Lichtjagd
Freunde mehr, sofern wir es jemals waren. Warum sparen Sie sich also nicht den Tanz der sieben Schleier und sagen mir, was Sie von mir will?«
»Ihre Hilfe«, sagte Ash schlicht. »Ihre Hilfe, um die Polykonfessionellen aus dem israelischen Geheimdienst zu vertreiben. «
»Und warum sollte mir daran gelegen sein?«
Ash riss ihre perfekt geschminkten Augen auf. »Ich hätte Sie für die letzte Person gehalten, die mich das fragt.«
»Wollen Sie der nächste reiche Ringbewohner sein, der einen Blick auf meine DNS wirft und zu wissen glaubt, was ich denken sollte und wer meine Freunde sein müssten? Dann stellen Sie sich hinten an. Am besten ziehen Sie eine Nummer.«
»Sie wissen, dass ich es nicht so gemeint habe.«
»Nun, ich fürchte, ich bin kein besonders heller Kopf. Sie wissen doch, wie diese Xenogen-Konstrukte sind. Ich wette, Sie haben schon viele hübsche Abendessen erlebt, bei denen ihre Mutter sich darüber beklagt hat, wie schwer sie sich als Küchenhilfen tun.«
Ash presste zornig die Lippen aufeinander.
Li erlaubte sich – endlich – ein ganz leichtes Lächeln.
Wir haben eine Entscheidung, meine Herren. Vorzeitiges Kampfende für das zauberhafte Fräulein Catherine Li durch technischen K.o. Und hoffentlich würde sie es nicht noch bereuen, wenn sie mal in der Klemme steckte.
»Schön«, sagte Ash. »Ich sage Ihnen, was Nguyen ausrichten lässt, und Sie können damit anfangen, was Sie wollen. Ich bin nur die Botin. Es gibt keinen Grund, mich mit Gift zu bespritzen.«
Gift spritzen? Nur die Botin? Hatte sich diese Dame zu viele Spinvideo-Actionfilme angesehen, oder wie kam sie darauf, dass Leute so redeten?
Das Baby hickste zweimal und schien jeden Moment loszuweinen. Ash beugte sich vor und tätschelte sein in eine Windel gewickeltes Hinterteil. Erstaunlicherweise schien diese Geste es wirklich zu beruhigen.
»Was dagegen, wenn ich rauche?«, fragte Li und holte ihre Zigaretten hervor.
»Ja, allerdings. Ich habe mich im Ring nie daran gewöhnen können.«
»Ich dachte, Sie stammen aus dem Ring.«
»Nicht direkt.« Und da war es wieder: das flüchtige Gefühl, dass die Person hinter der Maske aufgetaucht war und ebenso schnell wieder verschwand. So, als wenn sich bei Einsätzen im harten Vakuum ein Mannschaftskamerad das Visier abwischte, um einen unmittelbaren Eindruck von der Umgebung zu bekommen. Ein Spiegelbild, Augen, ein Spiegelbild – und das alles in so schneller Folge, dass man sich fragte, ob man das Gesicht im Helm tatsächlich gesehen hatte. »Es ist kompliziert.«
»Kann ich mir nicht vorstellen.«
Die reale Person – oder was immer sich in ihr versteckte – lugte noch einmal kurz hervor. »Wenn ich nicht befürchten müsste, dass Sie mich gleich wieder anfahren, würde ich sagen, dass ich überrascht bin, so etwas aus Ihrem Munde zu hören.«
»Und wenn ich wüsste, dass ich eine Antwort bekäme, würde ich Sie fragen, was das zum Teufel bedeuten soll.«
»Na dann.« Ash beugte sich vor, und ihre Hosenbeine rutschten hoch und enthüllten Fesseln, die – na gut, Li konnte es ruhig zugeben – äußerst reizvoll waren. Selbst wenn ihr diese Frau direkt von General Helen Nguyen geschickt wurde.
Li setzte sich auf und blinzelte, weil ihr plötzlich ein überraschender Gedanke kam. War Ash vielleicht Nguyens jüngster und wichtigster Schützling? Hatte diese hübsche Verpackung vielleicht die Leere ausgefüllt, die Lis Treuebruch hinterlassen hatte? Nun, Helen hatte immer schon einen eklektischen Geschmack.
»Sie haben Didis Instruktionen gehört. Alles, was er sagte, ist wahr. Aber er hat noch nicht alles gesagt. Und das, was fehlt, ist der Grund, warum ich mit Ihnen spreche. Didi war von Absaloms Auferstehung überrascht. Wir nicht. Wir haben schon seit einiger Zeit nach undichten Stellen auf hoher Ebene gefahndet. Es sind Informationen nach außen gedrungen, die nur für einen ganz kleinen Kreis bestimmt waren. Und deshalb haben wir eine Seite aus Gavi Schehadehs Buch genommen – oder sollte ich sagen Didi Halevys Buch? – und unsere eigene kleine Kontrastmittelsuppe gekocht. Wir haben diese Informationen an Didis Büro weitergeleitet. Und sie sind dort wieder aufgetaucht, wo wir am wenigsten damit gerechnet haben.«
»Bei den Polykonfessionellen«, tippte Li.
»Versuchen Sie’s mal mit dem KnowlesSyndikat.«
»Die Polykonfessionellen und die Syndikate sind nicht unbedingt die dicksten Freunde.«
»Nein, das sind sie sicher nicht.«
»Aber Syndikate und die
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