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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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passte überhaupt nicht zu dem lila Plüschstegosaurus, den sie sich an die Taille drückte. »Haben Sie nicht vorhin gesagt, dass ein Mord etwas Persönliches ist? Sie hatten recht. Aber dies ist auch etwas Persönliches.«
    Li wartete.
    »Sie waren General Nguyens Studentin. Ihr Schützling. Sie haben sie durch ihren Verrat tief verletzt. Sie gibt Ihnen jetzt eine Chance, alles wieder in Ordnung zu bringen. Zurückzukehren
und falsche Entscheidungen zu korrigieren. Es gibt nicht viele, die eine solche Chance bekommen.«
    »Ich bin ihr dankbar«, sagte Li. Und in diesem Moment, was sie selbst erstaunte, war sie wirklich dankbar. »Aber was ich auf Compsons Planet getan habe, das habe ich getan, weil es mir richtig erschien.«
    Ash wrang das Plüschtier in ihrer Hand in einer Geste, die ganz unbewusst oder extrem gut geschauspielert war. Aus unerfindlichen Gründen erinnerte es Li an den flüchtigen Anblick der silbrigen Dehnungsstreifen auf ihrem ansonsten makellos designten Körper. »Was ist mit Ihrem Vorgehen auf Gilead?«
    Lis Visierauge zuckte, und sie rieb es heftig. Es war unerträglich, dachte sie wütend, dass ihr eigener Körper sie auf eine solche Weise verriet.
    »Ich erinnere mich nicht an Gilead«, sagte sie zu Ash. »Oder sind Sie die einzige Person im UN-Raum, die den Prozess des Jahrhunderts nicht live verfolgt hat?«
    »Nguyen sagte, dass Sie Ihnen die echte Spinvideoaufzeichnung beschaffen kann. Aber nur unter dem Vorbehalt, dass sie ausschließlich zu ihrer privaten Verwendung bestimmt ist.«
    Mit anderen Worten: Es wäre ein weiterer Beitrag zu der langen Reihe von »echten Spinvideoaufzeichnungen«, die alle keiner Paritätsprüfung und keiner Authentifizierung unterzogen werden konnten. »Danke, aber durch diesen Spiegelsaal bin ich schon gegangen.«
    »Sie hat damit gerechnet, dass Sie das sagen würden. Aber sie sagte auch, dass Sie die Aufzeichnungen trotzdem haben wollten, wenn sie sich ein wenig abgeregt und darüber nachgedacht haben.«
    Li dachte tatsächlich schon darüber nach.
    Sie dachte an einen klaren, blauen Morgenhimmel auf Gilead, an das weiche, feuchte Geräusch des Windes in den Bäumen nach einem nächtlichen Regen und an die Singvögel,
die man die ganze Zeit hören konnte, ein Gezwitscher von Baumkrone zu Baumkrone; aber nur ab und zu sah man aus den Augenwinkeln plötzlich eine strahlend bunte Feder aufblitzen, die gleich wieder verschwunden war, bevor man eine Gelegenheit hatte, etwas anderes zu bemerken, als dass es ein schönes Tier war.
    »Guter Schuss«, sagte die Stimme, die ihre zerfaserten Erinnerungen heimsuchte.
    Es hätte ihre Stimme sein können. Was aber auch auf die nächste zutraf.
    »Nicht gut genug. Mist. Ich muss seine Wirbelsäule um einen Millimeter verfehlt haben. Was sollen wir mit ihm machen? «
    »Mecklin? Du empfängst nur Rauschen? Wie weit hängt das Bataillon zurück?«
    »Ich kann sie immer noch nicht anfordern, Feldwebel … äh … Sir. Soweit ich weiß, haben sie den Fluss noch nicht überquert.«
    »Soll das ein Scherz sein?«
    »Kein Scherz, Sir. Sie gehen einfach nicht ans Telefon.«
    »Und wir haben … wie viele? Achtundzwanzig Gefangene? «
    »Neunundzwanzig, falls der hier noch lebt.« Eine vierte Stimme, deren Name Li auf der Zunge lag, aber dummerweise nicht über die Lippen kommen wollte. »Sechs A-Klasse-Konstrukte. Zweiundzwanzig Kampfmodelle. Außer dem hier alle von Aziz. Muss ihr Offizier vom Signalnachrichtendienst sein. Mein Gott, ist das widerlich! Wie hat er das bloß überlebt? «
    »Was sollen wir jetzt machen, Feldwebel? Sie markieren, damit sie abgeholt werden?«
    »Das geht nicht. Befehle. Gefangenentransporte sind auf Battalionsebene zu organisieren.«
    An diesen speziellen Befehl erinnerte Li sich noch. Oder glaubte es zumindest. Ein solider, scharfer Block organischer
Erinnerungen an einen eingebildeten Oberst, der im höhlenartigen Besprechungsraum des Abwurfschiffs stand, und daran, dass es beim damaligen politischen Klima unmöglich gewesen war, im Generalrat einen Resolutionsentwurf durchzubringen, und dass es ein Zermürbungskrieg gewesen war, in dem es darum ging, das »Badewasser schneller ablaufen zu lassen«, als die Syndikate es wieder auffüllen konnten. Ihre Anwälte – selbst die von Cohen angeheuerten, nachdem sie den Idioten rausgeworfen hatte, den ihr der UNSR zugeteilt hatte – hatten keinen Krümel eines Beweises dafür ausgraben können, dass der Kerl je existiert hatte, geschweige denn auf

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