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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Palästinenser sind eine andere Geschichte. Und damit sind wir wieder bei Absalom.« Li hielt den Atem an. »Oder wollen Sie damit andeuten, dass jemand in Didis Amt eine direkte Verbindung zu Korchow hat?«

    »Ist das wichtig?« Ash ließ die Frage für einen Moment im Raum stehen. »Wissen Sie von der Liste des Premierministers? «
    »Die Kidon -Liste?« Der Legende nach gab es eine Liste, das geheimste Dokument in Israel, das die Namen von Männern und Frauen mit jüdischem Blut an den Händen aufführte, die von den Kidon oder Attentäterteams umgebracht werden durften, falls und wenn sich die Gelegenheit dazu ergab. »Natürlich habe ich davon gehört. Und?«
    »Gavi Schehadehs Name steht auf der Liste. Wie nicht anders zu erwarten. Aber der Premierminister hat seinen Namen nicht abgezeichnet, deshalb kann kein Zugriff erfolgen. Didi ist derjenige, der dazwischensteht.«
    »Sie sind ja auch alte Freunde.«
    »Habe ich etwas anderes behauptet?«
    Nein. Du hast mich nur an den Rand des Abgrunds geführt und mich selbst hinunterschauen lassen. Helen hätte es nicht besser machen können.
    »Was wollen Sie damit sagen? Dass Didi Absalom ist und dass er Gavi verleumdet hat, damit er nicht selber auffliegt? Oder dass Gavi wirklich Absalom war und Didi mit ihm unter einer Decke steckt? Oder … also, was denn nun? Sie schrauben die Dose auf und dann merken Sie, dass es ziemlich schwierig ist, die Köder wieder reinzustopfen.«
    »Hören Sie, wenn Helen unrecht hat, wird niemand glücklicher sein als ich. Aber wenn sie recht behält, werden wir froh sein, dass uns niemand in die Karten geschaut hat.«
    »Das Problem mit Helen ist nur … Könnte ich ein Glas Wasser haben?«
    Ash stand wortlos auf und tapste in die Küche. Li hörte Gläser, die im Schrank aneinanderklirrten, das Glucksen einer Flasche, die geöffnet wurde, und das Rauschen, als Ash ein Glas eingoss.
    »Das Problem mit Helen ist«, sagte Li laut genug, dass Ash es im Nebenraum hören konnte, »dass manchmal, wenn sie
auf jemanden versessen ist, echter Patriotismus im Spiel ist. Manchmal aber – diese Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht – ist es reine Politik. Und ich mag’s gar nicht, wenn ich in einem politischen Grabenkampf die Frau fürs Grobe spielen soll.«
    »Es ist keine Frage der Politik.« Ash kam wieder ins Zimmer und blieb, das Glas in der Hand, vor Li stehen. Wasser tropfte von ihren langen und makellos manikürten Fingernägeln. »Ich habe aus erster Reihe miterlebt, wie sich die Sache entwickelt hat. Ich habe die Spinvideoaufnahmen und die Bürounterlagen gesehen. Hier geht es wirklich um etwas. Ihr Land braucht Sie, Li. Die Pflicht ruft.«
    »Das letzte Mal, als Helen in meiner Gegenwart Orwell zitiert hat, wollte sie mich am Ende umbringen.«
    »Sie haben sich zwischen sie und Cohen geschoben. Es war nichts Persönliches.«
    »Blödsinn«, schnauzte Li, die nah daran war, die Beherrschung zu verlieren. »Wenn man jemanden umbringen will, ist es immer etwas Persönliches. Ich weiß, wovon ich rede. Mein Gott, ich verdiene mein Geld damit.«
    »Nach meinen jüngsten Informationen nicht mehr.«
    Sie starrten einander an. Diesmal rührte Ash sich nicht, blinzelte nicht und lächelte nicht einmal.
    »Weichen Sie mir nicht aus, Catherine. Denn es gibt in der UNSR-Zentrale einige Leute, die von ihnen eine klare Antwort erwarten. Wollen Sie von null auf hundert wieder einsteigen?«
    Und da war er. Der tiefe Sturz. Ohne jede Vorwarnung, sonst hätte man seine Nerven und seinen Magen darauf vorbereiten können. Eben steht man noch auf festem Boden; ein Schritt weiter, und schon stürzt man in den Gravitationsabgrund irgendeiner gottverlassenen Dreckskugel, die so aussieht, als könne man an ihr vorbei in den Weltraum stürzen, wenn man einmal falsch zuckt.
    Ash war eine Botin von Helen Nguyen, wie sie gestern Abend in Didis Haus bereits so behutsam hatte anklingen
lassen. Und Helen Nguyen hatte Li gerade ihre eigene, auf ihre persönlichen Bedürfnisse abgestimmte dumme Blondine in einem roten Ferrari angeboten.
    Sie wollte zugreifen. Das konnte sie nicht leugnen. Sie wollte die Macht. Sie wollte die Unabhängigkeit. Sie wollte das Gefühl, ihren Lebensweg selbst zu bestimmen, statt in Cohens Kielwasser herumgeschleift zu werden. Sie wollte das befriedigende Gefühl, dass sie eine Rolle spielte: dass sie eine derer war, die ihre Pflicht taten, die bereitstanden, um gewaltsam einzugreifen, damit die guten Menschen in dieser Welt nachts

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