. »Der Wind ist immer noch ziemlich stark, aber nirgends ist eine Wolke zu sehen. Er muss sie alle weggeblasen haben.«
    »Wir wollen nur hoffen, dass er nicht auch das große Zelt wegbläst«, sagte Mrs Palk und stellte einen riesigen Krug sahniger Milch auf den Tisch.
    »Was für ein Zelt?«
    »Was?« Mrs Palk riss die Augen auf. »Habt ihr nicht die Plakate gesehen? Heute findet doch das Volksfest statt. Die Leute kommen aus der ganzen Umgebung, sogar aus St. Austell. Es gibt alle möglichen Sachen; im Hafen gibt es ein Schwimmfest, und dann zieht die Kapelle umher, und auf der ganzen Straße von der See zum Dorf hinauf wird getanzt. Sie spielen den
Floral Dance.
Ihr kennt doch sicher die Melodie.« Sie begann lustvoll zu singen.
    »Ich kenne den Tanz«, sagte Simon, »aber ich dachte, sie tanzten ihn irgendwo anders.«
    »Helston«, sagte Jane, »der
Helston Furry Dance.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Mrs Palk.

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